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Batmans Schwester

Da steht man im neunten Stock und bugsiert die Trage mit dem Verstorbenen möglichst würdevoll durch die viel zu enge Wohnungstüre. Auf dem Gang draußen stehen etwa fünfzehn Personen mit Zigaretten und Bierflaschen in den Händen und diskutieren über unsere Arbeit. Die wenigsten der Umstehenden dürften sich allerdings vom Begriff Arbeit jemals durch persönliche Anschauung ein Bild verschafft haben.

Wir bewahren Distanz und Würde, stören uns nicht weiter an den Leuten, auch wenn ich drei von ihnen mit meinem Kreuz beiseite schieben muß. Sie lassen das widerspruchslos geschehen.
Als wir endlich ganz auf dem Gang sind, wird hinter uns die Wohnungstür wieder geschlossen. Frau Reeder will nicht, daß die Nachbarn in die Wohnung schauen können – ist auch besser so.
Obwohl: Geschlossen ist hier ein nicht ganz zutreffender Ausdruck, Frau Reeder kann die Tür nur noch anlehnen und stellt von innen einen leeren Bierkasten davor, damit sie zu bleibt. Dieser Bierkasten dürfte im Übrigen, abgesehen vom üblichen Media-Markt-Gerümpel an Unterhaltungselektronik das wertvollste Einrichtungsstück in der ganzen Wohnung sein.

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Frau Reeder ist an die 45 Jahre alt und lebt in der Zweizimmerwohnung mit ihrer Tochter und deren Freund, sowie der sechsmonatigen Enkelin. Abzuholen war ein Freund der Familie, der hin und wieder dort übernachtete und dieses Mal dort verstorben ist. Das Herz.

Doch ein Umstand tritt ein, der uns mitsamt des verstorbenen Übernachtungsgastes wieder den Rückzug in die Reedersche Wohnung antreten läßt. Zwei Wohnungen weiter geht die Tür auf, eine volle Bierflasche klatscht an die Wand, schäumt sich klirrend zu Boden und es folgt ein kleiner, schwarzhaariger Mann in einem Tiger-Tanga. Wer zuerst die Bierflasche und dann das Männlein auf den Gang geworfen hat, zeigt sich wenige Sekunden später, es ist eine massige Frau von etwa 50 Jahren, deren üppige Brüste und Hüften nur sehr unzureichend von einem fast durchsichtigen, gelben Negligé verhüllt werden.
Im Grunde wird da gar nichts verhüllt, muß man sagen, denn eigentlich weht das Kleidungsstück mehr so am Halse hängend hinter der Frau her. Sie sieht ein wenig aus wie ein aufgeblasener, nackter Batman mit gelbem Cape.

„Du Wi***, Du impot*** Drecks***…“

Sie kreischt den Kleinen an und es ist ihrer Stimme anzuhören, daß sie eine ganze Menge getrunken haben muß. Der Kleine schiebt sich an der biernassen Wand hoch und tritt der Frau mal eben kurz in den adipösen Wulst, sie holt nur einmal kurz aus und haut dem Zwerg mit der flachen Hand von oben auf den Kopf, woraufhin der die Augen verdreht und nunmehr unter Ausnutzung der natürlichen Schmierkraft des Bieres wieder an der Wand herunterrutscht.

Die versammelte Nachbarschaft gröhlt, die Stimmung ist eindeutig auf der Seite von Batmans Schwester.

Wir gehen mit der Trage in die Wohnung zurück und beraten uns.

„Habt’er watt vergessen?“ will Frau Reeder wissen und ihr „Schwiegersohn“ ist inzwischen aus dem Koma erwacht, steht -sich am Gemächt kratzend- mit verstrubbelten Haaren da und will wissen, was wir bringen.

„Die tun nix bringen, die hol’n dem Willi.“

„Ach, is‘ der krank?“

„Nee, der is´kaputt.“

Vor uns im Gang die Elite des deutschen Sozialhilfeadels, hinter uns der Vorstand der Berufstrinker… Wohin?

Der Sackkratzer ist zu benebelt, um Bedeutung und Tragweite der Vokabel „kaputt“ zu begreifen und sagt nur: „Na, Hauptsache datt wird wieder…“ und verzieht sich wieder nach irgendwo.

