Starke und langanhaltende Trauer kann das Risiko, in den Jahren nach dem Verlust eines geliebten Menschen zu sterben, deutlich erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle dänische Langzeitstudie, die 2025 im Fachjournal Frontiers in Public Health erschienen ist 1.
Eine der ersten Studien mit Langzeitbeobachtung
Das Besondere an dieser Untersuchung: Sie begleitete über zehn Jahre hinweg 1.735 Erwachsene ab dem Jahr 2012, die kürzlich eine nahestehende Person verloren hatten – meist Partner, Eltern oder enge Freunde. Identifiziert wurden die Betroffenen über ein nationales Register, das auf kürzlich verschriebene Medikamente im Umfeld von Sterbefällen zurückgreift.
5 verschiedene Trauermuster
Schon in einer früheren Analyse hatte das Forschungsteam um Mette Kjærgaard Nielsen fünf typische Trauerverläufe definiert:
- Konstant niedrige Trauer (38 %): geringe Belastung über die gesamte Zeit
- Dauerhaft intensive Trauer (6 %): anhaltend hohe emotionale Belastung
- Starker Beginn, allmähliche Besserung (18 %)
- Moderater Beginn, Besserung mit der Zeit (29 %)
- Verzögerte Reaktion (9 %): erste starke Symptome nach rund sechs Monaten
Sterberisiko in der Hochrisikogruppe fast verdoppelt
In der nun veröffentlichten Langzeitstudie wurde der Beobachtungszeitraum auf zehn Jahre ausgeweitet – bis ins Jahr 2022. Dabei zeigte sich: Personen mit dauerhaft hoher Trauerbelastung hatten ein signifikant erhöhtes Sterberisiko. Ihr Risiko, in den Folgejahren zu versterben, war rund 1,9-mal höher als bei jenen mit dauerhaft niedrigem Trauerniveau.
Außerdem waren diese Menschen deutlich häufiger in psychotherapeutischer Behandlung, bekamen überdurchschnittlich oft Antidepressiva, Beruhigungsmittel und weitere Psychopharmaka verordnet.
Trauer belastet Körper und Psyche – nachhaltig
Obwohl sich die Unterschiede in der medizinischen Betreuung über die Jahre zwischen den Gruppen annäherten, blieb das erhöhte Sterberisiko der Hochbelasteten bis zum Ende der Studie bestehen.
Warum das so ist, lässt sich noch nicht abschließend erklären. Frühere Untersuchungen fanden bereits Hinweise auf vermehrte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Störungen oder ein erhöhtes Suizidrisiko im Zusammenhang mit intensiver Trauer.
Wer ist besonders gefährdet?
Auffällig: Viele Betroffene der Hochrisikogruppe hatten bereits vor dem Verlust psychische Belastungen oder eine medikamentöse Vorgeschichte. Auch ein niedriger Bildungsstand war ein häufiger Begleitfaktor.
Diese Erkenntnisse könnten helfen, gefährdete Menschen frühzeitig zu erkennen – noch bevor eine Krise eintritt.
Was können Hausärztinnen und Hausärzte tun?
Laut Studienleiterin Nielsen sollten Hausärztinnen und Hausärzte gezielt auf psychische Vorerkrankungen achten – etwa Depressionen – und Betroffene frühzeitig in begleitende Gespräche oder therapeutische Maßnahmen einbinden. Auch ein einzelner, gezielter Gesprächstermin zur Trauerverarbeitung könne viel bewirken.
Fazit:
Starke Trauer ist keine Schwäche – sie ist menschlich. Doch wenn sie zu einem Dauerzustand wird, kann sie krank machen. Trauer verdient Aufmerksamkeit, Begleitung – und manchmal professionelle Hilfe.
Wenn Du oder Deine Angehörigen unter anhaltender Trauer leiden, scheue Dich nicht, ärztlichen Rat oder therapeutische Hilfe zu suchen.
Empfehlung
Wenn Du Hilfe bei der Trauerbewältigung benötigst, empfehle ich Dir meinen wertvollen Ratgeber: „Wenn die Trauer kommt, so geht sie wieder“2.
Das Buch ist eine große Hilfe, wenn es darum geht, die schweren Stunden und Wochen nach einem Sterbefall zu bewältigen. Sehr viele Menschen haben es schon erworben und berichten mir, wie wertvoll dieser Ratgeber für sie war.
Bildquellen:
- trauerbewaeltigung: Peter Wilhelm KI
Fußnoten:
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