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Aus dem Web

Rechtschreibung geprüft

Eine Urne wollte der etwa 40jährige Kunde nicht aussuchen, die besorge er selbst. Gut, sowas kommt vor und da haben wir auch nichts dagegen. Gestern am späten Nachmittag brachte er dann einen Pappkarton, den Sandy zunächst nur entgegennahm und auf dem sie mit einem Filzmarker den Namen der Verstorbenen markierte.

Wenig später war der Karton bei Herrn Huber und Manni in der Technik angekommen, und es kam unverzüglich der Anruf: „So geht das nicht! Das Ding ist potthäßlich, das geht uns nix an, aber es passt da mit Sicherheit keine Aschenkapsel rein.“

Ich gehe mal runter und wir stehen mittlerweile zu Viert vor dem „Bembel“.
Meine Tochter hat mit vier Jahren das erste Mal Bekanntschaft mit Ton, Drehscheibe und Brennofen gemacht, unter Anleitung versteht sich. Herausgekommen ist ein undefinierbares Geklumpe, das sehr viel elterliche Liebe benötigte, um als Aschenbecher durchgehen und erkannt werden zu können. Sagte ich Aschenbecher? Nee, als solchen verwende ich das Teil gelegentlich. Eigentlich glaubte die Kleine, eine Rosenblüte zusammengeknetet zu haben…

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Verglichen mit der verunglückten Kreation meiner Tochter, sieht die vor uns stehende Urne noch grausamer aus, es muß ein einarmiger Klingone an der Schaffung dieses Teils beteiligt gewesen sein.

Ich erkläre es gerne nochmal und habe es diesem Kunden auch schon erklärt, wie ich es fast jedem Kunden erkläre:

Die Überurne dient nur Schmuckzwecken, sie ist eine Schmuck- und Überurne, wie der Name es schon sagt. Sie umhüllt und kaschiert die etwas schmucklose, aber sehr zweckmäßige eigentliche Stahlblechurne aus dem Krematorium, die Aschenkapsel genannt wird.
Eine Überurne muß zwei Bedingungen erfüllen: Innen so groß, daß eine Aschenkapsel hineinpasst und außen so groß bzw. klein, daß sie auch ins Loch im Grab passt.
Ist so eine Überurne mal etwas größer geraten, kann man dem Lochmacher auf dem Friedhof noch einen Wink geben, er dreht dann die Schaufel einmal mehr im Loch und dann passt’s.

Aber hier in diesem Fall passt definitiv keine Aschenkapsel in das verschrobene und verschobene Teil. Außerdem ist sie an mehreren Stellen durchbrochen und mit Golddraht durchwirkt. Selbst wenn man, was nicht erlaubt wäre, die Asche direkt einfüllen wollte, würde diese auf dem Web zum Grab herausrieseln.

„Ja wie? Das ist ein Designermodell. Es heißt Fluß der Sterne oder Sternenfluß oder so ähnlich und wir haben da echt Kohle hingelegt. Diese Urne haben wir bei einer Designerin im Web bestellt. Die kam per Kurier“, jammert der Kunde.

Wir können nichts machen. Huber probiert noch die etwas kleinere und schmalere Aschenkapsel eines anderen Krematoriums, aber die passt auch nicht rein. Somit steht fest: Das edle Teil aus dem Web kann der Kunde sich als Aschenbecher hinstellen, jedenfalls geht da mehr rein, als in die Rosenblüte meiner Tochter und immerhin ist eine Urne ja für Asche gemacht.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#Designerurne #Lektorin A

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(©si)