Draußen auf dem Flur klatscht und klirrt es, vermutlich sind Zwerg und Batman in die zweite Runde gegangen, wir bleiben wo wir sind, schauen uns ratlos an und in dem Moment kommt der strubbelige Sackkratzer wieder, scheint inzwischen das Wort „kaputt“ kapiert zu haben, deutet auf die Trage mit dem abgedeckten Verstorbenen und fragt Frau Reeder: „Kann ich dann auf die Couch? Datt Melanie schnarcht so.“
Frau Reeder nickt, der Kratzer leckt sich die Lippen, grinst ein hilfloses Grinsen, ihm ist das alles zu hoch und legt sich, ohne sich zuzudecken, auf die Couch, auf der Minuten zuvor noch der tote Willi gelegen hat. Die Gummihandschuhe des längst verschwundenen Arztes und gewisse Eintrübungen auf der Couch stören ihn nicht.

Auf dem Gang ist es still geworden, wir wagen einen Blick – niemand mehr da, denen ist langweilig geworden nachdem der Zwerg und seine Batman-Frau wohl auch wieder in ihrer Wohnung verschwunden sind.
Langsam gehen wir in Richtung Aufzug, aus der Wohnung der Batman-Schwester hört man laute Liebesgeräusche, Versöhnung ist angesagt und uns schaudert es…

Der Aufzug macht „Kling“, die Tür geht auf, heraus kommt ein Mann in blauem Jogginganzug mit einer Plastiktüte in der Flaschen klirren. Er tritt etwas beiseite, guckt uns zu und meint: „Datt wollt‘ ich aber auch nich‘ machen.“

Wir machen das gerne.


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. September 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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42 Kommentare
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Sue
15 Jahre zuvor

Solche Leute können mit ihrem Leben ja machen was sie wollen. Schlimm ist aber, dass ein Kind in einer solchen Umgebung groß werden muss. Und wahrscheinlich erst dann herausgeholt und vernünftigen Leuten anvertraut wird, wenn es zu spät und es selbst hoffnungslos versaut ist.

Thomas
15 Jahre zuvor

Das Dumme ist das einem so etwas ja nie einer glaubt.
einmal nur sollten Zu Guttenberg, Merkel, Westerwelle & Co in diese Welt eintauchen, welche sie aus der ferne schlicht bildungsfern nennen.
Einmal nur die Mischung aus kaltem Rauch, warmen Bier und seit 3-Wochen ungewaschener Unterhose in der Nase haben.

Einmal nur ein schreiendes Kleinkind sehen, für welches kein Geld da ist weil der flat TV die 3-Handys und das Hundefutter alles verbraucht haben was nach den kauf von, nach Pferdehaaren stinkendem, Billigtabak übrig war.

1leser
15 Jahre zuvor

… wenn ich mit Klischees einkaufen gehe, klingelt das auch immer so schön

Mogli
15 Jahre zuvor

Du warst in Köln Mülheim, stimmts?
Realität in deutschen Städten, eine Realität die viele nicht wahrhaben wollen. (siehe Kommentar 3)

Thomas
15 Jahre zuvor

@3 5 Jahre Rettungsdienst im Ruhrgebiet.

15 Jahre zuvor

du war bestimmt hier umme ecke. na bisken weiter wech schon, aber real vorhanden. das muss man nicht klischess einkaufen gehen,da muss man nur draussen vorm laden stehen und zugucken. wenn denn mal was zu essen im einkaufswagen liegt. vielleicht kann ich es ja wegen der vielen dosen dosenbier( ups) nicht sehen….

Ma Rode
15 Jahre zuvor

Uff!

Theo
15 Jahre zuvor

[quote]legt sich, ohne sich zuzudecken, auf die Couch, auf der Minuten zuvor noch der tote Willi gelegen hat. Die Gummihandschuhe des längst verschwundenen Arztes und gewisse Eintrübungen auf der Couch stören ihn nicht.[/quote]
Bestimmt ein regelmäßiger Bestatterweblog-Leser:
Der weiß, dass die Sache mit dem Leichengift Quatsch ist.
🙂

PS: Wo hast Du gelernt, solche Situationen so bildhaft zu schildern? Man fühlt sich bei deinen Geschichten oft mittendrin. Bewundernswert.

x
15 Jahre zuvor

[quote=““]auf der Minuten zuvor noch der tote Willi gelegen hat[/quote], [quote=““]gewisse Eintrübungen auf der Couch[/quote]

So tot war der Willi dann aber auch nich…

minibar
15 Jahre zuvor

So spielt datt Lebn.

Ist schon echt gruselig, wenn man in solche Häuser muss.

