Der Leichnam von Charlie Chaplin, dem legendären Schauspieler, Regisseur und Komiker, wurde nach seinem Tod am 25. Dezember 1977 in eine äußerst ungewöhnliche und spektakuläre Geschichte verwickelt: Er wurde gestohlen.
In meiner kleinen Artikelserie über ungewöhnliche Umstände bei Beerdigungen, Trauerfeiern und auf Friedhöfen habe ich mich schon über viele Berühmtheiten ausgelassen, von der Heiligen Bernadette bis hin zu Wolfgang Amadeus Mozart.
Heute erzähle ich Euch von den teils dramatischen Umständen, die sich um den Leichnam des weltberühmten Komikers Charlie Chaplin abspielten.
Charles Spencer „Charlie“ Chaplin wurde am * 16. April 1889 in London geboren und verstarb am 25. Dezember 1977 in Corsier-sur-Vevey, Schweiz.
Nach Chaplins Tod wurde er auf dem Friedhof von Corsier-sur-Vevey in der Schweiz beigesetzt. Doch in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1978 wurde Chaplins Leichnam aus dem Grab gestohlen.
Die Täter waren zwei osteuropäische Männer, Roman Wardas aus Polen und Gantscho Ganev aus Bulgarien, die mit dieser Aktion eine Lösegeldforderung durchsetzen wollten. Sie wollten von den Angehörigen 600.000 Schweizer Franken erpressen.
Doch Chaplins Witwe, Oona O’Neill Chaplin, lehnte die Zahlung ab, da sie die Erpressung als moralisch verwerflich betrachtete. Stattdessen arbeitete sie eng mit der Polizei zusammen, um die Täter zu fassen.
Dennoch wurde eine fingierte Geldübergabe vereinbart. Zu der fuhren die Witwe und die Tochter mit einem Rolls Royce, in dessen Fußraum sich ein bewaffneter Polizist versteckt hatte.
Chaplins Tochter berichtete später, der Polizist sei während der Fahrt reisekrank geworden und habe sich in den Rolls Royce übergeben müssen.
Die Polizei koordinierte die ganze Aktion über Funk. Ein Postbeamter hatte jedoch den Funkverkehr mitbekommen und war neugierig geworden. Deshalb setzte er sich in einen Postlaster und hängte sich an den Rolls Royce der Familie Chaplin.
Das wiederum bekam die Polizei mit und zahlreiche Polizeibeamte in Zivil stoppten dann den Postlaster und zogen den Postbeamten aus dem Fahrzeug. Man kann sich vorstellen, was das für eine aufregende Szenerie war.
Schweizer Bürger, die das beobachteten, hielten aber nun den Einsatz der Zivilbeamten für einen Überfall auf den Postlaster und notierten sich das Kennzeichen des zivilen Polizeifahrzeugs. Sie alarmierten dann die örtliche Polizei, die nun ihren eigenen Kollegen hinterhereilten.
Geraldine Chaplin sagte später dazu: „Es war surreal, hatte aber auch komische Seiten. Es war wie ein letzter Chaplin-Film.“
Im weiteren Verlauf der Ermittlungen überwachte die Polizei das Telefon der Familie Chaplin und stellte schließlich fest, dass die Anrufe der Erpresser immer aus derselben Telefonzelle in der Nähe von Lausanne kamen.
Nach intensiven Kriminalermittlungen wurden dann die Täter, Wardas und Ganev, gefasst. Sie gestanden die Tat und führten die Polizei zu dem Ort, an dem sie Chaplins Leichnam vergraben hatten.
Der Leichnam wurde schließlich auf einem Feld in der Nähe des Genfersees gefunden und zurück nach Corsier-sur-Vevey gebracht.
Roman Wardas, der Haupttäter, gab an, die Idee für den Leichendiebstahl aus einem ähnlichen Vorfall in Italien erhalten zu haben. Er und sein Komplize Ganev wurden zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung kehrte Wardas nach Polen zurück, wo er ein unauffälliges Leben führte.
Chaplins Witwe ließ danach den Sarg in der Erde in einer 2 Meter dicken Betonschicht versenken.
Nach ihrem Tod und nachdem sie ebenfalls in diesem Grab ihre letzte Ruhe gefunden hatte, ließ die Familie Chaplin das Grab 1991 komplett zubetonieren, damit ähnliche Vorfälle nicht mehr vorkommen können.
Dieser bizarre Vorfall sorgte weltweit für Schlagzeilen und bleibt eine der ungewöhnlichsten Geschichten rund um die Beisetzung einer berühmten Persönlichkeit. Chaplins Humor und Ironie waren so allgegenwärtig, dass viele Kommentatoren scherzten, der Meister des Slapsticks hätte vermutlich selbst über diese absurde Episode gelacht. Dieser Meinung schloss sich auch seine Tochter Geraldine an.
Basierend auf dieser Geschichte entstand 2008 das Theaterstück Kidnappin’ Chaplin von Martin Kolozs, das am 15. Juni desselben Jahres im Rahmen des 4. Tiroler Dramatikerfestivals in Österreich uraufgeführt wurde.
Links:
- Charles_Chaplin_and_Oona_Chaplin_Grave_in_Corsier-sur-Vevey11: Philoum, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org
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