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Würdevolle Urnenbeisetzung

Lieber Peter Wilhelm;

Was mich zunehmend mehr irritiert, ist, dass die meisten Urnenträger vor dem Hinablassen der Urne in das Grab das Blumengesteck oben an der Urne abmachen. Es soll nicht mit in das Grab, sondern hinterher oben drauf gelegt werden. Leuchtet mir ein. Die Blumen waren teuer und man kann sie sich ja in den Tagen nach der Trauerfeier noch ein paar mal angucken, bevor sie verwelken.

Was mich aber stört, ist, dass sie die grünen Plastikpöpsel, mit denen das Gesteck befestigt waren, einfach an der Urne lassen. Und dann liegt also die Urne von Opa Hans zwanzig Jahre lang in der Erde mit den häßlichen Plastikpöpseln oben drauf in der Erde. Man sieht sie nicht, aber man weiß, dass sie da sind. Mich stört das sehr. Vor allem, weil man ja ahnt, dass nach ein paar Jahren die Urne sich auflöst und die Asche vom Regen in die Erde gespült wird und alles zurückkehrt in den großen Kreislauf von Werden und Vergehen.

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Nach zwanzig Jahren ist dann nur noch eins im Grab: drei bis vier alte grüne Plastikpöpsel zur Erinnerung an Opa Hans. Plastikmüll for Future. Muss dass sein?

Liebe Urnenträger und Bestatter, die Ihr das hier lest: Bitte macht diese Plastikdinger ab, bevor ihr die Urne ins Grab senkt! Es dauert nur ein paar Sekunden und stört viel weniger als der Gedanke an den Plastikmüll im Grab, der mich durch Jahrzehnte nervt.

Wenn ich könnte, würde ich das in mein Testament und in meine Patientenverfügung schreiben: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses und den Rest, wo immer ihr wollt – aber macht die Blumenpöpsel vorher ab! Bitte!

Ich kann dem nur zustimmen. Gleiches gilt übrigens für Särge.
Es ist doch durchaus eine clevere Idee, dem Bestatter und den Friedhofsmitarbeitern zu sagen, dass der teure und aufwendige Blumenschmuck nicht mit ins Grab soll. Unter der Erde nutzt er niemandem was. Auf dem zugeschaufelten Grab kann er aber noch eine ganze Weile als Schmuck dienen.

Urnen- und Sargdeckel-Gestecke müssen aber irgendwie auf der Urne bzw. dem Sarg befestigt werden. Oft geschieht das bei Särgen einfach, indem das Sarggesteck auf einem Stück Vierkantholz aufgebaut wird, das dann schlicht und ergreifend auf den Sargdeckel geschraubt wird.
Bei Gestecken, die abgenommen werden sollen, geht das natürlich nicht. Hier wird oft mit eine klebrigen Knetmasse gearbeitet.

Egal wie, der Blick auf die Urne oder den Sarg in der Erde ist der letzte Blick, den Angehörige auf ihren Verstorbenen werfen können. Dieses Bild bleibt in Erinnerung. Deshalb sollten alle Beteiligten alles dafür tun, dass dieser Eindruck nicht durch Schrauben, Drähte, Knetmasse oder doppelseitiges Klebeband gestört wird.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Oktober 2019

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2 Kommentare
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5 Jahre zuvor

Hier bleibt der Blumenschmuck auf dem Sarg, bis die Beerdigung vorbei ist und das Grab zugeschaufelt wird.
Bei den Urnen ist mir noch nie ein Plastikpöpel aufgefallen. Der Blumenkranz liegt um das Grabloch, bis alles vorbei ist.

Brandy
5 Jahre zuvor

Das da nach 20 Jahren nichts mehr im Grab ist, außer irgendwelche Kunststoff-Teile, ist so nicht ganz richtig: In den meisten Fällen ist eine Standart-Urne noch nahezu komplett erhalten. Schmuckurnen aus Kupfer, Ton, Naturstein, etc, sowie die eigentliche Aschekapsel überdauern die Zeit, je nach Bodenbeschaffenheit sind diese nach Ablauf der Ruhefrist, zumindest noch funktionell, intakt. Spästestens bei einer Neubelegung der Grabstätte werden diese entfernt, die darin befindliche Asche wird ohne Behältnis an anderer Stelle auf dem Friedhofsgelände der Erde übergeben (begraben).




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