Anonym
15 Jahre zuvor

QUOTE :
gewisse Eintrübungen auf der Couch

So tot war der Willi dann aber auch nich…

Ich denke es geht eher um die Flüssigkeiten die Willi nach dem Eintritt des Todes verloren hat …

15 Jahre zuvor

Leider das Bild in vielen deutschen Städten. Alles brüllt „Wir müssen etwas tun“, und dennoch schauen viele dann weg wenn man um Hilfe bittet.
Klingt makarbar, aber Willi hatte an dem Tag wohl dden besten abgang vom Schauplatz gehabt. 😉

Salat
15 Jahre zuvor

@Matthias (15): nein, wirklich schlimm ist, daß diese Leute niemals Arbeit gehabt haben und auch niemals Arbeit haben werden, genauso, wie ihre Eltern schon. Wie auch, wenn -zig Roboter deine Arbeit am Band billiger, schneller und fehlerfreier erledigen als du. Und wenn gleichzeitig das Fernsehen dir einredet, daß du unbedingt „mein Auto, mein Haus, mein Boot“ brauchst, um wer zu sein. Und wenn auch alle anderen dir klarmachen, daß du nichts kannst, nichts bist und nichts bedeutest. Dann kannst du auch deinem Kleinkind nichts vermitteln außer „definiere dich über Handy, FlatTV und anderes Elektronikgedöns“.

Salat

katharina
15 Jahre zuvor

gehts eigentlich noch ein stückchen überheblicher!? immer diese unterschicht. sowas auch. dass der deutsche mittelstand daran weiß gott nicht so unbeteiligt ist, wie er mit seinem fassungslosen kopfschütteln sich selbst und dem rest der welt signalisiert, sieht man spätestens am ergebnis der bundestagswahl.

Sue
15 Jahre zuvor

@13: Ich war’s nicht.

Matthias
15 Jahre zuvor

@1 Sue: Nein, wirklich schlimm ist, dass andere die Hälfte ihres Gehaltes für diese Leute abdrücken müssen.

ein anderer Stefan
15 Jahre zuvor

Ich denke, sowas gibts in jeder deutschen Stadt. Das ist keine Erfindung sondern leider traurige Realität. Und wenn jemand selber keine Perspektive im Leben hat außer dem Fernsehprogramm, dann kann er seinen Kindern auch keine vermitteln. Wenn jemand außer Kopfschütteln oder gerechtem Zorn auf die Kopfschüttler noch was zu bieten hat, was diesen Leuten wirklich hilft, soll er es gerne sagen…
Mir als Angehörigem des „Mittelstandes“ fällt da leider auch nix ein, was ich persönlich anders machen könnte, damit solche Zustände sich verbessern.

Salat
15 Jahre zuvor

@19 moonshiner: Kindergeld kürzen UND an die Kinder auszahlen? Sind die denn schon alle geschäftsfähig? Du willst nicht wirklich einem 6monatigem Säugling 150 € in die Patschehändchen drücken? Gut gemeint ist selten gut getan. Und was nützen Krippen und Kindergärten, wenn die Kinder nicht hingegeben werden? Muß man sich hinbewegen… Dormagen macht es vor, wie es gehen könnte. Besuch vom Jugendamt bei *jeder* Geburt, bei jeder Familie (nicht nur den „Einschlägigen“), Informationen geben über *alle* Hilfen der Stadt, über *alle* Einrichtungen, an die man sich wenden kann. Da ist dann schon mal die Schwellenangst vor dem Jugendamt überwunden (die nette Tante, die das Baby bestaunt hat…), die Familie ist informiert, wo man ihr wie weswegen helfen könnte und das Jugendamt hat schon mal einen Blick in die Lebensumstände des Kindes werfen können. Ja, und Schul- und Kindergartenspeisung für *alle* Kinder ohne Zuzahlung, dafür würde ich auch auf Lehrmittel verzichten… Noch besser allerdings wäre, diese Kinder (und ihre Eltern) bekämen eine Perspektive im Leben, eine Aufgabe, die auch gesellschaftlich anerkannt ist, aus der sie Stolz und… Weiterlesen »

Salat
15 Jahre zuvor

…nur so ganz nebenher: ich kann auch bei zweimaligem Lesen in Toms Geschichte keine Wertungen erkennen. Naja, abgesehen von der Reaktion auf Sex mit massigen 50jährigen. 😀

Salat

1leser
15 Jahre zuvor

@4 Mogli: Nicht so eilig mit ihrer Unterstellung. Ich ignoriere die Situation nicht, sondern habe im Gegenteil auch ich gut 5 Jahre mit „Benachteiligten“ zu tun. Ich plädiere fürs Differenzieren. Auch wenn sich’s dann nicht mehr ganz so effektheischerisch liest.

