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Da fahren wir jetzt mal hin 2

Ich war ja ebenso wie ihr gespannt auf den Ausgang der Geschichte. Manfred und Harry haben mir gerade Bericht erstattet und ich habe viel nachgefragt. Jetzt weiß ich, wie es war.

Da hatten ja über Tage hinweg Kinder vor allem in den Abendstunden unter unserer Firmennummer angerufen, und immer wieder den selben Spruch ins Telefon gesungen: „Drei Schnaps, drei Bier, das trinken wir!“ Manchmal konnte man gar nicht verstehen, was die da riefen, so laut mussten die schon während des Anrufs lachen.
Die machten sich also offensichtlich einen Spaß und wir verstehen Spaß. Nur ist es für uns nervig, weil wir ohnehin immer in Alarmbereitschaft sind und bei jedem abendlichen Telefonklingeln immer denken, daß wir jetzt ausrücken müssen. Immerhin sind dann ja bis zu vier Mitarbeiter involviert. Bei echten blinden Alarmen ist der Mann am Telefon betroffen, zwei Fahrer die ausrücken und eventuell noch jemand der die Beratung machen soll.

In diesem Fall war ja aber schon beim ersten Zuhören offensichtlich, daß das nur Juxanrufe waren. Ich hatte überlegt, was man da machen kann. Ganz klar, es handelte sich um Kinder, die offenbar Gefallen an unserer „glatten “ Rufnummer gefunden hatten.
Eine glatte Rufnummer, manche werden das wissen, ist eine Telefonnummer, die so ähnlich ist wie beispielsweise 222333 oder 203040 oder 404040. So in dieser Art ist unsere Nummer auch. Man kann sogar vermuten, daß die Kinder einfach irgendeine lustige oder einfache Zahlenkombination getippt haben, ohne zu wissen, wer sich da meldet.

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An unsere glatte Rufnummer sind wir übrigens auf ganz lustige Weise gekommen.
Wir hatten früher eine Rufnummer, die von Amts wegen schon recht griffig war, allerdings nicht so griffig und leicht zu merken wie die oben genannten. Doch im Zuge der Umstellung auf ISDN vor einigen Jahren bekamen auch wir eine 7stellige Nummer und die war kryptisch.
Ich traf dann mal in einer Kneipe einen jungen Mann, der mir aus einem Grund, an den ich mich heute nicht mehr erinnere, seine Adresse und Telefonnummer aufschrieb. Und diese Rufnummer war geil. Sie war 5stellig, ISDN-fähig und fast so wie 20020.

Ganz durch Zufall erfuhr ich dann, daß der junge Mann vorhatte aus unserer Stadt fortzuziehen und sofort habe ich mich um die Rufnummer bemüht. Bei der Telekom war man aber wenig kooperativ. Also ging ich einen anderen Weg und habe sofort die kleine Wohnung angemietet. Für genau sechs Monate, mit weniger war der Vermieter nicht einverstanden; ihm hatte ich vorgeflunkert, das sei als Übernachtungsstätte für auswärtige Mitarbeiter gedacht. Nach diesem halben Jahr konnte ich die Rufnummer dann offiziell mitnehmen und auf die Firma übertragen. Wir haben einfach noch eine 0 angehängt, die spielt beim Wählen keine Rolle, aber 200200 ist sehr gut zu merken.
(Wiegesagt, das ist nicht unsere echte Nummer.. nur mal so als Hinweis für die „Detektive“.)

Doch kommen wir zurück zu unseren „spielenden Kindern“. Harry und Manfred haben sich gestern Abend aufgemacht und sind mit dem Leichenwagen dorthin gefahren. Dank Rufnummernübermittlung war es überhaupt nicht schwer, herauszufinden von wo der Anruf kam.
Um 20 Uhr haben sie dann dort geklingelt und es machte ein etwa 8jähriges Mädchen auf. Direkt hinter ihr stand ein circa 12jähriger Junge. Harry hat sein schaurigstes Gesicht gemacht und etwas mit den Armen geschlenkert und Manfred hat nur mit Grabesstimme gesagt: „Drei Schnaps, drei Bier, das trinken wir!“

Die Tür flog ins Schloss und man hat gehört, wie die Kinder kreischend weg rannten.
Kurz darauf kam ein Mann an die Tür, erst etwas zornig, dann sehr verwundert und ließ sich von unseren beiden Männern erklären, weshalb sie gekommen waren. Es war der Vater der Kinder, der mit seiner Frau vor dem Fernseher gesessen hatte und gar keine Ahnung davon hatte, was die Kinder treiben. Derzeit sei noch ein Cousin (13) zu Besuch und die Kinder hätten sehr viel Spaß, würden viel tuscheln und lachen.
Bei den heutigen Verhältnissen haben unsere Männer eher damit gerechnet, daß der Vater sich jetzt gluckend und schützend vor seine Kinder stellt und es als Zumutung empfindet, daß man wegen sowas mal abends vorbei kommt. Aber offenbar hat der Mann den Sinn der Aktion verstanden und war der Meinung, ein heilsamer Schock könne nicht schaden.

Er winkte unsere beiden Fahrer herein. Sie sahen, wie die Kinder oben an der Treppe hockten und herunter schielten. „Na, dann kommen Sie mal rein. Die Kinder sind oben“, sagte der Vater und zwinkerte unseren Fahrern mit Verschwörermiene zu.
Harry und Manfred sind mit schweren Schritten weiter ins Haus gegangen und als Harry wieder mit Armen und Beinen geschlenkert hat, huschten die Kinder oben von der Treppe weg. Dann hat Harry gesagt: „So und wo sind die Kinder jetzt? Wir sind gekommen, um sie abzuholen!“
Mit wenigen Worten setzte der Vater seine Frau darüber in Kenntnis, was da vorging und dann sind beide, Mutter und Vater nach oben gegangen und haben die Kinder heruntergeholt. Man kann sich vorstellen, wie die drei geschlottert haben. Nur der Cousin machte noch ein trotziges Gesicht, aber ein bißchen Armeschlenkern von Harry machte auch ihn weich.

„Her mit dem Telefon!“ kommandierte der Vater und ein Blick in die Anrufliste bestätigte, daß die Kinder nicht nur bei uns, sondern offenbar noch bei zahlreichen anderen Leuten seit Tagen immer wieder angerufen hatten.
Dann wurde die Situation für das kleine Mädchen zuviel und sie fing an zu weinen.
Es wurde Zeit, den heilsamen Schecken zu beenden.
Unsere Männer haben den immer noch schlotternden Kindern einen Vortrag darüber gehalten, was alles passieren kann und wie lästig das ist, wenn immer die gleichen Leute das Opfer von Telefonstreichen werden.
Der Vater verhängte noch ein zweiwöchiges Telefon- und Handyverbot und dann durften die Kinder unter mütterlicher Anleitung ins Bett verschwinden. Unsere Männer haben noch ein (selbstverständlich absolut alkoholfreies) Getränk einnehmen dürfen und ernteten nichts als Verständnis und mehrfache Entschuldigungen der Eltern.

So gesehen ist die Sache gut ausgegangen, hätte auch anders kommen können, bei den heutigen Eltern weiß man ja nie…

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