Bestatter kennen das: Die Altenheime haben oft strenge Vorschriften, was die Abholung der Verstorbenen anbetrifft. Nur durch den Hintereingang, nur durch die Kartoffelküche, bloß nicht mit dem Aufzug, nicht die Heimbewohner stören, niemals mit dem Sarg oder der Trage durch die Halle.
Manche Heime ändern nun die Vorgehensweise und bestehen darauf, daß die verstorbenen Heimbewohner auf dem gleichen Weg das Haus verlassen, wie sie gekommen sind, nämlich durch den Haupteingang.
Das wiederum stört die Bewohner mancher Heime, die nicht Tag für Tag die eigene Vergänglichkeit so drastisch vor Augen geführt bekommen wollen.
In anderen Heimen habe ich erlebt, wie sich die Heimbewohner, jedes Mal wenn einer von ihnen abgeholt wird, zu einem letzten Lebewohl in der Halle versammeln.
Die Ansichten darüber sind also unterschiedlich.
Interessant ist aber die Begründung, die die Heimleitung im Falle eines Caritas-Heimes gefunden hat: Das gehöre zum Katholischsein dazu.
gefunden von Michael
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Ob es nun ein Katholischer Brauch ist vermag ich nicht zu sagen, doch möchte ich auch im Tod mit ein wenig Respekt behandelt werden und nicht bei Nacht und Nebel durch die Hintertür gekarrt werden.
Dieses Entsorgen verborgen vor aller Augen degradiert den Verstorbenen zu Abfall der unauffällig beseitigt wird um niemandes Gemüt zu verletzen.
Das ist wahrscheinlich von Seiten der Leitung gemeint. Zu einem ehrlich verstandenen Katholizismus gehört Respekt vor dem Leben und Respekt vor dem Tod.
Nicht vor dem Tod, nur vor den Toten.
Hier ist es seit Ewigkeiten so üblich, dass Verstorbene in den Pflegeheimen grundsätzlich mit einem Sarg und grundsätzlich durch den Haupteingang überführt werden. Der Tod gehört zum Leben und die Menschen verlassen das Pflegeheim eben durch den Eingang, durch den sie auch hineingekommen sind.
Auch ist es in vielen Fällen üblich, dass mind. eine Pflegekraft die/den Verstorbenen auf diesem Weg bis zum „Leichenwagen“ begleiten.
Negative Kommentare, wie in dem Artikel, kenne ich dabei nicht. Natürlich kommen auch mal Fragen, wer denn nun verstorben ist und damit verbunden auch eine gewisse Anteilnahme.
Einen Spruch einer heimbewohnerin, den ich inzwischen schon öfter gehört habe, geht mir allerdings nicht mehr aus dem Kopf: „Schaut mal, da hat’s wieder einer geschafft.“ – Kann man auch so uns so sehen.
Ich denke mal, dass den Bewohnern eines Senioren- oder Pflegeheims schon bewusst ist, dass sie da nicht mehr auf eigenen Füßen raus kommen – eine Zeiterscheinung.
An sich finde ich es gut, dass die Bewohner das Heim durch den selben Eingang, duchr den sie einst eingezogen sind auch wieder endgültig verlassen. Solange das mit Würde, im Sarg und nicht so wie auf den Foto gezeigt, geschieht geht das in Ordnung. Die Bewohner werde eine Zeit brauchen sich daran zu gewöhnen.
Die Begründung allerdings seitens der Heimleitung ist ausgesprochen dämlich, das hat nicht mit Katholisch-, Evangelisch oder Sonstwassein zu tun, sondern allenfalls mit einem vernünfitgen Verhältnis zum Tod und zum Sterben.
Die Tatsache, dass so viele Bewohner die Praxis ablehnen, sollte allerdings der Heimleitung zu denken geben, ob sie das wirklich würdevoll gestalten, ob sie das richtig kommuniziert haben und wie das eigene Verhältnis zu Tod und Sterben ist.
Das „vernünftige Verhältnis zum Tod und zum Sterben“, das du ansprichst, gehört allerdings zum christlichen Glauben durchaus fundamental dazu: „Christus ist mein [geistliches] Leben, Sterben [im Sinn dieser Welt] ist mein Gewinn“, schreibt Paulus, und man kann sagen, wer im Glauben stirbt, hat den Hauptgewinn gezogen.
Eine Anmerkung: wir wissen nur, was die Journalistin aufgeschrieben hat. Nicht, was der sich beklagende Hausbewohner von der Heimleitung gehört hat.
Noch eine Anmerkung: Sind es 40 Unterschriften oder 40% der Bewohner? Solche Häuser haben meist wesentlich mehr als 100 Bewohner.
