Menschen

Arm

Frau Boll hat einen kurzen Namen und so kurz wie ihr Name, so kurz ist auch ihre Geschichte. Dennoch hat mich diese kurze Episode sehr bewegt und sehr nachdenklich gemacht.

Ihr Mann ist lange schon tot und Frau Boll gehört zu jenen Kundinnen, die immer mal wieder beim Bestatter reinschauen. Solche Kunden haben wir einige und ich führe das darauf zurück, daß meine Mädels vorne sehr freundlich sind und den alten Damen und Herren gerne auch einen Kaffee oder ein Glas Wasser anbieten.
Unser Haus liegt so schön günstig auf halbem Weg zwischen Hauptstraße und Friedhof.

Frau Boll kam gerade vom Friedhof zurück und kehrte bei uns ein. Angeblich wollte sie nur mal nachfragen, wie lange denn das Grab noch läuft, aber in Wirklichkeit weiß sie das ganz genau.
Dann sah sie mich und freute sich, daß ich ihr einige Minuten meiner Zeit schenkte. Ihr Sohn habe sich seit drei Jahren nicht mehr gemeldet und die Geranien waren letztes Jahr auch nicht so schön, hoffentlich werden die dieses Jahr was.

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Ich weiß nicht warum, aber als sie sich von mir ganz besonders herzlich verabschiedete, nahm ich sie einfach mal kurz in den Arm und drückte sie. Sowas mache ich normalerweise nicht, aber mir war danach.

Ja und da fing Frau Boll an zu weinen, bitterlich zu weinen und dennoch lachten ihre Augen.

„Seit 20 Jahren hat mich niemand mehr in den Arm genommen, seit 20 Jahren ist mein Hubert tot und seitdem hat kein Mensch mehr meine Haut gestreichelt, mich zärtlich berührt oder wenigstens mal gedrückt.“

Leute, nehmt mal jemanden in den Arm!

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(©si)