„Ha, Sie sind ja größenwahnsinnig!“
„Bin ich nicht.“
„Unverschämtheit!“
Der andere legt auf, ich starre noch einen Moment in den Telefonhörer, schmunzele und lege ihn weg. Was war passiert?
Das Erscheinen des Buches zum Weblog hat ein gewisses öffentliches Interesse verursacht. Etliche Zeitungsverlage wollen Informationen und Interviews, Radiosender möchten Kurzbeiträge aufnehmen und sogar das Fernsehen hat sich schon gemeldet. Ich bin bei sowas immer ganz aufgeregt, mache das aber gerne, denn Klappern gehört zum Handwerk, ich sagte es ja schon mehrfach.
Natürlich melden sich auch Buchhandlungen, Bibliotheken und andere Institutionen und fragen an, ob ich nicht eine Lesung dort abhalten könne.
Klar, wenn da in einer Gegend mehrere Termine praktisch zusammenpassen, dann könnte das was werden. Und man muß nicht einmal größenwahnsinnig sein…
…wenn man dann für eine solche Lesung auch etwas verlangt. 300 Kilometer Fahrt wollen bezahlt sein, wenn die Veranstaltung am Abend ist, fällt auch noch eine Übernachtung an und ein wenig Zehrgeld darf man ja wohl auch erwarten. Das hatte ich meinem Gegenüber am Telefon auch erklärt, doch der empfand das als Zumutung. Man könne das ja freitags machen, da wär‘ ja sowieso überall um zwölf schon Schluß und so entstünde mir kein Arbeitsausfall; und 350 Kilometer, na das sei ja wohl kein Problem, die könne man locker wieder heimfahren.
So an die sechs Kisten Sekt und 8 Pakete Orangensaft solle ich bitte mitbringen und auf diese Weise für die Verköstigung seiner Buchladenkunden sorgen, um die Schnittchen kümmere er sich, die Rechnung könnte ich anschließend bei ihm begleichen. Ach ja, was denn da bei den Büchern noch ginge? Vom Verlag könne ich als Autor doch Prozente bekommen und da solle ich doch gleich mal 40 bis 50 Exemplare mitbringen und ihm auf Kommission da lassen. Mal sehen ob er da was verkaufen könne, den Rest schicke er mir irgendwann wieder zurück.
Angesichts seiner Großzügigkeit, seinen Laden zwei Stunden lang zur Verfügung zu stellen, sei das alles ja wohl eine Selbstverständlichkeit und ich solle doch froh sein, daß er mich so großartig unterstütze…
Dann sagte ich ihm, was ich mir so vorstelle, damit Fahrtkosten und Aufenthalt dabei herauskommen und dann meinte er: „Ha, Sie sind ja größenwahnsinnig!“
Tja dann…
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Was hat der denn genommen?
@Ma Rode: Egal was das war, ich hätt auch gern was davon. *g*
Ist doch klar was der nimmt. Er hats ja quasi bestellt: „…sechs Kisten Sekt…“
Ich würde sagen, daß ist der Vorteil, wenn man Autor nur zum Spaß ist und „was anständiges“ als festes Standbein hat. Dann ist man nicht auf die Gunst solcher Halsabschneider angewiesen, gottlob. Man sollte heutzutage wirklich nicht versuchen, vom Schreiben zu leben…
Egal was es war, es war entweder zuviel oder zu wenig!
Unglaublich. Manche Leute meinen scheinbar, sie wären der Nabel der Welt und alles müßte nach ihrem Kopf gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Buchautor auf die „freundliche Einladung“ dieses Herren eingeht – selbst wenn man werben muss, macht es keinen Sinn, dabei so viel draufzulegen. Ist ja auch die Frage, was dabei für den Autor rumkommt. Ich kenn mich da nicht aus, denke aber nicht, dass Autoren für ihre Lesungen noch Geld bezahlen. (Wir haben mal eine Buchvorstellung – ohne Autor – mit unserer Mittelaltertruppe begleitet, da gabs Geld von der Buchhandlung und noch einen Büchergutschein für jeden. Die Spendenbescheinigung, die wir ausstellen konnten, hat die Entscheidung sicher erleichtert, aber dennoch…)
Ich bewundere deine resolute Art. Hätte auch gern ne Scheibe davon……
„… und könn wir auch ein bißchen Deko, also Leichenwagen, zwei Träger (Sandy nicht vergessen!) und nen Sarg zum hinstellen mit ner richtigen Leiche…?“
Tom, schau mal auf YouTube oder Clipfish, ob das Gespräch nicht längst hochgeladen ist!
hmmm…das klingt fast wie ein Buchhändler bei mir in der Ecke. Ich kenn tatsächlich einen, der tickt genauso.