15 Jahre zuvor

Viele Dinge dieses Dilemma auszuräumen fallen einem wirklich nicht ein. Aber etwas für die dieser „Umwelt“ ausgesetzten Kindern kann man schon machen. Kindergeld drastisch kürzen und direkt an die Kinder auszahlen. Krippen und Kindergärten, Schulspeisung und Lehrmittel ohne Zuzahlung. Zugegeben, mit Zigaretten und Bier ist es dann mau…

Salat
15 Jahre zuvor

@23 eulchen: Ich habe drei Kinder und bin unter der Woche „alleinerziehend“, weil mein Mann auswärts arbeitet. Alle Kinder sind in OGS bzw. Ganztags-Kiga. Ich bin noch in Elternzeit, meine Arbeitsstelle ist ca. 40 km / 45 min Fahrt mit „Öffis“ entfernt. Zwischen Kind 1 und 2 habe ich sogar noch Teilzeit gearbeitet. Trotzdem war es eine Höllenmüh mit „Organisation“ und „Fleiß“. Was meinst du, wie die Kollegen gucken, wenn man ihnen um 10:15 erklärt, man müsse jetzt leider weg, weil eines der Kinder erkrankt sei und aus Kiga/Schule geholt werden müsse? Wenn man nach dem 21. Tag beim Chef anruft, leider sei das dritte Kind jetzt auch fiebrig, man müsse also leider noch einen Tag unbezahlten Urlaub erbitten? Was kostet dich der Babysitter, wenn du irgendwo arbeitest, wo Nachtschichten angesagt sind? Was ist, wenn plötzlich Überstunden anfallen, deine Kinder aber um 16:00 Uhr von Schule/Kiga abgeholt werden müssen und du eben *kein* soziales Netz hast, das schnell mal einspringt? Wie widmest du dich deinen Kindern, wenn du nach 8 – 10 h ermüdender Arbeit… Weiterlesen »

15 Jahre zuvor

Klasse und sehr bildhaft beschrieben, Tom, ich konnte alles genau vor mir sehen … die gelbe Batmankugel ist hervorragend 🙂

eulchen
15 Jahre zuvor

es ist grauenhaft sowas lesen und wohl erst recht sowas erleben zu müssen. Schlimm das solche Verhältnisse immer mehr werden. Das es immer mehr Menschen ohne Perspektiven gibt. @ 19 das Kindergeld für Familien die von Harz leben wird meines Wissens nach eh voll auf die Hilfe angerechnet. Also man hat es dann eh nicht zusätzlich sondern man muss mit der ganzen Family davon leben. Ich sehe das so, das das Kindergeld den Kindern extra vom Staat abgenommen wird. Eigentlich ne Sauerei, aber… Man sollte allen ein Berufsausbildung ermöglichen und für genügend Jobs sorgen. Die die nicht arbeiten wollen, dennen gehören auch [b]keinerlei[/b] Leistungen. Und alleinerziehenden gehört auch nicht das „Privileg“ zugestanden, nur weil man ein Kind daheim hat, nicht arbeiten zu können. Man kann auch mit drei kleinen Kindern arbeiten gehen, das ist alles eine Frage der Organisation und des Fleißes. Dauerhafte Sozialleistungen und Hilfe vom Staat sind wichtig und notwendig für Alte, Behinderte und Kranke und sonst für niemanden. Ein Kind zu haben ist keine Krankheit und deshalb kann man immer zum eigenen… Weiterlesen »

moonshiner
15 Jahre zuvor

@salat: direkt auszahlen, damit meinte ich natürlich die im Anschluß aufgezählten Leistungen – Menno !

Laemmchen
15 Jahre zuvor

Ich finde ja viele Kommentare sinnvoll. Aber wie habt ihr denn alle gestern gewählt? Damit sind fast alle konstruktiven Gednken von eben schon ad acta gelegt. Mist.

