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Frag den Bestatter

Adoptiere ein vergessenes Grab!

hallo tom…
schwierige situation….meine freundin ist tödlich verunglückt. wir kannten uns zwar schon ein paar jahre. erst in den letzten monaten hat es sich zwischen uns zu einer beziehung entwickelt. sie wohnte jedoch noch mit ihrem ex-freund zusammen. der war aber schon am ausziehen. ihre familie wusste nichts von uns, jedoch sein engster bruder wusste auch das sie sich trennen wollten und hatte es schon im gefühl das sie eine neue liebe hat. jedoch war nach ihrem unfall schnell vergessen das er nur der ex-freund ist und die ganze familie rückte zusammen. ich möchte mich jetzt auch garnicht groß einmischen sondern nur auch eine möglichkeit haben zu trauern. doch jede kerze die ich am grab anzünde wird weggeschmissen. meine frage ist jetzt. darf die familie die dinge die ich zum grab bringe einfach weg schmeißen oder habe ich auch ein recht dazu dort etwas hin zu legen?

Finde einen Weg, um Deine Freundin zu trauern, ohne daß Du Kerzen, Blumen oder anderes auf das Grab legst.
Es gibt doch auf dem Friedhof bestimmt ein Kriegerdenkmal oder sonst eine Stelle, an der Du diese Dinge niederlegen kannst, stellvertretend für das richtige Grab.
Leider ist es in Deinem Fall so, daß die Familie schon bestimmen kann, was auf dem Grab liegen bleibt und was nicht.
Aber niemand kann Dich hindern, am Grab zu stehen und zu trauern oder zu beten.
Für die Kerzen und Blumen suche Dir doch einfach ein anderes Plätzchen.

Wie wäre es, wenn Du Dir ein Grab in der Nähe suchst, um das sich offensichtlich niemand mehr kümmert?
Adoptiere es einfach, halte es ein bißchen sauber und gedenke dort Deiner Lieben. So gibt es keinen Streit und Du mußt Dich nicht mehr ärgern.
Letztlich ist es doch egal an welcher Stelle Du trauerst, Deine Liebe wohnt in Deinem Herzen und Deine Trauer muß schließlich dort bewältigt werden und nicht auf anderthalb Quadratmeter Friedhofsboden.

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 30. Mai 2012 | Peter Wilhelm 30. Mai 2012

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Roenhild
12 Jahre zuvor

Lebens- und Trauerberatung vom Feinsten! Ein schöner Ratschlag und er zeugt von sehr viel Lebenserfahrung und Weisheit. Ein Grund warum ich dieses Blog so gerne lese.

G9nz9
12 Jahre zuvor

Eine gute Idee! So wird auch noch einem armen Teufel eine Freude gemacht, um den sich keiner mehr schert.

simop
12 Jahre zuvor

*schnüfz*
Ich kann mich Roenhild nur anschließen… Eine sehr schöne Idee 🙂

v.b.
12 Jahre zuvor

es dauerte 10 tage vom unfall bis zur beerdigung und ich dachte in der zeit immer, wenn die beerdigung mal war, habe ich entlich eine stelle wo ich hin gehen kann, wo ich ihr nah sein kann. bin vorher mal zum unfallort gefahren, aber der ist zwei stunden entfernt und nur durch fremde hilfe erreichbar.(da im geschlossenen raum) jetzt habe ich das gefühl das man mich fertig machen möchte und ich möchte eigentlich mit niemendem streit. das ist für mich der einzigste platz ihr nah zu sein….ein fremdes grab…ich weiß nicht, dann kann ich auch zu hause eine kerze anzünden, aber das ist einfach nicht das gleiche für mich!

Designierter Komposti
12 Jahre zuvor

[quote]
ein fremdes grab…ich weiß nicht, dann kann ich auch zu hause eine kerze anzünden, aber das ist einfach nicht das gleiche für mich!
[/quote]
Würde ich genauso empfinden. Trotzdem gebe ich TOM Recht: Besuche ihr Grab, wenn das Dein Ort zum Trauern ist. Und suche zusätzlich einen Ort für Deine Mitbringsel, an dem Du an sie denken kannst. Möglicherweise eine Kirche, in der Du eine Kerze anzündest, oder einen Ort, an dem Ihr zusammen und ungestört wart, von dem nur Ihr beide wisst. Dann kannst Du dort im Stillen trauern, wo Du ihren Körper weißt, und zugleich dort Nähe finden, wo Ihr Euch zu Lebzeiten nahe wart.