Übrigens ein Grund, warum ICH nicht mehr bei ihm kaufe :o)
Also echt, du bist ja auch verrückt!
Undankbarer Undertaker! 😀
Ich muss mir das merken – freitags nach zwölf wird nicht mehr gestorben. Könnte ja mal wichtig werden, wenn der Sensenmann vor der Tür steht und sich in der Uhrzeit geirrt hat.
Aus Verlagssicht kann ich sagen: Es gibt solche und solche Buchhändler. Die einen Räumen ihren Laden aus, Bestuhlen ihn, kleben Plakate, kaufen Sekt und Schnittchen, besorgen dem Autor ein schönes Hotelzimmer oder quartieren ihn gleich im Gästezimmer ein (was sehr nett sein kann). Die anderen verlangen 50-500 € „Entschädigung“ für ihren Aufwand und erwarten, daß der Verlagsvertreter die nicht verkauften Bücher nach spätestens 2 Wochen persönlich wieder abholt, natürlich bevor die Rechnung fällig wäre.
Von den Rabatten, die da ausgehandelt werden, will ich gar nicht anfangen…
*nachdenklich*
Ich glaub, wir wissen alle nicht mehr, wie man Leistung richtig honoriert. Das fängt bei Hungerlöhnen an (es kann doch nicht sein, dass jemand pro Tag 10 Stunden und mehr buckelt und ergänzend Hartz IV bekommt, weil der Verdienst nicht ausreicht), geht rüber über die Geiz-ist-geil-Mentalität bis hin zu den Leuten die Tom hier beschrieben hat.
Und letztlich steht als Grundproblem fehlende Wertschätzung.
Und damit Tom es auch schön warm hat, soll er auch die Kohlen zum Heizen mitbringen 😉
@Tante Jay: Das scheint das selbe Zeug zu sein, dass die meisten deiner Lehrer auch nehmen. Aber lass es lieber, es macht größenwahnsinnig, verzerrt die Realität und scheint dem IQ nicht gerade förderlich zu sein.
@Oliver: Mag sein, aber:
Man lebt verdammt gut damit *g*
Und bitte die Becher für die Getränke und Teller für die Schnittchen nicht vergessen!
Tja und 350 km, die sind doch nix! Je nach Verkehrsdichte so 4 bis 6 Stunden. Die hast Du doch locker übrig, vor allen Dingen für umsonst.
…und wer spült, fegt, räumt anschliessend auf? ach, ja frau büser….
Bei unserem Weinfest lief jemand mit „Onkel Hottes Märchenstunde“ rum, stellte sich als Märchenvorleser vor, setzte sich zu den Leuten, las garstige Märchen vor, um anschließen die Leute auf seinen in 14 Tagen neu eröffnenden Buchladen hinzuweisen. Derselbe Händler hatte die Naivität, bei einem anderen Buchhändler vorstellig zu werden um sich dort Unterstützung holen zu wollen. Es kann mich immernoch überrraschen, wieviel Realitätsferne mancher Geschäftsgründung zugrunde liegt. Lustig auch, wenn Kleinstverlage oder Selbstverleger es schaffen, eine werbende Rundmail per Outlook-Express an Buchhändler zu schicken, Einhundert Adressen in CC eingefügt, statt in BCC, dazu noch eine 2MB PDF-Datei im Anhang von der ach so wichtigen einmaligen Lebenserinnerung.
(Kalenderwerbung per Mail ist genauso schlimm.) Die Absender bedenken einfach nicht, das viele Buchhändler keine Flatrate haben und die Werbung per ISDN zum Minutenpreis runterladen möchten. Wenn dann noch jemand solche Adresslisten empfängt, der keine Ahnung von Viren hat, spamt der anschließend alle Anderen auf der Liste mit Virenmails zu.
