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Bestattung von Totgeburten

Ich habe vor ein paar Tagen mit einer Bekannten gesprochen, die Hebamme ist. Rein aus Interesse habe ich sie gefragt, was denn mit Aborten oder mit Totgeburten passiert. Ich ging davon aus, dass sie mit dem Krankenhausmüll entsorgt werden. Die Hebamme jedoch meinte, dass die abgetriebenen Embryonen zum Beispiel in den Sarg von irgendwelchen Menschen beigegeben werden, ohne dass die Verwandten das wüssten. Das erschien mir irgendwie merkwürdig und nicht ganz rechtens und ich wollte fragen, was an dieser Geschichte dran ist.

Und dazu passend:

Ich lese immer von Totgeburten, Fehlgeburten und Aborten. Was bitte ist denn da der Unterschied?

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Von Abort spricht man bei jeglicher vorzeitiger Beendigung der Schwangerschaft. Hierbei sind die Spontanaborte, die Fehlgeburten aus natürlicher Ursache von den künstlich herbeigeführten Aborten (zum Zwecke des gewollten Schwangerschaftsabbruches) zu unterscheiden.

Von einer Totgeburt spricht man, wenn das Kind im Mutterleib oder während des Geburtvorgangs verstirbt und bereits ein Körpergewicht von mehr als 500 Gramm oder die 24. Schwangerschaftswoche erreicht hatte. Eine Fehlgeburt liegt dann vor, wenn der Fötus dieses Gewicht oder die 24. Schwangerschaftswoche noch nicht erreicht hatte.

Fehlgeburten unterliegen, anders als Totgeburten, nicht der standesamtlichen Meldepflicht.

Auszug aus dem Personenstandsgesetz

Verordnung zur Ausführung des Personenstandsgesetzes in der Fassung der Bekanntmachung vom 25. 2. 1977 (BGBI. I S. 377)

§ 29

(1) Eine Lebensgeburt, für die die allgemeinen Bestimmungen über die Anzeige und die Eintragung von Geburten gelten, liegt vor, wenn bei einem Kinde nach der Scheidung vom Mutterleib entweder das Herz geschlagen oder die Nabelschnur pulsiert oder die natürliche Lungenatmung eingesetzt hat.

(2) Hat sich keines der in. Absatz 1 genannten Merkmale des Lebens gezeigt, beträgt das Gewicht der Leibesfrucht jedoch mindestens 500 Gramm, so gilt sie im Sinne des § 21 Abs, 2 des Gesetzes als totgeborenes oder in der Geburt verstorbenes Kind.

(3) Hat sich keines der in Absatz 1 genannten Merkmale des Lebens gezeigt und beträgt das Gewicht der Leibesfrucht weniger als 500 Gramm, so ist die Frucht eine Fehlgeburt. Sie wird in den Personenstandsbüchern nicht beurkundet.

In der Tat sahen viele Landesbestattungsgesetze und Friedhofssatzungen bis vor nicht allzu langer Zeit keine Bestattungen dieser sogenannten „Frühchen“ vor. Und es ist auch durchaus richtig und wahrheitsgemäß wiedergegeben, daß mitfühlendes Klinikpersonal hin und wieder diese Frühchen in ein Tuch wickelten und einem älteren Verstorbenen einfach ans Fußende legten.
So nahmen die Bestatter diese Kleinen mit und bestatteten, ohne groß Aufmerksamkeit darauf zu lenken, die Kleinen mit. Man ersparte ihnen dadurch tatsächlich die Entsorgung im Klinikmüll.

Zunehmend aber hat sich die Situation gewandelt. Immer mehr Eltern drängen auch auf die Bestattung dieser Frühestverstorbenen und ist mittlerweile in nahezu allen Bundesländern eine Bestattung möglich aber nicht zwingend vorgeschrieben.

Auf vielen Friedhöfen sind entsprechende Gemeinschaftgrabanlagen, Grabfelder oder Gedenkstellen eingerichtet worden, wo man diese Kinder beisetzen lassen kann.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 19. Januar 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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Isa
15 Jahre zuvor

Das verbrennen im Klinkmüll finde ich wirklich hart. Ich bin selber Mama von 2 Kindern und mein 3. ist unterwegs. Wenn ich überlege, dass eines dieser bald 3 Kinder Tot zur Welt gekommen wäre, wäre schon schlimm genug, aber dann auch noch wissen, dass es im „Müll entsorgt“ wurde…Nein danke. Damit könnte ich noch schlechter Leben.

Sam0815
15 Jahre zuvor

Jetzt kann man die Frage und die Antwort in Bezug auf die frühere „Unter der Hand“-
Lösung natürlich aus zwei Blickwinkeln betrachten, die Einen werden sagen, wie konnte
man nur, das darf man doch nicht (was man aus der Frage schon etwas herauslesen kann).

Die Anderen, und dazu zähle ich mich, werden finden, dass das eine Lösung war, die
keinem wehgetan hat, im Gegenteil den im Falle der Totgeburt trauernden Eltern
wenigstens die Gewissheit gegeben hat, dass das Kind nicht einfach mit dem Müll
entsorgt wird.

Schön, dass heute die Bestattung möglich ist und sich der sonst eher sture Apparat
auch mal bewegt.

15 Jahre zuvor

@2. Sam0815: Also „ich“ persönlich möchte nicht unbedingt einen wildfremden Menschen bei mir mit im Sarg liegen haben…

wanja
15 Jahre zuvor

@3 Pascal:
also „mir“ persoenlich ist es, wenn ich denn mal im sarg liege, voellig egal ob da noch ein frueh-gestorbenes dazu kommt oder nicht.
nimmt mir ja keinen platz mehr weg 🙂
davon ab, ich hatte diesen fall selbst 2 mal und kann es deshalb auch verstehen und begruessen. besser so als klinikmuell.

Leptharius
15 Jahre zuvor

Ich will zwar eh eingeäschert werden aber im Falle des Falles hätte ich auch nichts gegen so ein kleines Bündel bei mir im Sarg!
Ich bin auch Vater und irgendwie würde ich den Gedanken sogar beruhigend finden wenn so ein kleines nicht „alleine“ geht.
Das es heute möglich ist es direkt zu bestatten und das es dafür sogar extra Bereiche gibt finde ich toll. Nur habe ich irgendwie bei diesen Frühchenbestattungsbereichen auch den Titel „Friedhof der Kuscheltiere“ im Sinn.

MacKaber
15 Jahre zuvor

@Pascal: Ich melde mich freiwillig. Mein Bestatter soll mal bei seinen Kollegen herumfragen, ob sie Eines wissen. Es dürfen auch mehrere sein, und ich pass dann auf sie auf. Hab ja Zeit dafür, und dann geht die schneller rum.

Markus K.
15 Jahre zuvor

Hier in der Forschungsabteilung der Neuropathologie lief neulich auch eine Frau mit einem bunten Kistchen herum und hat den Sektionsbereich gesucht. Sie wolle ihr totes Baby abholen… Ich wusste gar nicht, dass Totgeburten ausgehändigt werden?

eulchen
15 Jahre zuvor

Auf vielen Friedhöfen gibt es Sternenkindergräber, Sternenkinderfriedhöfe oder Sternengärten, für nicht bestattungspflichtige fehl- und stillgeborene Kinder.

15 Jahre zuvor

Totgeburten können ganz normal beerdigt werden. Ist ja auch wieder nur die Frage wer es bezahlt.

Habe gerade für Eltern ihre kleine Tochter, unter 500 g, einäschern lassen und sie kommt dann nach Hause.

Es muss doch so gemacht werden, wie die Menschen es brauchen um damit klar zu kommen.

Habe auf meiner Site – [WERBUNG GELÖSCHT] – viele Urnen, die absolut nicht nach Urne aussehen und denke, viele haben schon sowas gesehen und nicht gewußt, was darin ist. 🙂

Luis
15 Jahre zuvor

Ja was denn nun Frau Hörner? Ganz normal beerdigt, eingeäschert oder in einer Urne die man nicht sehen kann?

Tino
8 Jahre zuvor

Hallo grüßt euch ……..ich wollte mal fragen was in der regel so eine beerdigung für ein tot geborennes kostest




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