Matthias
15 Jahre zuvor

@Laemmchen: Nun mal nicht zu schnell mit den Unterstellungen. Was denkst oder erwartest du denn, was ich gewählt habe, hm?

ein anderer Stefan
15 Jahre zuvor

Kinder erziehen und Haushalt machen – aller Frauenbewegung zum Trotz bleibt beides meist an der Frau hängen. Und das ist sehr wohl richtige Arbeit, die halt bloss nicht vergütet wird. In Sachen Familienförderung tut der Staat nach wie vor zu wenig – ja, ich rufe hier nach dem Staat, wer soll das denn sonst machen? Ich halte das für eine genuin staatliche Aufgabe.

Alwin
15 Jahre zuvor

Mein Gott, die Läuse! Denkt denn keiner an die Läuse? Ich hätte sofort den Tierschutzverein gerufen.

MacKaber
15 Jahre zuvor

Da ha’m wir den Salat.
Sie hat ja recht. Alle Achtung vor den Frauen, die diesen Spagat zwischen Beruf, Kindern und nicht vernachlässigtem Haushalt schaffen.
Tom spricht hier eher eine andere Gruppe an, bei denen merkwürdige wundersame Grundnahrungsmittelvermehrung herrscht. Auch wenn die Zigarretten selbstgedreht sind, und die Dose Bier nur 49 Cent kostet. Für gelbbraune Finger und genügend Bier lang es allemal. Warscheinlich sparen sie es sich vom Munde ab. Doch auch diese Leute sind bei Todesfällen genauso traurig wie die arbeitende Bevölkerung und brauchen genauso Trost, Rat und Beistand ohne Naserümpfen. Alles Andere im Umfeld nimmt man zur Kenntnis und denkt sich dabei:“Es hat viel Platz auf Gottes Erdboden.“

15 Jahre zuvor

Du hast da nicht zufällig Susanne und Harry getroffen?! (in der Psychiatrie I-__)

15 Jahre zuvor

Ich kau auch an dem Artikel rum und hab zwiespältige Gefühle. Einerseits weiß ich, dass viele Leute gerne arbeiten wollen, es aber einfach nicht mehr können, weil sie so lange Arbeitslos sind.

Die müssen sich tatsächlich erstmal wieder an regelmäßige Arbeit gewöhnen.

Auf der anderen Seite sehe ich gerade unsere 4 Hilfshausmeister, die in einer Maßnahme stecken genau dafür. Ich würde die auch als „bildungsfern“ bezeichnen, aber meine Herren, die ackern wie die Ochsen. Die haben Spaß an der Arbeit und freuen sich wie Schnitzel, dass sie sie haben. Und möglicherweise wird der Fleiß sogar belohnt mit einer Daueranstellung.

UND ich kenne Sozialhilfeakten, wo Vermerke drinstehen wie: „Hat lautstark vor Publikum verkündet, dass er nie wieder arbeiten wolle, schließlich würde Sozialhilfe ja reichen“

*seufz*

Thomas
15 Jahre zuvor

Ich finde das wir nicht zuwenig Arbeitsplätze haben, sondern die falschen.
Bis in die frühen 80er lief es , zumindest im Ruhrgebiet so ab.
Du bist doof du kommst auf Zeche oder Stahlwerk, Strassenbau oä.

Leider gibt es viel zuviele Menschen aus die folgendes zutrifft:
Sag ihnen, buddel ein Loch.
So buddeln sie ein wunderschöänes Loch.
Sag ihnen, mach ein Schild „Vorsicht Loch“.
Schauen sie dich verständnisslos an.

15 Jahre zuvor

@Tante Jay
Ich unterscheide da zwischen „arbeitslos“ und „arbeitssuchend“. Dummerweise schafft es der Staat nicht, zwischen diesen beiden Fällen zu unterscheiden.
Und zum Thema Batfrau in natürlichem Habitat: die Polizei umschreibt das in ihrer Werbung taktvoll mit „Ein Beruf, so vielfältig wie das Leben“ oder so ähnlich…

Matthias
15 Jahre zuvor

[quote]Kinder erziehen und Haushalt machen – aller Frauenbewegung zum Trotz bleibt beides meist an der Frau hängen. Und das ist sehr wohl richtige Arbeit, die halt bloss nicht vergütet wird.[/quote]

Es gibt da doch eine Partei, die 1000 Euro Müttergehalt fordert ^^

Salat
15 Jahre zuvor

Und die diese 1000 € niemals zahlen könnte. Es ist ja nicht mal möglich, soziale Berufe anständig zu bezahlen. Warum sollen dann die Leute, die sich schließlich um die eigene Brut, also urprivate Dinge kümmern, noch Geld für den Spaß kriegen?

