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Alles verloren

Frau Fringsen weint bitterlich und ihr ganzer Körper schüttelt sich, so schluchzt sie. Die Frau hat den Tod ihres Mannes Heinz zu beklagen, aber das ist es nicht, was Frau Fringsen im Moment so zu schaffen macht. Ihr Mann hatte schon zu Lebzeiten verfügt, daß er schnell eingeäschert werden soll und dann nur eine Trauerfeier mit der Urne stattfinden darf. So hatte er es sich gewünscht und so hatte es Frau Fringsen auch bei uns bestellt.

Nur widerwillig hatte sie zunächst auf unser Angebot reagiert, von ihrem Heinz noch einmal Abschied zu nehmen. Sie wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er noch letzten Mittwoch mit ihr im Wohnzimmer gesessen hat. Doch dann hatte sich Frau Fringsen anders entschieden und war doch zu uns gekommen und aus den ursprünglich geplanten kurzen fünf Minuten wurde dann eine ganze halbe Stunde, die sie bei ihrem Mann im Aufbahrungsraum geblieben war.

Aber jetzt weint und schluchzt sie. Der Grund dafür ist, daß sie kein Foto von ihrem Mann hat, kein einziges.
Vor gut einem Jahr ist das Haus der Familie Fringsen abgebrannt und mit dem Haus auch alle Erinnerungsstücke, alle Fotoalben und eben alles was man so an persönlichen Gegenständen besitzt.

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Immer hatte sie gedacht, das könne man irgendwann mal wieder nachholen, sich schön fotografieren lassen und langsam wieder einige Erinnerungsstücke ansammeln. Aber man hatte das immer wieder verschoben, ein ums andere Mal.
Jetzt möchte sie gerne, daß bei der Trauerfeier ein Foto ihres Mannes vor der Urne aufgestellt wird und keiner kann ihr helfen, es gibt nur ein klitzekleines Bild auf dem Führerschein und eins auf dem Ausweis und beide sind aus einem Automaten und ihr Mann glotzt darauf, als habe ihn der Blitz beim Apfelpflücken getroffen.

Es ist vielleicht doch eine gute Idee, von wichtigen Erinnerungsstücken eine Kopie anzufertigen und diese außer Haus sicher zu lagern.

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    Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 9. März 2009 | Revision: 22. Februar 2014

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    Tanja
    15 Jahre zuvor

    Traurige Geschichte
    Podcast ist wieder super – weiter so Tom ! 🙂
    Lg

    martin
    15 Jahre zuvor

    normalerweise kann da sicher auch die verwandtschaft aushelfen! da gibts doch immer einen photo-wütigen!

    15 Jahre zuvor

    Da sagst du was. Ich denke da auch immer wieder dran, mir fehlt bloß der Ort, wo sowas hin sollte… Anderseits sagt man ja, dass man nur einmal im Leben „abbrennt“. Und das hat mein Mann für uns beide schon erledigt. :-S

    Eulchen
    15 Jahre zuvor

    @ Kathrin, also ich habe in den letzten drei Monaten drei Großbrände miterlebt. Einen privat, im Haus hat einer seine Wohnung abgefackelt. Und nun hat zweimal eine unserer Betriebstätten gebrannt. Wohl doch eher alle guten Dinge sind drei =(.

    Bastian
    15 Jahre zuvor

    Für solche Fälle gibt es Bankschließfächer. Für knapp 50€ im Jahr habe ich eines, alternativ kann man das Geld auch in Sinn guten Tresor investieren.

    Gruß

    Simon
    15 Jahre zuvor

    Ich finde es gibt da noch einen Fall, der weit häufiger Eintritt und heutzutage zunehmend auch viele Erinnerungen und Vertragsunterlagen vernichtet: Der „digitale Abbrand“, also der Defekt einer Festplatte. In Zeiten von Digitalkameras und Vertragsabschlüssen im Internet haben viele Leute ihre Bilder und Unterlagen nurnoch digital. Und grade Privatpersonen machen sich über Backup o.Ä. keine Gedanken. Viele lernen es erst, wenn die Platte mal kaputt gegangen ist…

    Ich versuche mir grade auch, wie Bastian gerschrieben hat, anzugewöhnen, regelmäßig Backups und Orginalunterlagen zu Versicherungen und Verträgen in ein Bankschließfach auszulagern.

    Holger
    15 Jahre zuvor

    Es gibt recht preiswert Künstler, die aus einem unglücklich aufgenommenen oder unscharfen Foto als Vorlage ein schönes Bild des/der Verstorbenen zeichnen oder malen können. Das ist sicher besser, als gar nichts zu haben oder nur ein zehn Jahre altes Passfoto.

    Janina
    15 Jahre zuvor

    Ich find Holgers Vorschlag schön: so ein Gemälde macht doch einiges mehr her, als ein vergrößertes Ausweisfoto

    15 Jahre zuvor

    @7: Ja, mich zum Beispiel.

    Tom, falls die Geschichte irgendwie zeitnah sein sollte – du kennst meine Mailadresse. Eine Zeichnung ist immer drin.

    Falls sonst noch jemand Interesse hat – meine Website ist online. 😉

    Portraitbuchstabenfeesalat

    SG
    15 Jahre zuvor

    Ich bin gerade dabei, alle meine Fotos (Negative und Dias) zu digitalisieren und dann eine Auswahl auch zu Flickr hochzuladen. Außerdem ist ein Backup meiner Daten immer bei Verwandten hinterlegt (auf einer externen Festplatte). Selbst, wenn die Wohnung komplett ausbrennt, bleiben solche Erinnerungen dann erhalten.

    ingo
    15 Jahre zuvor

    ich habe bis jetzt auch mehrfach rudern müssen um passende fotos für einen nachruf o. ä. zu finden – wir knipsen zwar heutzutage wie die wilden jeden mist und auf jeder feier, aber richtige ordentliche portraits mit guter ausleuchtung gibt es von fast niemandem mehr.

    MacKaber
    15 Jahre zuvor

    Ein normales Portraitfoto lässt doch kaum noch jemand von sich machen, es sei denn, man braucht es unbedingt für eine Bewerbung. Will von einem Verwandten oder Kollegen ein Bild machen, so erhält man meißtens nur eines mit vor die Augen gehaltenener Hand. Von mir gibt es auch nicht sehr viele Bilder, da ich derjenige bin, der sich hinter dem Fotoapparat befindet.




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