Sterben + Trauer

Allerheiligen – der falsche Tag für den Friedhof?

Eine Familie an einem Grab

Tausende pilgern an Allerheiligen auf die Friedhöfe und zünden Kerzen an. Auch wenn diese Tradition immer mehr abnimmt, werden doch noch zu Allerheiligen häufig die Gräber aufwendig geschmückt. Warum aber Allerheiligen (1. November) kein Totengedenktag ist – und wieso Allerseelen (2. November) eigentlich zum Grabgang gehört, das erkläre ich in diesem Artikel.

Allerheiligen ist kein Totengedenktag

Am 1. November strömen vielerorts Menschen mit Gestecken und Laternen auf die Friedhöfe. Im Volksgefühl gilt Allerheiligen als Tag der Trauer – doch liturgisch ist das Quark. Allerheiligen ist ein Hochfest, an dem der christlichen Heiligen gedacht wird, also derer, die als Vorbilder des Glaubens gelten. Es ist ein Fest der Hoffnung, nicht der Klage.

Was an Allerheiligen gefeiert wird

Die Kirche erinnert an „alle Heiligen“ – auch an jene, die nie offiziell heiliggesprochen wurden. Die Botschaft lautet: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Der Blick richtet sich auf Vollendung, nicht aufs Grab. Deshalb steht an Allerheiligen theologisch das Vorbildcharakter der Heiligen im Mittelpunkt.

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Allerseelen – der eigentliche Tag des Totengedenkens

Der 2. November ist in der katholischen Kirche der Allerseelentag – der Tag, an dem der Verstorbenen gedacht und für ihre Seelen gebetet wird. In vielen Gemeinden finden an diesem Tag besondere Gedenkgottesdienste und Gräbersegnungen statt. Liturgisch betrachtet ist also Allerseelen, nicht Allerheiligen, der eigentliche Totengedenktag und damit auch der passende Zeitpunkt für den Besuch auf dem Friedhof.

Warum viele trotzdem am 1. November auf den Friedhof gehen

Dass zahlreiche Menschen schon am 1. November, also an Allerheiligen, die Gräber schmücken und Lichter anzünden, hat vor allem praktische Gründe. Zum einen ist Allerheiligen in mehreren Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag, während Allerseelen ein Werktag ist. Zum anderen beginnt man vielerorts traditionell bereits am Vorabend des Gedenktages mit dem Entzünden der Lichter. Die Kerzen sollen die Nacht hindurch brennen und so den Übergang zum kommenden Allerseelentag symbolisch „einleuchten“. So wurde der Vorabend, der ursprünglich als Einstimmung gedacht war, im Laufe der Zeit zum eigentlichen Tag des Friedhofsbesuchs.

Das Einleuchten – ein alter Brauch mit tiefer Symbolik

In vielen Regionen hat sich bis heute der Brauch erhalten, am Abend vor Allerheiligen mit Kerzen, Laternen und Grablichtern den kommenden Festtag festlich zu begrüßen. Dieses sogenannte „Einleuchten“ soll symbolisch den Übergang vom Alltag zur Feierlichkeit markieren – so wie das Licht die Dunkelheit vertreibt. Auch wenn viele meinen, damit der Toten zu gedenken, war der ursprüngliche Gedanke eher ein freudiger: das Hochfest der Heiligen mit Licht und Wärme willkommen zu heißen. Es handelt sich also weniger um ein stilles Totengedenken, sondern vielmehr um ein leuchtendes Willkommen für das bevorstehende Fest der Heiligen.

Feste beginnen seit jeher am Vorabend

Das Begehen von Festtagen am Vorabend hat in der christlichen und volkstümlichen Tradition eine lange Geschichte. Schon im alten Kirchenjahr begann ein Feiertag nicht mit dem Morgen, sondern mit dem Sonnenuntergang des Vortages – ein Gedanke, der bis heute in vielen Bräuchen nachklingt. Auch Weihnachten beginnt eigentlich mit dem Heiligabend, dem Abend vor dem ersten Weihnachtstag. Ebenso kommt in vielen Regionen der Nikolaus traditionell bereits am 5. Dezember, begleitet von seinem Gehilfen. Erst in jüngerer Zeit setzte sich die modernere Variante durch, ihn am 6. Dezember kommen zu lassen. In anderen Ländern, etwa in den USA, erscheint er über Nacht, sodass die Kinder ihre Geschenke am Morgen des 6. Dezember in Strümpfen oder Schuhen finden.

Dieses Denken in Vorabenden, Übergängen und symbolischen Rhythmen von Licht und Dunkel, Erwartung und Erfüllung prägt bis heute unsere Festkultur. So steht auch das Lichtmeer auf den Friedhöfen an Allerheiligen in dieser alten Tradition: Es kündet vom kommenden Fest, vom Übergang und vom Glauben daran, dass das Licht am Ende immer stärker ist als die Dunkelheit.

Zwischen Glaube, Brauch und Alltag

Ob der Grabgang nun an Allerheiligen oder Allerseelen erfolgt, bleibt letztlich eine Gewissensfrage. Entscheidend ist, dass wir erinnern, danken und verbunden bleiben. Wer es ganz korrekt mag, wählt den 2. November. Wer am 1. November Zeit und Ruhe findet, begeht ein gutes Ritual – nur eben nicht am ursprünglich dafür gedachten Tag.

Praktische Hinweise für den Friedhofsbesuch

  • Kerzen & Laternen: Auf Standfestigkeit und Brandschutz achten, Glaszylinder bevorzugen.
  • Gestecke: Regionales Grün und langlebige Materialien nutzen; Draht möglichst vermeiden.
  • Rücksicht: Wege freihalten, Gräber anderer nicht betreten, Abfälle in die vorgesehenen Behälter.
  • Ritual: Ein kurzes Innehalten, ein Gebet oder eine stille Erinnerung – wichtig ist der Moment der Zuwendung.

