Mir kam bei der aktuellen Kälteperiode folgende Frage: Jetzt kann man den gefrorenen Boden doch einfach nicht bearbeiten und die Friedhofsarbeiter können neue Gräber nicht ausheben, weil deren Minibagger mit dem gefrorenen Boden nicht zurecht kommen.
Wenn nun ein Verstorbener im Testament verfügt hat, dass er gerne „als ganzes“, also nicht eingeäschert begraben werden möchte, wie wird da weiter vorgegangen? Ich kann mir denken, dass die Einlagerung einer Leiche im Bestattungsinstitut auch nur bis zu einer gewissen Zeit möglich ist, weil die Verwesung ja trotz Kühlung irgendwann weiter voranschreitet.
Wird in so einem Fall sich über das Testament hinweggesetzt, und der Verstorbene trotzdem eingeäschert, die Urne irgendwo zwischengelagert, bis die Temeperaturverhältnisse ein Ausheben des Grabes ermöglichen?Ich denke, in Ländern mit längeren Kälteperioden werden die Leute schon so klug sein, und nicht im Testament verfügen, dass sie unbedingt begraben werden wollen, aber hier in Deutschland ist so eine Kälte ja doch eher die Ausnahme.
Wie wird da verfahren?
Gruß, S.
Bei uns ist so eine Frostkälte tatsächlich ein seltenes Wetterphänomen, aber eben doch kein völlig unbekanntes und unerwartetes. Wir haben Winter. Heute wird immer gerne gleich von Blitzeis, Schneechaos und klirrendem Frost geredet, wobei das aber doch eigentlich vollkommen normale Erscheinungen des Winters sind.
Vielleicht hat man früher wegen 2 cm Schnee einfach nicht so viel Theater gemacht…
Frost und harten Boden gab es schon immer und natürlich sind die Friedhofsarbeiter darauf vorbereitet.
Da der Frost in normalen Wintern nicht besonders tief in den Boden reicht, genügt der normale Bagger, um auch hier voran zu kommen. Wo es etwas härter ist, nimmt man schlicht die Spitzhacke oder einen „Pressluft“hammer.
Wenn der Frost so tief geht, wie in diesem Winter, ist die Arbeit deutlich schwerer und das Ausheben eines Grabes, bei dem ja um die 3-4 Kubikmeter Erdreich bewegt werden müssen, dauert oft doppelt so lange.
Ein Problem ist auch das Wiederbefüllen des Grabes, da die gefrorenen Erdklumpen und -schollen sich nicht so gut wieder verdichten und nach dem Abklingen des Frostes oft eine grobklumpige Erdstruktur hinterlassen, die dann nach den ersten milden Frühjahrsregen zu einem deutlichen Absacken des Grabes führen kann.
Auf manchen Friedhöfen werden aber auch rechtzeitig vor dem Einsetzen des Frostes einige Reihengräber sozusagen auf Vorrat ausgehoben und mit Stahlplatten o.ä. abgedeckt. Wo es gar nicht anders geht, kommen Gasbrenner zum Einsatz, die den Boden auftauen.
In Kanada beispielsweise werden auf vielen Friedhöfen die Verstorbenen tatsächlich bis in den März/April hinein auf den Friedhöfen gelagert und dann gibt es eine Welle von Beerdigungen.
Mehr findest Du aber auch durch die einfach Eingabe des Wortes „Frost“ in das Suchfeld des Blogs:
1. Grabaushub durch Frost beeinträchtigt
2. Die Amis spinnen…
Nachtrag: Nein, man muss nach Frost googeln, nicht nach Bofrost!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Da fällt mir eine lustige Begebenheit meines alten Lehrmeisters ein. Damals war es noch üblich in einer kleinen (meist selbstgebauten) Blechwanne ein Feuerchen direkt über dem auszuhebenden Grab zu entzünden. Unter bestimmten Umständen war es dann sogar möglich, den Glutherd über Nacht unbeaufsichtigt schwelen zu lassen, um dann in den frühen Morgenstunden mit dem Aushub der ungefrorenen, warmen Erde zu beginnen.