Einen Buchladen aufzumachen, erfordert offensichtlich keine Qualifikation, zum Glück gibt es aber auch gute Buchhandlungen mit Fachpersonal.
Nein, Autoren lesen nicht umsonst. Bekommen wir denn die Brötchen umsonst? Kommt der Klemptner umsonst?
Hier gibt es Tipps:
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1148975575
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1209022735
http://vs.verdi.de/urheberrecht/angemessene_verguetungen/lesehonorar
> Werbung per ISDN zum Minutenpreis runterladen Wird keiner dazu gezwungen. Praktisch jedes bessere Mailprogramm lässt sich so einstellen, dass es erst einmal nur die Betreffzeilen lädt und die komplette Mail erst bei Interesse, aber ohne Anhänge bzw. Mails oberhalb einer vorzugebenden Menge an KB einfach auch gar nicht. Eine gewisse Gewandtheit im Umgang mit dem Mailprogramm ist dazu allerdings Voraussetzung, aber die eignet man sich rasch an, wenn man auf ISDN-Minutentarife angewiesen ist. Und überhaupt, ISDN ist doch flott! Ich habe meine „Internet-Karriere“ mit einem 14.400-bit/s-Modem begonnen. „Ta-düüü – brrt – brrt – brrt – brrt – mieeeeeep“ und so… Aber zurück zum Thema: Ich bin ja inzwischen stolzer Besitzer eines „Gestatten, Bestatter!“-Buches und habe es auch ganz gelesen, auch wenn ich die meisten Geschichten schon aus dem Weblog kannte. Aber für eine Lesung mit Tom würde ich sogar Eintritt bezahlen. Denn vorgelesen wirken die Geschichten einfach besser. Und was mir am Buch auch gefehlt hat, das ist die Dynamik, die so ein Weblog dann doch hat. Manchmal habe ich am Ende eines Kapitels… Weiterlesen »
In der Grafik kommt man nicht selten für einen Auftrag statt echten Geldes die Möglichkeit angeboten, seinen EIGENEN NAMEN auf dem zu druckenden Werk verewigen zu dürfen! Meist grinsen solche «Kunden» aber schon dümmlich und kriegen eine rote Birne, während sie das vorschlagen. Irgendwie spüren sie doch zumindest, wie hirnrissig das ist. Interessanterweise finden das aber dann doch viele auch noch raffiniert. Nach dem Motto: «Wäre ja noch schöner, für so eine Arbeit auch noch Geld zu verlangen – der soll froh sein, dass der das überhaupt für uns machen darf!»
🙂
Ähm, was ich mir als naive Leserin gerade frage: Wie kann der Tom eigentlich auf öffentliche Lesetour gehen? Ists da nicht schlagartig vorbei mit der Anonymität?
Ansonsten wünsche ich allen, die in den Genuss kommen, Tom live zu hören (und zu sehen!) viel Spass. Dass er sich in eine schweizer Buchhandlung verirrt, nehme ich jetzt eher nicht an. By the way: Hat jemand schon einmal in einer schweizer Buchhandlung Tom’s Werk gesehen? Oder ist der Markt dafür einfach zu klein?
Ja, Alwin, das Mailprogramm lässt sich so einstellen, aber nicht jeder (Buch-)Händler oder Handwerksmeister. Vor zehn Jahren habe ich noch ein Mailprogramm so eingestellt, das es stündlich automatisch per Modem einwählte und die empfangenen Emails nach Betreffzeile „Bestellung“ auf den Drucker schickte. Für den Händler wars wie das Wegnehmen eines empfangenen Fax. Für viele ist der PC auch nur ein ungeliebtes Werkzeug, wie der gesamte Bürokram, weil sie einen handwerklichen Beruf gelernt haben und dort die Fachkunde haben, nicht im PC-Bereich. (Wie bei den Lehrern) Was macht man mit einer so schönen Kundenmail per web.de mit blauem Briefpapier und Delphin als Hintergrund? Einfach wegen Übergröße ausfiltern? Wenn der Buchhandel groß genug ist, daß sich eine Fachkraft nur mit dem PC-Kram befassen kann, sieht das sicher so aus, wie von Dir beschrieben. (Oder wenn der Händler ansonsten so wenig zu tun hat, das er sich selber mit dem PC befassen kann.) Btw.: ISDN habe ich zu einer Zeit kennengelernt, als es nur auf dem Papier existierte, Modems hießen noch Akkustikkoppler, oder liefen mit max. 9600 bit/s.… Weiterlesen »
Sowas gibt es ???
