Wie ist das, wenn ein Bestattungsfahrzeug für einen überschaubaren Zeitraum eine Straße blockieren muss? Wie denkst Du darüber? Deine Meinung interessiert mich sehr. Ich habe dazu eine Zuschrift erhalten und beantwortet.
Jeder Bestatter versucht, einen guten und störungsfreien Parkplatz zu finden. Aber manchmal geht das einfach nicht anders.
Die Alternative wäre ja, dass die Bestatter mit einer Leichentrage oder einem Sarg oft mehrere hundert Meter weit durch die Nachbarschaft laufen müssten.
Und das würde dann auch wieder zu Protesten aus der Bevölkerung führen.
Ich kenne das Dilemma aber nur zu gut. Die Straße, in der ich wohne, ist eine kurze, schmale Sackgasse. Auch hier kommen DHL, Amazon & Co., diverse Pizzadienste und auch mehrmals täglich Servicefahrzeuge von der Telekom, weil sich am Ende der Straße ein Telekom-Verteilzentrum befindet.
Mitunter ist hier also reger Verkehr. Und immer dann, wenn mal ein Fahrzeug die Straße komplett blockieren muss, z.B. weil wir Heizöl aus dem dicken Tankwagen geliefert bekommen, muss irgendjemand von ganz hinten, wo sich ein kleiner Durchlass für Fußgänger und Radfahrer befindet, unbedingt, ganz dringend und fürchterlich eilig mit dem Liegefahrrad da durch.
Einmal hat eine Tante mit Kinderanhänger am Fahrrad so ein Theater gemacht, dass der Öllieferant sogar seinen Schlauch wieder aufgewickelt hat, und mit dem 15-Tonner rückwärts aus der Straße ausgeparkt ist, nur um die Tante auf ihrer Fahrt zum Kindergarten durchzulassen.
Schön auch, wenn der Uber-Eats-Fahrer ganz hinten in der Sackgasse schneller ausgeliefert hat, als der Lieferando-Fahrer weiter vorne. Dann hupen sich die Lieferdienste gegenseitig an.
Nun ist es aber so, dass ich persönlich diese ganze Lieferei ja als Folge menschengemachten Luxus’ sehe. Wer viel bestellt, muss auch eben hinnehmen, dass geliefert wird. Bei Tod, Unfall und Krankheit hat sich aber niemand aktiv aus Bequemlichkeit dazu entschieden. Das sind die Sondermomente des Lebens, die eigentlich dazu führen sollten, dass man innehält, die Klappe hält und es hinnimmt, dass das jetzt eben mal sein muss.
wie seht Ihr das?
Ich bin der Meinung, dass ich den Einwand des Lesers richtig beantwortet habe. Aber ich möchte vermeiden, dass ich den Job des Bestatters für zu wichtig halte und den Anlass zu hoch setze.
Dass eine Straße blockiert wird, wenn die Feuerwehr anrückt, um einen Brand zu löschen, ist wohl die höchste Stufe einer Ausnahme.
Auch Notarzt und Rettungswagen wird man nicht in Frage stellen können.
Aber wie weit gehen die „Sonderrechte“, wie ich es mal nennen will, obwohl es sich natürlich nicht darum handelt, nach unten weiter?
Was will man hinnehmen, wo ist die Grenze und wer soll lieber laufen und schleppen, als kurz zu blockieren?
Bildquellen:
- leichenwagen-blockiert-strasse: Peter Wilhelm
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Hunderte Meter weit tragen ist nicht die einzige Alternative. Zumindest beim ausgeladenen Einkauf, einzuladenen Möbeln etc. (weniger bei Särgen – aber das liegt auch eher am vermutlich stattfindenden „ieeeh das will doch keiner sehen“ der Leute als an einem Sachgrund) halte ich es für durchaus vertretbar, den Transport durchs Treppenhaus und das Verladen zu trennen (d.h. das Fahrzeug wegzuschaffen vorm Hochtragen, bzw. es erst zu holen, wenn man sein Zeug runtergetragen hat).
Der Fragende soll von der Stadt einen Lieferparkplatz einrichten lassen, der ist dann verpflichtend zu nutzen…
Bei 5min bei sagt kaum wer was. Wenn es deutlich länger dauert sind aber Alternativen nicht nur sinnvoll, sondern aus meiner Sicht notwendig.
Die können sehr unterschiedlich sein:
Bei meiner schmalen Sackgasse möcht ich bei mehrstündigen Baumschnitt- oder Dacharbeiten vorher von den Nachbarn informiert werden, dann park ich gern außerhalb meiner Garage, wenn ich an dem Tag das Auto brauche oder geh mit dem Fahrrad durchs Gartentor andersrum raus. Bei den Nachbarn, die das regelmäßig vergessen, hab ich regelmäßig die Gärtner alles zusammenräumen lassen müssen, damit sie wegfahren und mich rausfahren lassen. Und falls ich an dem Tag wenig Zeitpuffer habe, bin ich dann auch entsprechend kürzer angebunden. Da die Gärtnerfirma das Problem inzwischen kennt, könnten auch die kurz bei uns paar Häusern, die sie blockieren klingeln und Bescheid sagen oder Zettel da lassen.
Bei einem Lieferdienst, der sich bemüht, zügig zu sein, sag ich nix. Bei einem, der in der Engstelle stehenbleibt und erstmal ein Dutzend Türen abklappert und dabei auch Fußwege in Kauf nimmt, weil er nicht umparken will, bin ich schon pissig geworden.
Möbelpacker und Handwerker, die schwere Sachen ausladen, ist ok. Möbelpacker und Handwerker, die aus Bequemlichkeit während der Montage den Lieferwagen stehen lassen, klingel ich raus und jag sie weg, vor allem, wenn mal wieder der Nachbar nicht vorgewarnt hat.
(Ich schick meine auch auf reguläre Parkplätze nach dem Ausladen, wenn sie meinen Anfahrtshinweis ignoriert haben)
Krankenwagen ist eine spezielle Situation, da such ich für mich Lösungen, ohne die bei ihrer Arbeit zu behindern.
Bestatter hatten wir noch nicht, seitdem ich hier wohne. Hängt sicherlich dann von der Dauer ab, wie lange er blockiert. Und so zeitkritisch wie ein RTW ist es da ja auch nicht …