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Alles verloren

Frau Fringsen weint bitterlich und ihr ganzer Körper schüttelt sich, so schluchzt sie. Die Frau hat den Tod ihres Mannes Heinz zu beklagen, aber das ist es nicht, was Frau Fringsen im Moment so zu schaffen macht. Ihr Mann hatte schon zu Lebzeiten verfügt, daß er schnell eingeäschert werden soll und dann nur eine Trauerfeier mit der Urne stattfinden darf. So hatte er es sich gewünscht und so hatte es Frau Fringsen auch bei uns bestellt.

Nur widerwillig hatte sie zunächst auf unser Angebot reagiert, von ihrem Heinz noch einmal Abschied zu nehmen. Sie wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er noch letzten Mittwoch mit ihr im Wohnzimmer gesessen hat. Doch dann hatte sich Frau Fringsen anders entschieden und war doch zu uns gekommen und aus den ursprünglich geplanten kurzen fünf Minuten wurde dann eine ganze halbe Stunde, die sie bei ihrem Mann im Aufbahrungsraum geblieben war.

Aber jetzt weint und schluchzt sie. Der Grund dafür ist, daß sie kein Foto von ihrem Mann hat, kein einziges.
Vor gut einem Jahr ist das Haus der Familie Fringsen abgebrannt und mit dem Haus auch alle Erinnerungsstücke, alle Fotoalben und eben alles was man so an persönlichen Gegenständen besitzt.

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Immer hatte sie gedacht, das könne man irgendwann mal wieder nachholen, sich schön fotografieren lassen und langsam wieder einige Erinnerungsstücke ansammeln. Aber man hatte das immer wieder verschoben, ein ums andere Mal.
Jetzt möchte sie gerne, daß bei der Trauerfeier ein Foto ihres Mannes vor der Urne aufgestellt wird und keiner kann ihr helfen, es gibt nur ein klitzekleines Bild auf dem Führerschein und eins auf dem Ausweis und beide sind aus einem Automaten und ihr Mann glotzt darauf, als habe ihn der Blitz beim Apfelpflücken getroffen.

Es ist vielleicht doch eine gute Idee, von wichtigen Erinnerungsstücken eine Kopie anzufertigen und diese außer Haus sicher zu lagern.

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