In einer extremen Kälteperiode Mitte der Achtziger Jahre war nun der gute Herr A. dabei das Brennwerk zu schüren und sich danach in den wohlverdienten Feierabend zu begeben. Allein einige umsichtige Mitbürger sahen am fernen Friedhof hin und wieder kleine Glutleuchter auftanzen, so dass ihnen ein Anruf der örtlichen Feuerwehr unumgänglich schien. Herr A. wollte dann vor dem Zubettgehen nocheinmal nach seinem Glimmnest sehen und durfte dann hocherstaunt der Freiwilligen Feuerwehr bei der Arbeit und damit natürlich bei der Beseitigung seiner Wärmewanne zuschauen. Wenn ich mich Recht erinnere hat die gefrierende Wassermenge dann ihren Teil dazu beigetragen, dass die Beisetzung um einige wenige Tage verschoben wurde.
Zu dem Wiederbefüllen des Grabes.
Kan man nicht einfach mit warmen Wasser die Erde locker machen? Ein paar Grad über 0 rechen doch dann eigentlich aus. Ich kenne das von unserem Garten als wir unsere Hecke eingepflanze haben, das wir die eingeschlemmt haben. Die Erde verdichtet sich ja dann sehr gut.
Oder die gefrorene Erde durch einen Häcksler…
Mein Onkel ist Gemeindearbeiter und ist auch für das ausheben der Gräber zuständig (ist in der kleinen Gemeinde halt so) in diesem kleinen Dorf im Thüringer Wald ist der Friedhof im Winter auch mal nicht erreichbar, letzens wollte aber jemand unbedingt „am Stück“ (bei Feuer ist kein Problem, die werden dann erst im Frühjahr beigesetzt) also den Weg zum Friedhof vom Schnee befreien, den Weg zum Grab befreien etc..kostet natürlich alles Extra (wir reden hier nich von 2cm eher von 2m *g*) aber es wird möglich gemacht
Siehe dazu auch folgenden Link:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,813614,00.html
Just in meinem Reader dazu passend:
http://www.nonstopnews.de/meldung/14789
Meine Nachbarin kam sich irgendwie pietätlos vor, als sie im Herbst unter den Blicken ihres alten Katers dessen Grab aushob, mit groben Steinen füllte und abdeckte. Leider hat er den Winter tatsächlich nicht überlebt, und nun konnte man mit einem Topf kochendem Wasser die festgefrorenen Steine befreien und ihn trotz Minusgraden beerdigen. Aber diese Methode sei nur Nichtabergläubischen zur Nachahmung empfohlen…
oh Mist… Natürlich wurde die tote Katze und nicht der Topf verbuddelt.
Hallo,
ich arbeite in einem Bestattungshaus und wir haben letzte Woche Mittwoch auf Sandboden gebuddelt (alles mit Schaufel und Spaten) und Samstag wieder zugemacht. Der Sandhaufen war komplett durchgefroren, haben wir dann mit elektrischem Pickhammer wieder versucht locker zu bekommen, was uns mehr oder weniger gelang. Montag, diese Woche hatten wir ein Erdgrab auf Lehmboden auszuheben (auch wieder alles mit Schaufel und Spaten), da steckte der Frost knapp 20cm im Boden. Haben wir auch erst mit Pickhammer alles los pickern müssen, danach konnte man gut abstechen. Dienstag das Loch wieder zugemacht und die Erde auf dem Haufen, natürlich wieder durchgefroren, trotz Abdeckung mittels Planen und grünen Matten. Bin aus Ostthüringen. Ich will damit nur sagen, es ist möglich im Winter, aber beschwerlicher als in den sonstigen Jahreszeiten. Auch ohne Bagger.
http://bcove.me/7iqewgf6
So gehts immoment bei uns in Augsburg.
Gruß Sebastian
Hallo
Ich bin Friedhofsgärtner und wir hatten vor 3 Tagen eine Erdbeisetzung im Rasenreihengrab. Wir haben eine BOKI http://www.baywaboerse.com/pictures/49020065/1262013778.jpg da geht das mittlerweiel auch ohne auftauen der ersten 20cm. Allerdings ist das Wiederbefüllen etwas aufwändiger da das Erdreich durchgefroren ist.
MfG
Was haben wir es hier doch gut, mit generell gemauerten Gruften… da muß man nur den Deckel abheben. 😉
Und einer Doku konnte ich die Schläue magdeburgischer Friedhofsangestellter beobachten. Dort wurde über potentiellen Gräber eine 5cm starke Laubschicht verteilt. Dadurch waren nur einige wenige cm gefroren. Und das ging dann ohne Presslufthammer und Bagger.