Frag doch den Undertaker

Geheimnisvolle Botschaft auf der Schleife am Grab

Verleumdet, verachtet, geächtet

Jeder kann Blumensträuße, Gestecke oder Kränze auf ein Grab legen. Das kann man als Angehöriger nicht verhindern, selbst wenn man das nicht haben möchte.

Es lässt sich sicherlich juristisch so konstruieren, dass man sogar ein Recht darauf hat, dass Fremde das nicht dürfen, aber wirklich verhindern könnte man es ja nur, indem man rund um die Uhr Wache schiebt. Heutzutage könnte man auch eine dieser Wildkameras anbringen, um zu überprüfen, wer sich da alles am Grab herumtreibt. Aber ob das den Aufwand lohnt? Im Zweifelsfall schmeißt man das unerwünschte Zeug einfach weg. Ärgerlich wird das Ganze, wenn an den Blumen Schleifen mit unerwünschten Texten angebracht sind.

Im vorliegenden Fall wendet sich ein Herr an mich, der eine eher seltsame Grußbotschaft vorgefunden hat:

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Ich fand kürzlich auf dem Grab meiner Eltern ein Pflanzengesteck mit Trauerschleife,die folgenden -für mich verwirrenden-Text enthielt:

linke Schleife: Verleumdet,Verachtet,Geächtet

rechte Schleife: Jedoch unvergessen! – In ewiger Liebe und Dankbarkeit!

Niemand aus der mir bekannten Familie hat eine Erklärung, wer der Stifter sein könnte und was diese Trauerschleife bedeutet.

Haben Sie eine Erklärung dafür?

Dank im Voraus für die Hilfe.

Hier meine Antwort an den Fragesteller:


Das ist in der Tat ein interessanter Vorfall, der viele Fragen aufwirft.

Wir können grundsätzlich nicht ausschließen, dass ein Kindskopf einfach ein Gesteck mit einer Schleife von einem vollkommen anderen Grab einfach auf dem ihrer Eltern abgelegt hat. Aber nehmen wir mal an, dem sei nicht so.

Die Wörter „Verleumdet, Verachtet, Geächtet“ auf der einen Seite und „Jedoch unvergessen! In ewiger Liebe und Dankbarkeit!“ auf der anderen Seite stehen in starkem Kontrast zueinander. Diese Gegensätze lassen auf eine besondere, möglicherweise tragische Geschichte schließen.

Ich habe mir mal Gedanken darüber gemacht, was das bedeuten könnte. Von besonderem Interesse ist der erste Teil der Botschaft, wenn man es so einmal nennen möchte..

1. Zunächst einmal kam mir in den Sinn, dass es sich um ein Zitat handeln könnte. So ein Spruch könnte wie beispielsweise „Alle für einen, einer für alle“ irgendwo in der Literatur seine Wurzeln haben. Dank des Internets kann man das ja zumindest ansatzweise sicher überprüfen. Ich habe aber keine Belegstelle dafür gefunden, dass diese Wörter irgendwo in der Literatur ihren Ursprung haben.

2. Als nächstes dachte ich daran, dass es sich um den Wahlspruch einer Gruppe handeln könnte. Man denke an solche verbindenden Mottos, die sich Mitglieder z.B. einer Rockergruppe auch tätowieren lassen würden. Aber mir ist auch keine Fundstelle begegnet, aus der sich schließen lassen würde, dass es eine Rockergruppe, irgendwelche Freiheitskämpfer, eine religiöse Minderheit oder eine Gruppe politisch Verfolgter gibt, die diesen Wahlspruch verwendet.

3. Es könnte eine persönliche Botschaft sein, bei der nur der Blumenstifter und evtl. die verstorbenen Personen oder einer der Grabbesucher den Sinn erfassen können bzw. die Bedeutung kennt. Die gewählten Worte könnten darauf hindeuten, dass die verstorbene Person zu Lebzeiten großen Ungerechtigkeiten ausgesetzt war. Vielleicht wurde sie in einer bestimmten Umgebung missverstanden, gesellschaftlich ausgegrenzt oder in familiäre Konflikte verwickelt. Gleichzeitig betonen die Worte „Jedoch unvergessen! In ewiger Liebe und Dankbarkeit!“, dass trotz dieser schwierigen Vergangenheit jemand die Person weiterhin wertschätzt und ihr gedenken möchte.