Autoren die MICH bezahlen, um bei mir lesen zu dürfen ?
TOLL !!
Spaß beiseite, der Kollege ist ja wohl mehr als unverschämt, auf so eine Idee würde ich niemals kommen.
Natürlich ist es für kleine Buchhandlungen immer problematisch einigermassen bekannte Autoren für eine Lesung zu bekommen, weil die eben einen gewissen Betrag haben wollen (müssen). Die Fahrkosten wollen erstattet werden, Übernachtung usw.. Das kann man als Händler mit den paar verkauften Büchern und dem Eintritt meist nicht wieder rausholen.
Daher suche ich mir für Veranstaltungen (noch nicht so bekannte)Autoren aus der Umgebung, die nach der Veranstaltung wieder nach Hause fahren.
@schwyzerin
Hab ich mich auch schon gefragt und mich gewundert wieso sonst niemandem diese Frage einfällt…
Zwei Vorschläge zur Lesung:
Es liest Tom hinter der Schattenwand.
(bitte mit Zylinder, wie im Icon)
Es liest Peter Wilhelm.
(allgemeines Rätseln, ob da wirklich Peter Wilhelm sitzt oder nicht doch der Tom)
@ schwyzerin und @ name
Ich habe Toms Werk in meiner Buchhandlung in der Schweiz extra bestellt und beim Abholen die „nötige Reklame“ dafür gemacht. Da mich die Buchhändler als treue Kundin schon kennen – hoffe ich, es hat etwas genützt.
Auch habe ich bei Amazon eine entsprechende Kundenbeurteilung geschrieben.
Schönen Abend
VIOLETTA
Also sowas aber auch. Schön das Freitags nach 12.00 Uhr keiner mehr daran denkt über den Jordan zu hupfen. Ich wußte nicht das von Fr-So nicht gestorben wird. Die 350 km sind aber wirklich lächerlich. Du könntest entweder mit Mitfahrgelegenheit für 15 € bei jemanden mit hinfahren und für 15 € wieder zurück. Oder Du nimmst min. drei Mitfahrer mit und hast dann auch noch 45 € pro Fahrt Benzinkostenbeteiligung. Aber: Den 6 Kisten Sekt kannst Du beim Supermarkt erbetteln. Manche Läden schenken auch Kunden die sich über das eine oder andere beschweren eine kleine Picolo Flasche. Du müsstest Dir dann nur einen Nachmittag frei nehmen und Dich dementsprechend oft beschweren. Da kommt bestimmt was zusammen. Die Kosten für die Schnittchen kannst Du drücken, die könnte doch Frau Büser vorbereiten. Es wird billiger wenn man Brot vom Vortag beim Bäcker kauft. Belag bekommt man günstig im Supermarkt, indem man Ware kauft wo das MHD schon überschritten ist. Du packst die schön ein und nimmst sie im Auto mit (die Schnittchen). „Nur“ der Vorschlag die Bücher… Weiterlesen »
Neeein, das war doch ein Fake!
Ähm, habe ich das „Outing“ von Tom übersehen?
Er tut doch immernoch alles, um seine wahre Identität zu verhüllen!?
Also: Wo steht, wer der Undertaker ist? 😀
@Typograf (21): Ich würd halt sagen „Wenn ichs noch signieren soll kostet das das doppelte“. Künstler müssen auch leben 😉
Tom könnte doch Franziska dort hinschicken 😉
Ach komm Tom, ich mach dir nen unschlagbar günstiges Angebot. Komm bei mir vorbei und du brauchst nur ne Kiste Bier mitbringen … und die Sandy-Schnitte 😉 .. ich hör euch dann zu. Ich dreh auch die Heizung auf!
… na ist das nichts?