Selbst wenn 40% gegen die „neue“ Praxis unterschreiben, dann haben 60% die neue Praxis gutgeheißen. Sollte man auch mal sehen. Warum werden so gern Minderheitenmeinungen der Mehrheit aufgedrückt?
Dritte Anmerkung: der Mann wohnt offenbar genau so, daß der Leichenwagen vor seinem Fenster zu parken kommt. Das erinnert mich an einen Haufen Artikel im Bestatterweblog über Leute, die keine Toten sehen wollen – ob im Bestattungsinstitut der Nachbarschaft, ob in Harburg (?) im Hospiz, …
Ich schließe mich Michael an. Zumal es „draußen“ ja auch nicht anders ist. Ich wohne in einer „Rentnerstadt“ und in unserer Straße hält ab und zu der silberne Wagen vom Ortsbestatter zu den entsprechenden „Verladetätigkeiten“, und diese werden nicht nach Einbruch der Dunkelheit über den Heizungskeller abgewickelt. Wo ist da das Problem? Der Tod gehört zum Leben, ob man nun katholisch ist oder nicht.
Bei uns im Krankenhaus erfolgt die Abholung aber schon über einen Nebeneingang. Das sehe ich da ein bissl anders. Da bei uns a.) sich die Haupthalle für die Transporte nicht eignet (Drehtür) und ein Krankenhaus ja nicht sowas „endgültiges“ hat, man dort ja oft als Angehöriger eben hofft und bangt (und es ja auch sehr oft gut ausgeht), das hätte eine ganz andere psychologische Dimension wenn dort Pietät Eichenlaub am Haupteingang anrollt. aber auch bei uns ist man vor dem Anblick „Bett mit Patient drin und Tuch über dem Kopf“ nicht sicher, die werden in den regulären Aufzügen transportiert, nur das in diesem Fall wirklich keiner mehr (freiwillig) zusteigt.
Wenn sich der Haupteingang wegen der Drehtür nicht eignet, müssen ja viele Patienten auch über den Nebeneingang ins Krankenhaus kommen, ist dann also schon ein regulärer Weg.
Das ist der Fußweg für gehfähige Patienten, Besucher u.s.w., Rollifahrer oder Patienten die mit Sanka auf der Trage kommen, gehen über einen Nebeneingang an der Notaufnahme rein 🙂
Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden.(Psalm 90 Vers 12)
Viele Leute neigen eben dazu, vor der Wahrheit die Augen zu verschließen, Tatsachen und Geschichte so lange zu verdrehen, bis sie in ihr Weltbild passen. Nur nicht aufwachen aus dem Dämmerschlaf.
Diese Geschichte oben passt genau dazu.
Vielleicht hätte man die Änderung der Praxis mit thematischen Angeboten zum Thema Sterben, Tod und Trauer begleiten können. Wenns ein konfessionelles Altersheim ist, wären ja auch Seelsorgende zur Verfügung, die ein solches Angebot machen könnten.
So wie sich der Artikel liest, hat der Horst ein Problem damit. Vielleicht sollte man ihm ein anderes Zimmer geben, vielleicht kehrt dann Ruhe ein. Bei Horst. 🙂
Es kommt aber natürlich auch auf das „Wie“ an, wenn man als alter Heimbewohner an einem Sonnentag auf der Terrasse sein Eis mümmelt, würde mir auch der Schreck in die Glieder fahren, wenn jemand polternd mit der Kiste aus der Tür kommt.
Mir scheint das eher ein Kommunikationsproblem zwischen Heimleitung und Bewohner zu sein. Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe erfahren die Bewohner oft erst in dem Moment vom Sterbefall wenn der Sarg bereits durchs Haus getragen wird.
Da kann ich dann schon verstehen daß der ein oder andere damit ein Problem hat, wenn er auf dem Weg zum Kaffeetrinken unerwartet einem Sarg begegnet.
Vll. sagen manche Altenheime das mit dem Hinterausgang auch, damit die anderen Anwohner nicht sagen „der hats gut, der hats geschafft…“ und dann noch einmal salutieren, um kurze Zeit später mit dem Sensenmann anzubandeln und selbst über die Klinge springen.
Sozusagen der Nachahmer-Effekt im Altenheimt…
Nein, Spass beiseite, ich denk mal vielen ist es eher unangenehm, wenn Tote öffentlich abgeholt werden.
(Stichwort: Die stinken ja alle und das gibt kein gutes Bild)
Ich kenne das Seniorenheim und die Ordensschwester (die dort in der Seelsorge tätig ist), die die Änderung angeregt hat. Sie hat bereits vor mehreren Jahren diesen Prozess des Umdenkens begonnen, indem sie im Empfangsbereich eine Hinweistafel hat anbringen lassen, auf der vermerkt wurde, wenn ein Bewohner verstorben war (und ich glaube, eswurde auch ein Bild mit angebracht). Sie sagte mir damals, dass es für viele der Bevohner auch wichtig sei, nicht kommentarlos zu verschwinden. Für begleitende Gespräche stand sie Kritikern und Befürwortern stets zur Verfügung, was jetzt sicher nicht anders ist. Unter diesen Umständen denke ich, dass die Vorgehensweise wirklich fundiert ist und begrüße es, dass der Heimleiter dazu steht.