Heute leicht zynisch,
Salat

eulchen
15 Jahre zuvor

Liebe/r @ Salat ich arbeite seit über 20 Jahren in einem schlecht bezahltem sozialen Beruf. Ich habe meinen Job noch und viele Überstunden. Ich habe drei Kinder allein ohne Oma/Opa/Verwandte also ohne soziales Netz groß gezogen. Ich bin immer arbeiten gegangen. Ich habe einen Großteil meines Verdienstes in Krippen-, Hort-, Babysitter-, Tagesmütter-, Ganztagsschule- und andere Betreuungskosten investiert. Das ist nunmal so, das Kinder teuer sind. Als die Kinder größer waren, bin ich sogar Nachts, zusätzlich zu meiner Berufstätigkeit Notfallblut durch ganz Deutschland gefahren. Für die seltenen Krankheitsfälle meiner Kinder hatte ich Freundinnen und Nachbarn organisiert, die dann auf die Kids aufgepasst haben. Gott sei Dank waren meine Kids selten krank. Dafür habe ich aber auch immer Gegenleistungen erbracht, wie einkaufen fahren, beim renovieren helfen, Rasen mähen uvm. Weil eine Hand wäscht die andere. Ich danke den Erfindern von Spül-, Wasch- und Bügelmaschine. Und den Erfindern von Gefrierschränken. Ich bin immer meiner Rolle als Mama gerecht geworden. Vorallem weil ich konsequente Regeln gesetzt habe. Abläufe geplant waren und immer noch geplant sind. Meine Kids mussten dafür… Weiterlesen »

Mela
15 Jahre zuvor

Und was tust du, wenn dein Kind nicht selten sondern dauernd krank ist, wenn es besondere Betreuung braucht oder eine Behinderung hat?
Herzlichen Glückwunsch, dass du es geschafft hast, aber ich sage dir, kein Arbeitgeber stellt dich ein, wenn du im Durchschnitt alle 1 1/2 Monate für mindestens ne Woche komplett ausfällst.
Natürlich kann man auch mit Kind(ern) arbeiten gehen, wenn alles gut läuft, aber du weißt nie was passieren kann, und dann rutscht du mit Pech ganz schnell in die Armut.

eulchen
15 Jahre zuvor

@ Mela…genau das ist der springende Punkt.

Für diese Menschen sollten Sozialleistungen da sein. Hilfe sollte dort ankommen wo chronische Krankheiten und Behinderungen den Alltag blockieren und nicht bei Bequemen und Arbeitsscheuen. Denn dann könnte auch eine adäquate Höhe der staatlichen Hilfe gewährt werden wo es angebracht ist.

Da aber zuviele Personen Ansprüche geltend machen, ist für alle auch weniger da.

AusDerHinterenReihe
15 Jahre zuvor

„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, ausgenommen sie stammen von Tom. Er braucht sogar nur 756 Worte um ein sehr eindruchsvolles und gestochen klares Bild zu zeichnen.
Danke, Tom.

SRog
15 Jahre zuvor

Egal, ob man der Ansicht ist dass man als (alleinerziehende) Mutter mit Kindern und Job klarkommen kann/muss oder nicht – ein erwachsener Mensch sollte sich eigentlich (im Zeitalter der Verhütungsmittel) VORHER überlegen, ob er (in jeder Beziehung) in der Lage ist, für die Kinder zu sorgen.
Kein Verständnis habe ich dafür, wenn man unbedingt Kinder haben muss, die Lasten dafür aber der Allgemeinheit aufhalst.
Und bitte erzähl mir jetzt keiner was von unerwarteter Arbeitslosigkeit ode Scheidung, das Risiko sollte heutzutage auch jedem bekannt sein.

15 Jahre zuvor

Darf ich vermuten, das SRog aus Gründen der Risikominimierung bewusst auf Kinder versichtet und sich nicht an der Produktion zukünftiger Rentenversicherugsbeitragszahler beteiligt?

Mir persönlich ist sowohl das Risiko unerwarteter Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tot bewusst, in Anbetracht der Tatsache, das selbst ein großes Finanzpolster dem Risiko unterliegt, unerwartet zu schrumpfen, mag ich der Argumentation nicht folgen. Wer wirklich jedes Risiko vermeiden will, muss kosequenterweise für ein sozialverträgliches Frühableben seinerselbst sorgen, solange seine Mittel zur Sterbevorsorge noch ausreichen, dabei auch möglichst keine Familienangehörigen haben, damit er niemandem zur Last fallen kann.




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