Das sind ja die richtigen, einem erfahrenen Bestatter erzählen zu wollen, am Wochenende wird nicht gestorben. Wie will man das machen, den Tod mit Jagertee abfüllen?
http://www.youtube.com/watch?v=0QOpp7tYKlE
@Mike7: Das Angebot unterbiete ich noch, Tom kann ruhig zuhause bleiben, sofern er Sandy mit einem Kasten Bier vorbeischickt 😉
Oliver und Mike7,
ich werde mal versuchen, Eure Angebote noch zu toppen:
Stilechte Übernachtung in meinem Undertaker-Zelt, der Whiskey steht bereit.
Sollte meine Lieblingsbuchhandlung Tom für eine Lesung buchen, stelle ich auch meinen Leichenwagen dort neben die Ladeneingangstüre.
(Für Sand und Co. findet sich auch ein warmes Plätzchen bei uns in Fort Henry.)
Hm, da musste ich gerade an meinen Besuch beim „Finale“-Auftritt in Gelsenkirchen vor 2 Wochen denken.
Da gurken 6 Leute aus 5 verschiedenen Städten des Ruhrgebiets auf eigene Kosten zum Einsatzort,
karren einen Sarg, eine Musikanlage und selbst gekaufte Bücher zur Präsentation dahin und liefern eine
zweistündige Show, die unter die Haut geht.
Danach gibt`s für alle einen Sekt, Wasser oder Kaffee – auch auf Kosten des Hauses , und dann räumt die
Truppe alles schön auf und fährt nach Hause; ohne einen Cent Eintritt!
Die gesammelten Spenden gingen diesmal komplett an ein örtliches Kinderhospiz – wie soll man denn solche Leute nennen?!
Nach dem Auftritt hatte ich die Möglichkeit mit diesem „Deiner von Damals“ zu reden.
Auf meine Frage, wer denn die Musiker usw, bezahlt sagte er grinsend : „Gar keiner – aber ist doch besser so, als sich von
Pietät Eichenlaub sponsorn zu lassen….
Hut ab, dass es so `was noch gibt!
Viele Grüße….
Zugegeben, der Punkt geht diesmal an dich, Undertaker. Habe kein Zelt, Whiskey trinke ich nicht, und einen Leichenwagen werde ich hoffentlich erst in 50 Jahren fahren.
Tom, was Du da erlebt hast, ist leider absolut kein Einzelfall.
Die Bereitschaft, Kulturschaffenden eine faire Vergütung für ihre Leistungen zu gewähren, sinkt immer mehr. Dahinter steckt ein krudes Bild, das die Gesellschaft weitgehend verinnerlicht hat: das des Künstlers, der das alles doch „um seiner eigenen Selbstverwirklichung willen“ macht und dem diese gefälligst Lohn genug zu sein hat.
Traurige Konsequenz: immer mehr kulturelle Aktivitäten laufen nur noch auf Hobbyniveau; Vollzeitkünstler zu sein kann sich dann nämlich kaum mehr jemand leisten…
Dazu fällt mir nur eins ein: Wer nicht will der hat schon!
Dem Buchhändler entgeht ja die Chance einer tollen Werbeaktion, die Leute in seinen Laden lockt. Wenn ihm das nichts wert ist, soll er’s lassen.
Ich schließe mich Lobo an und wundere mich sehr über meinen Kollegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele „von uns“ auf die absurde Idee kommen, Autoren kostenlos lesen zu lassen. „Sekt selber mitbringen“ finde ich dann ja noch besonders originell ;-)! Es sollte eigentlich jedem klar sein, dass man verdammt viele Bücher verkaufen muss, um als Autor/in davon leben zu können. Standard ist: Lesung wird bezahlt, Anreise und Übernachtung ebenso.
Also, Tom, keine Sorge – normalerweise sind wir Buchhändler/innen nicht so merkwürdig drauf!
Na, ein bischen Mühe kannst Du Dir schon geben. Das erste Buch meines Freundes wollte kein Verlag haben. Also lud er die Exemplare in seinen Kofferraum, und fuhr damit über Land zu jeder Buchhandlung, in jedem Ort der am Wege lag. Viele kauften ihm damals aus Mitleid eines oder drei ab. Doch plötzlich stieg die Nachfrage. Überraschend wurde er zum Bestsellerautor, hat mittlerweile acht Bücher geschrieben. An manchen Tagen trifft man ihn an seinem Bücherstand, den er an einem bekannten Ort aufbaut, an dem viele Touristen verkehren.