Menschen

Berlin, ich komme -politisch korrekt-

Ich freue mich ja immer, wenn die Leser meine Geschichten kommentieren und noch mehr freue ich mich, wenn jemand zu meinen Texten noch Ergänzungen oder Verbesserungen beizusteuern hat.
So hat auch jetzt eine Japanologin dankenswerterweise mit meinem Text über Professor Takanita auseinandergesetzt und meint, ganz viele Fehler gefunden zu haben.

So schreibt sie beispielsweise:

„Als Japanologin möchte ich darauf hinweisen, dass Japanisch eben keine guturale Sprache ist, wobei du sie recht gut nachgeahmt hast…“

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Dabei habe ich geschrieben:

„…sodaß Prof. Takanita vor allem solche Dinge in einer entfernt nach Deutsch klingenden Guturalzeremonie sagen kann…

Keineswegs beinhaltet dieser Satz die Aussage, Japanisch sei eine gutural klingende Sprache. Sondern er besagt, daß das was dieser eine Japaner in genau dieser Situation, wenn er versuchte sich halb auf Japanisch, halb auf Deutsch zu äußern, das sehr gutural getan hat. Genauergesagt brabbelte Herr Takanita eigentlich unentwegt in einer Art Selbstgespräch vor sich hin, so mit halbgeschlossenem Mund und mehr so ins sich hineingebrummt. Sobald er bemerkte, daß ihm jemand -vorzugsweise ich- Aufmerksamkeit schenkte, wiederholte er stets das letzte Wort und beim Wechsel von der gebrummten Bruststimme zur normalen Lautstärke ergab das jeweils ein gurgelndes und damit durchaus als gutural zu bezeichnendes Geräusch.

Die Japanologin bestätigt, daß es diese von mir beschriebenen Zeigebücher tatsächlich gibt, jedoch stellt sie in Zweifel, ob die von mir ‚zitierten‘ Sätze in einem solchen Buch vorkommen. Ich schrieb:

„Bitte nicht drängeln, es gibt gibt genug Sushi für alle.“
„In diesem Tempel sind nur Räucherstäbchen erlaubt.“
„Ich möchte gerne ein Filet vom Wal.“

Die Japanologin schreibt dazu:

Ich bezweifele, dass es solche Sätze wie du beschrieben hast in irgendeinem Japanisch-Wörterbuch jemals gegeben hat.

In Wahrheit hat mir Herr Takanita noch ganz andere „Zeigesätze“ gezeigt und versucht, mir die japanische Aussprache dieser Sätze beizubringen.
Darunter zum Beispiel auch der Satz:

„Kann dieses Taxi ein Haus?“

und

„Das freundliche Wetter hier ist morgen.“

Ich kann doch nichts dafür, daß Professor Takanita ein Faible für sensationell blöde Zeigesätze hat.

Doch die Japanologin geht ins Detail:

1) Japaner essen nicht nur Sushi. „Bitte nicht drängeln, es ist genug xxx für alle da.“ ist eindeutig eine Redewendung des Deutschen und wird in Japan nicht verstanden werden.

Ich würde niemals behaupten, daß Japaner nur Sushi essen und habe das auch nicht getan. Ich habe lediglich die Sätze aus einem japanischen Zeigebuch zitiert, das Professor Takanita seit wenigstens 10-20 Jahren auf seinen Reisen nach Deutschland dabei hat. Inwieweit sich die „Zeigesätze“ nun auf japanische oder angenommene deutsche Gepflogenheiten beziehen, kann ich nicht sagen.

Die Japanologin rügt:

2) Räucherstäbchen gibt es in allen Tempeln. Darüber hinaus gibt es omamori (Amulette zum Schutz) und omikuji (Orakelzettel), auch in allen Tempeln und Schreinen.

Das mag so sein und ich bin beeindruckt.
Das ändert aber nichts daran, daß Herr Takanita diesen Satz in seinem Zeigebuch hatte.

Nun kommt der Wal an die Reihe. Die Japan-Expertin schreibt:

3) Wal gibt es so gut wie gar nicht in Japanischen Restaurants. Auch wenn mir das hier vermutlich niemand glaubt. Wal gab es nach dem Zweiten Weltkrieg, als nichts anderes zu beschaffen war. In einigen Gegenden wurde dieses Ersatzessen so geliebt, dass diese Gegenden heute die einzigen Abnehmer für die armen Wale der japanischen „Forschungswalfangschiffe“ sind.

Ich bin abermals tief beeindruckt und freue mich über das neu Hinzugelernte. Aber auch das ändert nichts daran, daß Professor Takanita auch diesen Satz sehr freudig präsentierte. Ich erinnere mich noch an die besonders lustige Zeichnung in dem Zeigebuch, auf der der Wal genau so groß wie das kleine „Zeige-Männchen“ war.
Von einem Restaurant war im Übrigen in meinen Ausführungen gar nicht die Rede.
Nichtsdestotrotz wird in Tokio in etlichen Restaurants und Spezialitätengeschäften besonders edles Walfleisch für bis zu 450 Euro pro Kilo verkauft. Die japanische Regierung hat, als sie sich noch nicht um diese schreckliche Katastrophe kümmern mußte, durch landesweite Kampagnen sogar bemüht, Kindern das Walfleisch wieder schmackhaft zu machen. Wiewohl ich sehr gut weiß, daß die allermeisten Japaner noch niemals Walfleisch gegessen haben, gibt es definitiv Wal-Burger in Japan und es gibt eben Japaner, die Walfleisch essen. Vielleicht ist das der Grund, warum in des Professors Zeigebuch das Wal-Filet vorkommt, wer weiß?

Japaner, die ins Ausland reisen, sind in der Regel wesentlich besser informiert und ausgerüstet als z.B. die Deutschen. Solche Zeigebücher sind recht beliebt und erfüllen trotz allem ihre Bestimmung.

Sag ich doch.
Vermutlich weiß Herr Takanita wesentlich mehr über „Karlgross in Aachendomm“ als ich.

Der Prof., den du hier beschreibst, ist im übrigen ein sehr untypischer Japaner, würde ich meinen…

Das halte ich durchaus für möglich. Die anderen Japaner, die ich kenne, kenne ich nur als Knipstouristen oder als Bedienung in japanischen Restaurants. Zum Beispiel aus einem sehr schönen japanischen Restaurant in Düsseldorf, in das ich mal von einer japanischen Firma eingeladen war und kein Walfleisch gegessen habe.

Ein anderes Kapitel ist die Frage einer Leserin, ob es denn sein müsse, daß ich ausgerechnet jetzt auf einem Japaner herumhacken müsste.
Was soll denn diese Frage? Ich hacke doch nicht auf dem japanischen Volk herum oder mache mich über die gewaltige Katastrophe dort in unangemessener Weise lustig, sondern ich schildere doch nur Begebenheiten, die mir rein zufällig vor fast zwei Wochen, also lange vor dem Erdbeben, mit einem schrulligen alten Mann passiert sind.
Ich finde, man kann die sogenannte politische Korrektheit auch übertreiben. Für Herrn Takanita freut es mich, daß er wenigstens ganz sicher nicht unter den Todesopfern ist, denn wenn er seinen Reiseplan eingehalten hat, weilt er in dieser Woche auf Sylt.

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