…hätten wir besser auf Deine Warnung gehört. Institut BÖ. hatte uns vorne weg 3’200 Euro veranschlagt. Meine Schwester kam mit einer Zeitungsanzeige von Bestatter A. der mit 499 Euro Feuer wirbt.
Am Ende wo jetzt da die Rechnung vorliegt, kostet uns A. aber 3’600 Euro. So viele Extras haben wir gar nicht genommen. Alles im Rahmen. Was uns verwirrt: Das am Meiste sind Gebühren von der Stadt die uns A. gar nicht genannt hat. Abzocke oder was meinst Du? Er liegt doch über dem Durchschnitt von 3’500 Euro, ist das dann nicht sogar Wucher?
Es werden bei der Betrachtung von Bestattungskosten immer gerne Äpfel mit Birnen verglichen.
Auf der einen Seite wird dem Verbraucher gesagt, eine durchschnittliche Bestattung koste 3.500 Euro und dem stehe dann das Angebot des Billigbestatters mit 499 Euro gegenüber.
Dabei handelt es sich bei den 3.500 Euro tatsächlich um den Betrag, den Deutsche im Durchschnitt für eine Bestattung ausgeben. Da nicht wenige hier keinerlei Sparzwänge haben, geben diese Leute auch bedeutend mehr für eine Bestattung aus, Rechnungen von über 15.000 Euro sind zwar selten, kommen aber eben auch vor. Das fließt natürlich in die Berechnung des Durchschnitts mit ein und verwässert, daß die Bestatter durchaus auch Bestattungen an der Knappgrenze von 1.000 Euro durchführen.
Außerdem wird immer wieder verschwiegen, daß in diesen Durchschnittspreis mal eben locker die gesamten hoheitlichen Gebühren für Grab, Trauerhalle und Liegegebühren eingeflossen sind, während die 499 Euro einzig das günstigste Paket des Billigbestatters ohne alle diese Kosten beschreiben.
Mitsamt der gesamten hoheitlichen Gebühren und sonstigen Kosten (Urkunden, Leichenschau, Grab, Halle, Kühlung, Blumen und Zeitung und und und…) kann auch der Sargdiscounter sein 499-Angebot nicht halten. Er muss ja die gleichen Gebühren bezahlen wie der herkömmliche Bestatter. Kommen dann noch Sonderwünsche hinzu, ja dann unterscheidet sich die Endrechnung oft genug gar nicht mehr und es kann sogar sein, daß das angebliche Billigangebot hinterher unterm Strich teurer ist als das Angebot eines Fachbestatters.
Man darf auch nicht vergessen, daß man für ein ganz normales Reihengrab mit einer Laufzeit von 20 Jahren in manchen Gemeinden ganze 180 Euro bezahlen muß und in anderen Kommunen kostet das satte 2.400 Euro. Verglichen werden natürlich nur die Gesamtkosten inklusive Grab, für den weitaus höheren Teil der Rechnung, nämlich Grab- und Friedhofsgebühren, sowie die Nebenkosten, kann der Bestatter aber nichts.
Der Billigbestatter wird stets so argumentieren, daß er auf einen Großteil seines Gewinns verzichtet und bei ihm die Masse das Geschäft macht. Ansonsten biete er eine vergleichbare Leistung.
Die Frage ist aber, ob man in einem Unternehmen, das in zwei Tagen so viele Bestattungen durchführt wie andere Unternehmen in einem ganzen Monat, auch die Betreuung und Beratung bekommt, die man erwartet.
Wir sind um jeden Auftrag froh, aber eine Verdoppelung oder gar Vervierfachung der Auftragszahlen sind ohne Einbußen an Qualität gar nicht machbar. Um den Standard zu halten, müßte ich neue Leute einstellen und Räumlichkeiten erweitern und das wiederum würde Geld kosten, was sich auf die Bestattungspreise auswirken würde.
Ich hätte nur die Wahl zwischen Masse oder Klasse und wenn, dann würde ich mich für Klasse entscheiden.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Kennt hier jemand (Tom? ;-)) den Median der Bestattungskosten? Wäre immerhin etwas aussagekräftiger (unter Angabe der Region und der eingeschlossenen Gebühren)…
Da hat Anna recht, das wäre eine aussagekräftigere Größe. Wobei mich neben einer Gesamtkostenbetrachtung auch interessieren würde, wie die Statistiken für die einzelnen Kostenblöcke aussehen.
Auch wenn es keine Abzocke ist, so könnte es doch irreführende Werbung sein, so wie bei den Billigfliegern. Dort ist jetzt ja gesetzlich vorgeschrieben, dass die Gesamtkosten einschließlich Nebenkosten benannt werden müssen. So ähnlich sehe ich das mit den Billigbestattern auch: Die Angebote benennen eben nur einen Teil der Kosten, die anfallenden Gebühren werden nicht benannt. Das ist m.E. irreführend. Erschwerend kommt hier hinzu, dass die Gebühren örtlich sehr stark differieren, so dass „Komplettpreise“ nur für einen Ort zutreffend wären, und ein pauschales Angebot „999,- Euro für eine Bestattung“ von vornherein irreführend ist.
100 Euro über dem Durchschnittspreis von 3500 Euro sind mal sicher kein Wucher, davon abgesehen.
Schon wieder der Schrei nach dem Wucher. Einmal noch, und ich explodiere!
@4 Nina:
Das werden wir nicht mehr ändern können. Bestimmte Begriffe wie [i]Wucher[/i], [i]Betrug[/i] oder meinetwegen [i]Verleumdung[/i] haben sich so in der Hirnrinde der Allgemeinheit festgefressen, die kriegt man nicht einmal mit Druckluft, Sagrotan und einer fabrikneuen Drahtbürste raus.
Lassen wir sie ihnen. Wenn’s jemanden glücklich macht zu glauben, dass Blindschleichen blind schleichen und Zitronenfalter Zitronen falten… 😉
@4 Nina:
WUCHER! WUCHER! WUCHER! 😉
*DUCK-UND-WEG*
Außerdem war bei dem 499 €-Angebot bestimmt noch ne nette Fußnote dabei von wegen „zzgl. Gebühren, … ,…“ 😉
Warum erscheinen die kommunalen Gebühren und Kosten auch auf der Bestatterrechnung? Ist doch nur ein (freiwilliger)Service die Durchlaufposten mit aufzunehmen.
Und wer steckt nachher dafür die Prügel ein? Sollen die Städte doch direkt mit den Auftraggebern abrechnen, dann kostet es beim Bestatter auf einmal nur noch ein Drittel oder weniger. Schön, wenn der Herr Kugler auf dem Rathaus auftaucht:“Ihr Halsabschneider“
Was geschieht eigentlich, wenn ein Kunde seine Rechnung nicht zahlt, und der Bestatter daraufhin mangels Masse die städtischen Gebühren nicht überweist? Wer ist gegenüber der Stadtverwaltung der Schuldner?