Menschen

Auf nach Island

„Nee, jetzt mal ehrlich, Chef… Sie haben nicht wirklich geglaubt, daß ich mir Wurstwasser ins Gesicht tu, oder?“

„Aber Antonia, niiiie im Leben wäre ich auf diese Idee gekommen. Du doch nicht!“

„Das würd‘ ja auch voll eklig riechen.“

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„Ja, aber dann stellt sich natürlich die Frage, was Du ansonsten mit dem Wurstwasser gemacht hast.“

Antonia dreht ihre Finger ineinander, schiebt die Unterlippe vor und schweigt.

„Na? Was hast Du mit dem Wurstwasser gemacht?“

„Ja Mensch, das ist doch wohl klar, oder?“

„Du hast es also doch getrunken, nicht wahr?“

„Ja nee, nicht wirklich.“

„Ach Mensch, komm!“

„Ja also, ich hab mir da so Würfel gekauft, so Brühwürfel von Maggi und die löst man in heißem Wasser auf.“

„Kenn ich, hat meine Frau auch schon mal gemacht, ist doch ab und zu ganz lecker.“

„Eben! Und wenn man da dann noch heißes Wurstwasser nimmt, dann schmeckt das doppelt und dreifach superlecker!“

„Und warum hast Du das nicht gleich zugegeben?“

„Weil die Sandy mir sofort auf den Kopf zugesagt hat, daß ich das getrunken hab, und da wollte ich nicht, daß die Recht behält.“

„Da nimmst Du dann lieber in Kauf, daß Dich alle für absolut blöd halten, weil Du Dir das Wurstwasser angeblich ins Gesicht schmierst?“

„Pffft, ist doch egal, die denken doch sowieso alle, ich würde bloß immer nur ans Essen denken.“

„Ja und?“

„Ja, das Schlimme daran ist ja, daß das stimmt; jetzt zum Beispiel habe ich schon wieder Hunger.“

„Dann iß doch was!“

„Dann werd‘ ich aber dick.“

„Antonia, mein Liebling, Du BIST dick. Entweder stellst Du Deine Ernährung um oder Du bewegst Dich mehr, die dritte Möglichkeit wäre, daß Du Dich mit Deiner Figur abfindest.“

„ICH habe doch gar keine Probleme mit meiner Figur, das sind ja bloß die anderen.“

„Dann mußt Du denen klar machen, daß Du zu Deiner Figur stehst.“

„Ein bißchen möcht‘ ich ja schon abnehmen.“

„Ja dann wirst Du entweder weniger essen müssen oder Dich mehr bewegen müssen.“

„Ich mach ja jetzt Sport.“

„Du machst Sport?“

„Ja nee, nicht so wirklich.“

„Ja was denn nun?“

„Also ich habe ja so eine Karte von ‚Hippi-Hoppi Fitness‘, so eine Monatskarte.“

„Und da gehst Du jetzt regelmäßig hin?“

„Ja.“

„Und wie oft?“

„Dreimal die Woche.“

„Mensch Antonia, dann ist doch alles in Butter, warte nur ein paar Wochen, dann wirst Du die ersten Erfolge sehen.“

„Ich geh da ja schon zwei Monate hin.“

„Naja, vielleicht sieht man am Anfang noch nicht so viel. Könnte ja sein, daß Du mehr so unter der Speckschicht abnimmst. Aber Du wirst sehen, Bewegung tut gut und irgendwann purzeln die Pfunde.“

„Ja, mit dem Bewegen, das ist so eine Sache.“

„Wieso?“

„Ich lieg da mehr so rum.“

„Wie jetzt?“

„Ja so in der Sauna und in der Ruhezone.“

„Moment mal, Du willst mir aber nicht sagen, daß Du die teuren Monatsgebühren für das Fitness-Studio bezahlst und dann gehst Du da dreimal die Woche hin und liegst bloß faul herum?“

„Aber ich geh immerhin da hin.“

„Das ist ja das Selbe, als wenn Du Dich in die Halle der Universität setzt und dann hoffst, Du würdest klüger.“

„Sie nehmen mich nicht ernst, oder?“

„Doch!“

„Meinen Sie, ich sollte da noch öfters hingehen?“

„Ich glaube nicht, daß das was bringt.“

„Aber die schreiben doch, daß das mit Abnehmgarantie ist.“

„Ja aber nur wenn man sich auch bewegt.“

„Das ist ja mal voll blöd.“

„Ist aber so.“

„Das wird aber ziemlich anstrengend.“

„Für mich nicht. DU gehst da ja hin.“

„Äh…“

„Wie, äh?“

„Ja wegen dem Gutschein.“

„Was denn für’n Gutschein.“

„Ich darf nix sagen.“

„Du sagst es jetzt, sonst verrate ich das mit dem Wurstwasser!“

„Das ist Erpressung! Aber gut, dann sagen Sie es meinetwegen.“

„Ich verstecke auch jeden Tag Dein Frühstück!“

„Nee, das machen Sie nicht wirklich, oder?“

„Dohoch!“

„Menno…“

„Los, was hat es mit dem Gutschein auf sich?“

„Wegen Ihrem Geburtstag. Sie haben doch demnächst Geburtstag und da wollten wir mal alle zusammenlegen und Ihnen so eine Jahreskarte für das Fitness-Studio schenken.“

„Nie im Leben!“

„Genauergesagt haben wir die Karte schon, die war teuer.“

„Dann tauscht sie um!“

„Geht nicht, da ist Ihr Foto drauf.“

„Wo habt Ihr denn ein Foto von mir her?“

„Von Ihrer Frau.“

„Die steckt mit Euch unter einer Decke?“

„Von der war ja die Idee!“

„Natter!“

„Was sagten Sie?“

„Nix.“

„Sie kommen da nicht raus aus der Nummer. Sie erzählen ja jedem, man müsse sich mehr bewegen.“

„Stimmt ja auch – wenn man abnehmen will.“

„Da müssen Sie jetzt durch“, sagt Antonia, winkt nochmal kurz und verlässt mein Büro.

Ich bin fest entschlossen, nach Nordisland auszuwandern, da gibt es keine Fitness-Studios.

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