4. Die Wörter deuten ja in gewisser Weise auf eine historische oder politische Verfolgung hin. Diese kann tatsächlich erfolgt sein oder aber nur von den Betroffenen so empfunden worden sein. Es muss gar keine große Sache dahinterstecken, sondern auch eine Kleinigkeit, die von den Betroffenen als groß empfunden wurde, könnte der Auslöser dafür sein. Gerade im 20. Jahrhundert gab es in Deutschland zahlreiche Menschen, die Opfer von Diskriminierung, Verfolgung oder Stigmatisierung wurden – sei es aufgrund ihrer politischen Gesinnung, religiösen Zugehörigkeit oder gesellschaftlichen Stellung. Es ist denkbar, dass jemand aus Ihrer Familie oder deren Umfeld in der Vergangenheit Unrecht erlitten hat, und eine unbekannte Person mit der Schleife darauf aufmerksam machen wollte. Es kann gut sein, dass außer dem Blumenstifter niemand sonst das so empfunden oder gewusst hat.

5. Auch ein persönliches Schicksal oder ein privates Zerwürfnis könnte dahinterstecken. Manchmal entstehen innerhalb von Familien oder Gemeinschaften Konflikte, die zu Zerwürfnissen führen. Es könnte sein, dass der Verstorbene zu Lebzeiten mit jemandem aus der Familie oder dem Freundeskreis Schwierigkeiten hatte und möglicherweise ausgeschlossen wurde. Die Schleife könnte eine Art verspätete Versöhnung oder späte Anerkennung des Unrechts sein. Auch hier wieder muss sonst niemand etwas davon mitbekommen haben.

6. Es kann sich auch um eine anonyme Geste eines Bewunderers oder eines alten Weggefährten handeln. Die Zeiten gehen jetzt langsam vorbei. Aber immer wieder kommt es auch vor, dass alte Kriegskameraden oder (weniger martialisch) alte Studien oder Arbeitskollegen nach vielen Jahrzehnten sich auf einen alten „Kumpel“ oder eine alte Freundin besinnen. Wenn diese dann eine Schleife hinterlassen, kann diese eine Botschaft enthalten, die sich auf etwas bezieht, das fast ein Menschenleben zurückliegt und heute für niemanden mehr Aussagekraft hat.
Ich denke da an gemeinsame Erlebnisse aus der Jugend- und Studienzeit, in der sich Studenten seltsame Namen und Wahlsprüche geben, die evtl. auch auf eine Burschenschaft, einen eingeschworenen Freundeskreis oder wie schon angedeutet die gemeinsame Zeit beim Militär zurückzuführen sind.

Nicht immer stammen Blumengestecke auf Gräbern von Familienangehörigen. Manchmal hinterlassen ehemalige Freunde, Weggefährten oder sogar Unbekannte solche Botschaften. Falls die Familie keine Erklärung für die Schleife hat, könnte es sein, dass jemand aus der Vergangenheit der Verstorbenen auf diese Weise still gedenken wollte.

Leider schrieben Sie mir recht wenig über Ihre Eltern, wie lange sie schon beerdigt sind, welche gesellschaftliche Stellung und Berufe sie hatten usw.
Das hätte mir die Einordnung etwas erleichtert.

Es kommt allerdings sehr oft vor, dass nach dem Tod einer Person am Grab Personen auftauchen oder auf dem Grab Gestecke oder Andenken abgelegt werden, von denen aus der Familie des Verstorbenen niemand etwas wusste und die sonst keiner zuordnen kann. Ich möchte jetzt nicht das große Bild eines Parallellebens zeichnen, das manche Menschen auch schon geführt haben. Aber es genügt ja schon eine mehr oder weniger flüchtige Bekanntschaft, mit der sich gelegentlich Gespräche ergeben haben, die der Beziehung eine größere Bedeutung beigemessen hat, als der Betroffene selbst.

Schreiben Sie mir gerne weitere Informationen und bitte auch, wenn Sie selbst hinter das Rätsel gekommen sind. Der Ausgang würde mich jetzt auch interessieren.


id=“rb0rge3xyp“ question=“Please leave a feedback on this“ opened=“0″]Ein interessanter Fall. Wenn Du eine Idee hast, was die Sprüche für eine Bedeutung haben, oder was hinter dem Ganzen stecken könnte, schreib mir bitte]!

Bildquellen:

  • verleumdet: Peter Wilhelm

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