Fazit

Allerheiligen (1. November) ist das Fest der Heiligen – Allerseelen (2. November) der Tag des Totengedenkens. Dass viele am 1. November auf den Friedhof gehen, ist historisch gewachsen und praktisch erklärbar, aber theologisch nicht ganz richtig. Am Sinn des Erinnerns ändert das nichts: Hauptsache, wir vergessen unsere Verstorbenen nicht.

Wie ist das bei Dir? Werden da noch Allerheiligen-Traditionen gepflegt?


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Zusammenfassung

Allerheiligen und Allerseelen – einfach erklärt

Am 1. November ist Allerheiligen. Viele Menschen gehen an diesem Tag auf den Friedhof. Sie bringen Blumen, schmücken die Gräber und zünden Kerzen an. Das ist eine schöne Tradition. Aber: Allerheiligen ist nicht der Tag, an dem man der Toten gedenkt. Der richtige Tag dafür ist Allerseelen am 2. November. In diesem Text wird erklärt, warum das so ist.

Was bedeutet Allerheiligen?

Allerheiligen ist ein kirchlicher Feiertag. Die Kirche feiert an diesem Tag alle Heiligen. Damit sind Menschen gemeint, die besonders gut gelebt haben und als Vorbilder gelten. Es geht an diesem Tag also um Hoffnung, Glaube und Vorbilder – nicht um Trauer oder den Tod.

Was bedeutet Allerseelen?

Am 2. November ist Allerseelen. Das ist der Tag, an dem die Kirche und viele Menschen an die Verstorbenen denken. An diesem Tag betet man für die Toten, besucht ihre Gräber und zündet Kerzen an. In vielen Gemeinden findet dann eine Gräbersegnung statt. Allerseelen ist also der eigentliche Totengedenktag.

Warum gehen viele schon am 1. November auf den Friedhof?

Viele Menschen besuchen die Gräber schon an Allerheiligen. Dafür gibt es einfache Gründe. Allerheiligen ist in vielen Bundesländern ein Feiertag, an dem die Menschen frei haben. Allerseelen dagegen ist ein normaler Arbeitstag. Deshalb nutzen viele den freien Tag, um in Ruhe auf den Friedhof zu gehen.

Außerdem gibt es einen alten Brauch: Schon am Abend vor dem eigentlichen Gedenktag werden Lichter aufgestellt. Diese Lichter sollen die Nacht über brennen und den kommenden Feiertag symbolisch „einleuchten“. So wurde mit der Zeit der Vorabend selbst zum Tag des Gedenkens.

Das „Einleuchten“ – ein schöner alter Brauch

In vielen Gegenden stellen die Menschen am Abend vor Allerheiligen Kerzen und Laternen auf. Sie möchten damit das kommende Fest begrüßen. Das Licht soll zeigen: Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort. Es steht für Hoffnung und Freude. Viele glauben heute, dass sie damit den Verstorbenen gedenken. Ursprünglich war es aber eher ein festlicher Gruß an die Heiligen, also ein Licht der Freude.

Feste beginnen oft am Vorabend

Schon früher war es üblich, große Feste am Abend davor zu beginnen. Ein Beispiel ist Weihnachten: Das beginnt mit dem Heiligabend, also am 24. Dezember – dem Abend vor dem Weihnachtsfeiertag. Auch der Nikolaus kommt in vielen Regionen schon am 5. Dezember abends. Erst später hat man begonnen, den Nikolaustag am 6. Dezember zu feiern. In anderen Ländern, wie in den USA, kommt er in der Nacht. Die Kinder finden dann am Morgen ihre Geschenke in Schuhen oder Strümpfen.

Diese Vorabend-Traditionen zeigen, wie Menschen schon immer Feste gefeiert haben: mit Licht, Erwartung und Freude. So ist auch das Meer aus Kerzen auf den Friedhöfen an Allerheiligen Teil dieser alten Gewohnheit. Es steht für Hoffnung und den Glauben, dass das Licht am Ende stärker ist als die Dunkelheit.

Wann ist der beste Tag für den Friedhofsbesuch?

Ob man am 1. oder am 2. November auf den Friedhof geht, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass man überhaupt an seine Verstorbenen denkt. Wer frei hat, kann das an Allerheiligen tun. Wer es genau nach der Kirche machen möchte, geht an Allerseelen. Beide Tage sind gute Tage, um sich zu erinnern, zu danken und in Stille verbunden zu bleiben.

Tipps für den Friedhofsbesuch

  • Kerzen: Verwenden Sie standsichere Kerzen oder Grablichter im Glas, damit sie nicht umfallen.
  • Gestecke: Nutzen Sie Pflanzen und Materialien, die länger halten und nicht zu viel Müll machen.
  • Rücksicht: Betreten Sie keine fremden Gräber und halten Sie die Wege frei.
  • Erinnerung: Nehmen Sie sich einen Moment Zeit für ein Gebet oder ein gutes Erinnern an Ihre Lieben.

Fazit

Allerheiligen ist das Fest der Heiligen. Allerseelen ist der Tag, an dem wir an die Toten denken. Viele Menschen gehen schon an Allerheiligen auf den Friedhof, weil sie da frei haben oder weil es eine alte Gewohnheit ist. Das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist nicht das Datum – wichtig ist, dass wir unsere Verstorbenen nicht vergessen.

Bildquellen:

  • allerheiligen_800x500: Peter Wilhelm KI

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(©si)