Natürlich. Christen hocken doch eh im Jammertal der irdischen Existenz und warten auf das Paradis. Die sollten über jeden froh sein, der sein Ticket hat.
…ich finde es einen schlimmeren Anblick, wenn sich gegenüber der Haupteingänge von großen Kliniken Ladenlokale von Eichenlaub und Co breitmachen – ist nicht sehr motivierend für Patienten und Angehörige beim Blick aus dem Fenster Eichenlaub vor der Nase zu haben…
„Der Geier kreist schon über das Opfer….“
ich denke, dass es wichtig ist, auch die „andere Seite“ nicht aussenvor zu lassen. ich meine, man unterstellt einem alten Menschen ja schnell, dass er sich damit abgefunden hat, zu sterben. aber ist das wirklich so? und immer? Das lese ich zumindest aus einigen Kommentaren heraus. Man stelle sich vor, ein alter Mann kommt in ein Heim. Wollte hier vielleicht garnicht sein, weil er der Meinung war, alles noch gut allein regeln zu können. Nun sitzt er da und wird nahezu täglich daran erinnert, wie er eines Tages durchs Hauptportal herausgeschoben wird, wenn er aus dem Fenster sieht. Zugegeben kann ich mir nicht vorstellen, in seiner Situation zu sein. Vielleicht fehlt mir auch vor lauter Pragmatismus eine gewisse Spiritualität. MUSS man darauf bestehen, dass gestorbene Bewohner vor aller Augen durch den Haupteingang herausgetragen werden? Ich arbeite (in der Behindertenhilfe) ebenfalls in einem Wohnheim als Pfleger. Ein plötzlicher Todesfall vor einiger Zeit zeigte mir, dass es wichtig ist, mit den Bewohnern das geschehene zu besprechen und Rituale zu entwickeln. Die Frage, welchen Eingang der Bestatter benutzt,… Weiterlesen »
Sehe ich ähnlich.
Was mir sauer aufstößt, ist die Begründung: „Auch wenn der Umgang nicht auf hundertprozentige Gegenliebe stößt, bitte ich, uns als katholischen Träger zu verstehen“
Sprich: Auch wenn fast die Hälfte der Menschen das hier nicht möchte, tun wir es dennoch, nicht weil das katholische Gläubige sind und wegen des katholischen Gedankens, sondern weil der Träger katholisch ist. Sprich, weil wir hier das Sagen haben, da wir ein paar Prozent an dieser Einrichtung finanzieren und darum bestimmen können, wie das hier zu laufen hat.
Was die MENSCHEN denken, ist da egal – was an erster Stelle steht, ist da die interne Politik.
nuja wennde katholik bist ist es ja erfreulich das diesseits zu verlassen
Naja, wenn 40% die neue Regelung nicht gut finden, dann kann es einem gehörigen Anteil egal sein, damit immer noch etwa genauso viele Bewohner die Regelung gut finden.
Und wenn es etwa gleich viele Befürworter und Gegner gibt (egal um welche Fragestellung es geht), dann liegt es in der Natur der Sache, das etwas gemacht wird, „auch wenn fast die Hälfte der Menschen das hier nicht möchte“.
Als meine Oma vor zwei Jahren in einem Seniorenheim/Pflegeheim (Träger: Caritas) verstorben ist, haben sich zum Abschied/ Abtransport alle Pfleger/innen inklusive Heimleitung in einem größeren Raum, nahe des Haupteingangs versammelt und Abschied genommen (obwohl sie nur eine Woche da war). Der Heimleiter hat ein paar Worte und ein Gebet gesprochen. Der Sarg wurde dann durch den Haupteingang abtransportiert.
Alles in allem eine sehr kurze Geschichte, aber es zeigt, dass das Personal mitfühlt. Ich fand diesen Abschied sehr schön und auch sehr rührend. Außerdem stand am Eingang ein offenes Buch, mit dem Namen und den Geburts und Sterbedaten des Verstorbenen.
Ach, das Problem wird sich langfristig von selbst lösen und die, die neu einziehen, werden ja schon vorher Bescheid wissen, wie das mit dem katholischen Abschiednehmen geht.
Meine Schwiegermutter verstarb im KH und wir wolten,dass sie von der Station direckt abgeholt wurde..Es war machbar,durch einen Nebeneingang,der auch für Pat,ein Eingang war-.
Probleme hatte nur das Pflegepeesonal.
ich ersetze mal ei e durch ein r.