Astrid
12 Jahre zuvor

Das ist echt mal ein guter Tip….was nützt es ans Grab was hinzulegen wenns entfernt wird, da ist es wirklich netter ein verwildertes Grab zu pflegen was in der Nähe ist.

MiniMoppel
12 Jahre zuvor

Wenn ich die Seele eines Verstorbenen wäre, würde ich mich wahrscheinlich weder an dem Ort aufhalten, an dem ich ums Leben gekommen bin noch auf einem Friedhof. Ich würde die Nähe der Menschen suchen, die ich geliebt habe, die mir wichtig waren und mit denen ich zu Lebzeiten gerne zusammen war.

Ich kann nur schwer nachvollziehen, wie ein Mensch einen [b]Ort[/b] braucht, um zu gedenken und zu trauern.
Ich respektiere das zwar, kann es aber nicht verstehen.

Anita
12 Jahre zuvor

Ich bin immer an die Baugrube hinterm Haus, die seit Jahren brach lag. In dem Haus hatte ich meine WG mit ihm und wir waren da immer mit unserer WG-Katze.
Jetzt steht da ein Haus und ich erinner mich nur noch mit Photos an ihn und damit, jedes Jahr zu seinem Geburtstag sein Lieblingsessen zu kochen.
Mit dem Grab verbinde ich nichts.
Es ist in einer fremden Stadt, zu der er seit Jahren keine Verbindung mehr hatte.

P.
12 Jahre zuvor

Eine damalige Patientin von mir hat sich ein Foto von ihrem verstorbenen Ehemann in’s Wohnzimmer auf ein kleines Schränkchen gestellt. Dazu eine Kerze und eine frische Rose. Das war der Ort, an dem sie ihrem Mann so täglich guten Morgen gesagt hat, abends eine gute Nacht gewünscht hat oder sich im Laufe des Tages zu ihm gesetzt hat, um ihm von bestimmten Erlebnissen zu erzählen. Sie meinte mal zu mir, dass sie sich viel besser vorstellen kann, dass er „hier“ in der Wohnung bei ihr ist .. als in einer Holzkiste irgendwo tief unten in der Erde. Auf dem Friedhof war sie die ganze Zeit nur ein einziges Mal – zur Beerdigung.
Ich würd wahrscheinlich auch das Grab besuchen, wenn mir danach ist .. aber dann eben ohne Kerzen o.ä. aufzustellen, wenn das eh nur Ärger bringt. Mit ihr reden kannst du ja trotzdem und ihr an der Stelle nah sein ebenfalls.

Tim
12 Jahre zuvor

Ach, Tom… das ist so wunderbar geschrieben von Dir!

Karin
12 Jahre zuvor

Wunderschöner Rat!
Ansonsten schließe ich mich „MiniMoppel“ an.
Habe die gleiche Meinung.

Coffin Corner
12 Jahre zuvor

Obwohl, das darf man vielleicht sagen:
Das einfach wegzuwerfen, was andere Trauernde auf ein Grab gelegt haben, zeugt, Recht hin oder her, doch auch von erheblicher geistiger Armut.

Salat
12 Jahre zuvor

8 Jahre war ich mit meinem Ex zusammen. Zwei davon wohnte ich mit ihm bei seinen Eltern, bis wir uns eine eigene Wohnung leisten konnten. Meine Mutter hatte mich rausgeworfen…
Nicht nur in diesen zwei Jahren, sondern über die gesamte Zeit wurde seine Mutter für mich erst zur besten Freundin, dann zur Ersatzmutter.
Als er sich von mir trennte, dauerte es eine Weile, bis seine Mutter und ich einen Weg fanden, unsere liebevolle Beziehung trotz der veränderten Umstände weiterzupflegen. Als wir es gerade geschafft hatten, kam sie mit einem Gehirnschlag ins Krankenhaus…
Damals fuhr ich durch das gesamte Bundesland, nur um noch einmal an ihrem Bett stehen zu können, ihre Hand zu halten, bevor man sie „abschaltete“. Ich habe gebettelt und gefleht, damit ich überhaupt zu ihr ins Krankenhaus gehen durfte. Ich bin zur Trauerfeier und Aufbahrung gegangen, trotz aller Blicke von Ex, seiner frisch Angetrauten und seinem Vater.
Ein Grab gibt es nicht, die Asche wurde seebestattet.

Trauern kann man überall.

Salat




Rechtliches


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