Allgemein

Bestattung in Korea

orgel

Wenn ein Koreaner verstirbt, werden ihm die Augen geschlossen und dann wird der Leichnam gewaschen. Dabei werden Hände und Füße mit Alkohol abgewaschen. Arme und Beine werden geradegerichtet und ausgestreckt, die Hände nicht gefaltet.

Mit dem Kopf in Richtung Osten wird der Verstorbene dann möglichst unter einem Nordfenster aufgebahrt. Durch eine weiße Stellwand abgetrennt, wird ein kleiner Tisch aufgestellt, über den man eine ebenfalls weiße Papiertischdecke legt. Darauf kommt frisches Essen, welches täglich ausgetauscht wird.

grabhuegel.jpg

Werbung

Nun werden Trauerkarten versandt und/oder eine Zeitungsanzeige aufgegeben, damit Freunde, Bekannte und Verwandte vom Tod des Verstorbenen erfahren.

In einem schwarzen Rahmen wird ein großes Bild des Verstorbenen mit einer schwarzen Schleife verziert und zwischen zwei brennenden Kerzen ebenfalls auf dem Tischchen platziert.
Vor diesen Tisch mit dem Essen und dem Bild kommt nun ein kleinerer Tisch mit einem Räuchergefäß in welchem wohlriechende Pulver und Harze verbrannt werden.

Während der 3-tägigen Zeremonie haben nun die Trauergäste Gelegenheit, vom Verstorbenen Abschied zu nehmen. Hierzu verbeugt man sich vor den Tischen, nicht angesichts des Verstorbenen selbst.
Zuvorderst knien die Männer nieder, erst dahinter die Frauen. Man stimmt den Klageruf „Eigo, Eigo“ an, der möglichst die ganze Zeit (3 Tage) nicht verstummen sollte und oft auch wie ein Mantra gemurmelt wird.

Lampions oder Laternen erhellen die ganze Zeit über das gesamte Haus, auch den Eingang. Den Familienangehörigen obliegt es, die Totenwache zu halten und den Trauergästen Speis‘ und Trank zu reichen. Wie man hört, wird oft auch kräftig dem Alkohol zugesprochen.

Nach dieser Totenwache folgt die Sarglegung des Verstorbenen. Zuvor erfolgt eine weitere Leichenwaschung, in deren Verlauf die Körperöffnungen verstopft werden. Zur Bekleidung des Verstorbenen wird Kleidung aus Hanf verwendet. Hierbei ist strikt darauf zu achten, daß die Kleidung nicht von Tränen benetzt wird. In den Mund gibt man ihm dann etwas Reis, als letzte Speisung.
Sodann wird der Leichnam 7fach in ein Leinentuch gewickelt und in den mit Matten und einem Kissen ausgestatteten Sarg gelegt. Der Tote wird dann mit einer Decke bedeckt.

Bis zur Überführung auf den Friedhof verbleibt der Sarg mit dem Leichnam hinter der oben beschriebenen weißen Stellwand. Über den Sarg kommt dann ein großes weißes Tuch, auf den man den Namen des Verstorbenen geschrieben hat.

Für den Rest der Zeremonie kleiden sich die Frauen in Weiß, die Männer in Schwarz mit einer hellen Armbinde aus Hanf und einem Hut aus Hanf.

Die Trauergäste fahren mit dem Sarg zu dem Friedhof, der in Korea zumeist auf einer Anhöhe liegt. Auf einer Tragbahre wird der Sarg mit farbigen Tüchern umwickelt und von 6-8 Männern zum Grab getragen. Vor dem Sarg trägt entweder der älteste Sohn oder der älteste Enkel das Bild des Verstorbenen voran. Unter „Eigo, Eigo“-Rufen folgen die Trauergäste dem Sarg.

Nun wird der Sarg in das Grab gelassen und die Familie wirft gelbe und weiße Chrysanthemen in die Grube auf den Sarg. Oft noch im Beisein der Trauergäste wird das Grab zugeschaufelt. Später wird der Erdhügel mit Gras bewachsen sein.

Im Anschluss an die Beerdigung feiert man bei Essen und Trinken. Schon nach drei Tagen wird der Grabstein vor dem Erdhügel errichtet.

Die Trauerzeit beträgt weitere 49 Tage, während dieser Zeit tragen die Männer schwarze Anzüge und einen Trauerflor auf der linken Brust. Frauen tragen entweder weiße oder schwarze Kleidung und einen weißen Trauerflor im Haar.

Die Kosten für eine traditionelle koreanische Beerdigung sind denen in Deutschland vergleichbar und liegen zwischen 2.800 und 6.500 Euro.

Vielen Dank an Herrn Wu
Abbildung: Historische große Grabhügel in Korea

Bildquellen:

    Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

    Schlagwörter: ,

    Allgemein

    Die Artikel in diesem Weblog sind in Rubriken / Kategorien einsortiert, um bestimmte Themenbereiche zusammenzufassen.

    Da das Bestatterweblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.

    Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

    Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 22. Februar 2014 | Peter Wilhelm 22. Februar 2014

    Lesen Sie doch auch:


    Abonnieren
    Benachrichtige mich bei
    16 Kommentare
    Inline Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen
    Benni
    16 Jahre zuvor

    Vielen Dank für den interessanten Einblick!

    Marco
    16 Jahre zuvor

    >die Körperöffnungen verstopft werden

    Wozu das denn ? Damit nichts (z.b. Böse Geister) in den Leichnam rein kann, oder damit nichts (Seele ?) aus dem Körper heraus gelangt ?

    Kek
    16 Jahre zuvor

    Eher, damit keine Körperflüssigkeiten austreten 😉

    muzz
    16 Jahre zuvor

    (Triviale) Verständnisfrage: Ist der Trauerflor bei den männlichen Hinterbliebenen also schwarz auf schwarzen Anzug? Das Bild mit der hellen Armbinde und dem Hanfhut bei der Beerdigung finde ich (aus welchen Gründen auch immer) nämlich hochinteressant.

    Caliban
    16 Jahre zuvor

    Auch sehr interessant (wenn auch in Englisch) ist meines Erachtens nach der folgende Bericht zum Ablauf einer japanischen Bestattung:

    http://www.xanga.com/sushiwalker/619744234/item.h

    "The representative then handed out several pairs of mismatched chopsticks (one wood, one bamboo) for us to pick the bones to place inside the urn. If you ever wondered why it's taboo to eat with mismatched chopsticks, this is why."

    Ronny
    16 Jahre zuvor

    Kann auch sein, dass der Typ schlicht und einfach nur Müll schreibt …..

    mein name
    16 Jahre zuvor

    In dem Zusammenhang möchte ich den fantastischen Film "Getting Home" empfehlen, in dem nicht nur eine Leiche eine Hauptrolle spielt, sondern man auch eine traditionelle chinesische Beerdigung gezeigt bekommt.

    http://www.imdb.com/title/tt0783475/

    Caliban
    16 Jahre zuvor
    ELBBLOG » Hamb
    16 Jahre zuvor

    Bestattung auf koreanisch…

    Für diejenigen, die es noch nicht mitbekommen haben, an dieser Stelle die Info, dass in meinen Adern auch koreanisches Blut fließt. Umso spannender fand ich einen Artikel, den der Undertaker heute in seinem Blog veröffentlicht hat und i…

    Kiran
    16 Jahre zuvor

    @Marco:

    Soweit ich weiss war es in China sehr lange Zeit üblich die Körperöffnungen mit "Stöpseln" aus Jade oder ähnlichem Material zu verschliessen. Wenn ich das richtig aufgeschnappt habe war der Glaube zur damaligen Zeit so das die Seele dem Körper entweicht. Und um dies zu verhindern hat man eben die einzigen Öffnungen aus denen eine Seele austreten könnte verstopft.

    Ich bin mir nun nicht wirklich sicher ob das,

    1. Überhaupt richtig ist und so stimmt oder ob ich gar Mist aufgeschnappt habe.

    2. Es in Korea den selben Hintergrund hat wie in China.

    Generell finde ich dieses Thema "Bestattungen in anderen Ländern" aber sehr interessant. Ich selbst interessiere mich wie wild für die fernöstliche Welt und dieser Einblick war wirklich Gold wert.

    Danke vielmals, Undertaker !

    Grüße,

    ein nun um einiges klügerer Kiran

    Newty
    16 Jahre zuvor

    Ob zwischen dem Toyota Aygo und dem (phonetisch) gleichem Eigo ein zusammenhang besteht? 😀 Ach ne, Toyota sind ja Japaner – wärens Koreaner, würde ich wohl schlucken und denken "Die wollen uns alle loswerden"

    Keiner
    16 Jahre zuvor

    @ Caliban, wirklich sehr interessant und lesenswert!

    Mac Kaber
    16 Jahre zuvor

    @Caliban, schade, ausgerechnet englisch kann ich nicht, weil hier so wenig Engländer wohnen.

    Jetzt muß ich halt dumm sterben.

    Andy
    16 Jahre zuvor

    Tom über mir ist ein neuer Kunde *wink* 😉

    Marco
    16 Jahre zuvor

    Wie man einen Leichnam in Korea einwickelt und bestattet ist übrigens teilweise in dem koreanischen Spielfilm "Bin-Jip" zu sehen, der gestern nacht im Ersten lief.

    16 Jahre zuvor

    @Marco Sehr genialer Film, auch wenn man ein paarmal braucht, um ihn zu mögen. Ging zumindest mir so.

    @Newty Naja, der Ruf ist eigentlich mehr ein "Eigu" (wenn mich meine Ohren und meine Erinnerung nicht täuschen) und heißt nicht nur "Ohje", sondern kann auch als Ruf des Erstaunens gedeutet werden – am häufigsten in der Verbindung "Mensch, bist du aber groß geworden","Ach, ist der aber niedlich" und anderen typisch koreanischen Phrasen *g* zu finden…




    Rechtliches


    16
    0
    Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex