Wenn ein Todesfall in der Familie eintritt, befinden sich die Angehörigen in einer ganz besonders schwierigen Situation. Oftmals sind sie von den nun notwendigen Schritten überfordert und suchen gleich den erstbesten Bestatter auf. Sei es, daß er in unmittelbarer örtlicher Nähe sein Geschäft betreibt oder daß er der Familie durch intensive Werbung im Gedächtnis geblieben ist.
Jedoch gilt auch im Trauerfall, daß ein Preisvergleich keineswegs pietätlos ist oder etwas mit der Geiz-ist-geil-Mentalität zu tun hat.
Die Preise der Bestatter unterscheiden sich auch innerhalb einer Stadt oft erheblich. Deshalb ist ein Preisvergleich keine Schande.
Leider gehen viele Menschen völlig falsche Wege, um sich über Bestatterpreise zu informieren. Bestattungskostenrechner im Internet sind hilfreich, weil sie einen groben Eindruck davon vermitteln, was an finanzieller Belastung in etwa auf einen zu kommt, sie taugen jedoch eher zum Abklären des groben finanziellen Bedarfs, wenn es beispielsweise um das Abschließen einer Sterbegeldversicherung geht. Um in einem aktuellen Sterbefall die exakten Kosten zu ermitteln, taugen diese Online-Rechner meistens nichts.
Auch die Bestattervergleichsportale sind in meinen Augen nicht viel wert. Dort bieten Bestatter ihre Dienste an und tun dies mit werbendem Hintergrund; sie werden also stets einen besonders günstig scheinenden Tarif vorrechnen lassen oder anbieten. Ob der dann aber später vor Ort auf dem Papier noch Bestand hat oder ob nicht doch noch erhebliche weitere Kosten hinzu kommen, bleibt fraglich.
Überhaupt taugen auch Anrufe bei Bestattern nicht viel. Jeder Bestatterkollege kennt diese Anrufe, die auch teils zur Nachtzeit erfolgen: „Watt kost‘ bei euch ’ne Beerdigung?“
Was soll der Bestatter da anderes antworten, als Standardpreise von bis zu nennen?
Der einzige richtige Weg ist es, daß man zu einem Bestatter hingeht und diesen nicht darüber im Unklaren läßt, daß man sich jetzt erst einmal informieren möchte, um dann eventuell noch weitere Bestatter aufzusuchen.
Oft genug gehen die Bestatter, sicherlich oft zu Recht, davon aus, daß jeder der sich bei ihnen ins Büro setzt und eine Bestattung ausrechnen läßt, auch schon ein fester Kunde ist. Bestatter sind es also eher gewohnt, direkt auf den Vertragsabschluß hinzuwirken. Das ist keine böse Absicht, es ist einfach aus dem Kundenverhalten heraus üblich.
Deshalb ist es besonders wichtig, daß man dem Bestatter klipp und klar sagt, daß man nur ein detailliertes Angebot möchte. Man unterschreibt nichts, man läßt auch keine Sterbepapiere usw. da!
Bestatter müssen sich vor diesem Hintergrund einfach auch daran gewöhnen, daß sie eine Beratungsleistung ohne anschließenden Abschluß erbringen müssen.
Wichtig: Wenn man den Bestatter zu sich nach Hause bestellt oder ihn mitten in der Nacht nur wegen eines Angebotes aufsucht, kann unter Umständen eine Beratungspauschale in Rechnung gestellt werden! Nicht viele Bestatter machen das, aber berechtigt ist es mitunter durchaus!
Jede Mühe verdient ihren Lohn.
Mit den Beratungsergebnissen des ersten Gesprächs kann man dann weitere Bestatter aufsuchen, wobei es klug ist, zwar zu signalisieren, daß man schon über Details Bescheid weiß, aber nicht die Angebotssumme der Konkurrenz zu nennen.
So kann man mehrere Bestatter abklappern und einen Eindruck gewinnen, wie das Preisgefüge ist und bei welchem Bestatter man ein gute Gefühl hat.
Entscheidend ist letztlich, bei welchem Bestatter, den man sich leisten kann, man sich am besten aufgehoben gefühlt hat.
So wie man selbst dort behandelt wird, so werden die Leute auch mit dem Verstorbenen umgehen.
Nun ist man als Trauernder oft nicht in der Lage, diese Ochsentour des Preisvergleichens auf sich zu nehmen. Daher ist es eine gute Idee, in einem solchen Fall einen Nachbarn, Freund oder Bekannten zu bitten, stellvertretend oder unterstützend mitzuwirken.
Eine ganz schlechte Idee ist es, nach meine Erfahrung, wenn die Familie sich aufteilt und jeder Sohn, Schwiegersohn und Neffe einen anderen Bestatter aufsucht. Man bekommt die höchst unterschiedlichen Angebote hinterher nie wirklich auf einen Nenner!
Die beste Lösung ist, meine Leser wissen, was jetzt kommt, die Bestattungsvorsorge!
Machen Sie die „Ochsentour“ unabhängig von einem aktuellen Trauerfall doch einfach bei klarem Verstand nach Terminabsprache bei verschiedenen Bestattern.
Dann können Sie in Ruhe alles besprechen und erhalten einen viel besseren Eindruck von der Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Häuser.
So ermittelt man auch treffend den wirklichen Finanzbedarf und kann entsprechend auch finanziell vorsorgen, sei es durch Ansparen, eine Sterbegeldversicherung oder auf andere geeignete Weise.
Sterben kann jeder jederzeit!
Seien Sie vorbereitet!
Bild © Jorma Bork / pix elio.de
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Ein sehr interessanter Beitrag! Selbstverständlich habe ich mir oft Gedanken darüber gemacht, mich im Fall des Falles beraten zu lassen. Allerdings sind hier nochmal Dinge aufgeführt z.B. bei den folgenden Beratungen nicht den Preis der anderen Bestatter zu nennen, da hätte ich mir vorher gar keine Gedanken drüber gemacht. Für mich persönlich möchte ich auch vorsorgen. Dann müssen meine Kinder sich diese Gedanken niemals machen.
Hallo TOM,
nach relativ langer Zeit bin ich mal wieder auf deinem Blog gelandet. Er ist immer noch so gut 🙂
Vielen Dank dafür.
Leider finde ich nicht die Fortsetzung der „Fee der Nacht“. Damals war ich durch die Geburt meiner Tochter abgelenkt, aber jetzt will ich wissen, wie’s weiter geht 😉
Wird es davon eine Fortsetzung geben???
LG
Nina
Wir hatten kürzlich einen dramatischen Todesfall bei uns (nun, das ist noch nicht ungewöhnlich und unser tägliches Schicksal), und die auch schon recht betagte Lebensgefährtin des Verstorbenen meldete sich am nächsten Tag, der Bestatter habe ihr gesagt, sie müsse 1500€ direkt bezahlen, sonst würde er sich nichtmal in Bewegung setzen, um den Mann abzuholen. Und wenn sie das nicht könne, dann solle sie sich an uns (also die Intensivstation des Krankenhauses wenden), wir würden dann helfen. Hm. Komische Geschichte. Hab ihr dann gesagt, sie solle sich einen anderen Bestatter suchen und dem ihr Leid klagen (sie konnte nämlich tatsächlich erstmal gar nichts bezahlen und das Sozialamt war eingeschaltet worden). Es klang irgendwie komisch, knapp 12 Stunden nach seinem Ableben, aber wir hatten beide das Gefühl, dass sie über den Tisch gezogen wurde. Ich weiß nicht, ob das wohl so ichtig war, aber dieser Blog hatte mich ermutigt, ihr dahingehend zu raten :-/
Ist das üblich? Vorleistung? (und dann noch ans Krankenhaus verweisen bei Fragen, sehr merkwürdig….)
danke für den tollen beitrag