Das Portal Bestattungen.de führt 2012 abermals eine Juryabstimmung zur Vergabe des Bestattungen.de-Awards durch.
Eine recht hochkarätig besetzte Jury wählt aus jeweils zehn nominierten Vorschlägen die schönsten Friedhöfe Deutschlands (obwohl auch bayerische dabei sind), den schönsten Grabstein, das schönste Grab und die jeweils schönsten Urnen und Särge aus.
Auch ich habe die Ehre mit den doch recht prominenten anderen Juroren zur Jury zu gehören.
In den letzten Tagen sind die Auswahlunterlagen eingegangen und seitdem…
beschäftige ich mich zügig aber doch sehr intensiv und sorgfältig mit der Punktevergabe. Der Veranstalter hat sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, die Dokumente sehr sauber, ordentlich und übersichtlich aufzubereiten.
Neben den Bewertungsbögen mit den Abbildungen und Beschreibungen der jeweiligen „Kandidaten“ gibt es im Internet einige hochwertige Bildergalerien, so daß man sich sehr gut einen Eindruck von den nominierten Plätzen und Dingen machen kann. Das hat mich beeindruckt.
Bei meiner Auswahl bin ich, ohne jetzt im Voraus etwas verraten zu wollen, nicht den allfälligen Modetrends gefolgt. Alberner Designerquatsch hat bei mir keine Chance, sei die Beschreibung auch noch so künstlerisch verbrämt und verschwärmt.
Dinge, die im Bestattungsalltag ihren Platz finden sollen, müssen den Menschen helfen können. Den Angehörigen sollen sie vielleicht eine bessere Möglichkeit geben, sich mit alledem zu identifizieren und die Trauer zu begreifen.
Auf der anderen Seite muß der jeweilige Gegenstand (vulgo Urnen und Särge) natürlich auch alltagstauglich und praktisch sein.
Bei Friedhöfen faszinieren mich solche, die (Achtung, jetzt kommt ein in letzter Zeit bei mir zum vielbenutzten Wort gewordener Begriff) wildromantisch sind. Alte Gräber unter altem Baumbestand, kurvige Wege, die nach jeder Abbiegung einen neuen, vielleicht überraschenden Anblick bieten, parkähnliche Strukturen und Plätze zum Verweilen, so daß der Friedhof auch zu einem Ort der Ruhe, Entspannung und Erholung wird, den man gerne aufsucht, weil es dort einfach auch schön ist.
Gräber und Grabsteine… Tja, das ist ja so eine Sache. Teilweise wurde bei den Abstimmungsunterlagen auch Anklänge an familiäre und persönliche Umstände der Grab- und Grabstein-Ersteller gegeben.
Hm, ich habe die zunächst einmal nicht gelesen, sondern mich nur von den Bildern leiten lassen.
Wenn ein Grabstein, der etwas Besonderes sein soll, mir seine Geschichte nicht von alleine erzählt, dann brauche ich keinen weiteren erklärenden Text, der mir irgendeine Botschaft vermittelt. Einen solchen Text und eine solche Botschaft hat man schließlich auf dem Friedhof auch nicht.
Das Grabmal oder die Grabgestaltung müssen für sich selbst sprechen können.
Nun habe ich meine Auswahl getroffen und die Ergebnisse schon an die Organisatoren weiter geleitet. Ich bin gespannt wie die Wahl ausgehen wird und ob meine Höchstplatzierten auch die Favoriten der anderen Jury-Mitglieder waren.
In der Jury sind übrigens außer mir noch diese Persönlichkeiten:
Kardinal Karl Lehmann
Rainer Ruff, Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe
Dr. Reiner Sörries, Theologe und Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel.
Ester Peter, Initiatorin des KinderLeben – Tages-Kinderhospiz Hamburg e. V.
Dr. Matthias Nöllke und Dr. Christian Sprang, das Autorenduo des Buches „Aus die Maus: Ungewöhnliche Todesanzeigen“
Frau Dr. Uli Wunderlich, Präsidentin der Europäischen Totentanz-Vereinigung
Fabian Schaaf, Geschäftsführer der GBV Gesellschaft für Bestattungen und Vorsorge mbH
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Einer meiner Favoriten ist und bleibt der Heidelberger Bergfriedhof, auch (oder gerade weil) hier nicht alles klinisch rein gepflegt ist. Der integrierte jüdische Friedhof unterstreicht auch, wie wir nach dem Tod alle (wieder?) gleich sind.
Ich vermute nur, dass derartige „romantische“ Konzepte gegen Design und Modernisierung kaum eine Chance haben, es wird doch immer nach Innovationen und neuen Wegen gesucht.
Ich finde jüdische Friedhöfe allgemein wunderschön. Da wachsen Bäume auf Gräbern, deren Steine schon seit sehr sehr langer Zeit da stehen. Wie ehrfürchtig stand ich immer vor dem jüdischen Friedhof in Marburg und traute mich nicht, hinein zu gehen.
achso:
„Frau Dr. Uli Wunderlich, Präsidentin der Europäischen Totentanz-Vereinigung“ – ehrlich jetzt? Das klingt wie eine Figur aus deinen Geschichten Tom 😀 (ich will der Frau nix böses, aber der Name und die Vereinigung, das hat schon was)
Das Gleiche habe ich auch gedacht, aber mich nicht getraut es zu posten 😀
http://www.totentanz-online.de/totentanz.php
Danke, Black Baron. Eine Runde Googlen gespart. 🙂
ich musste auch gleich googlen.
Erstaunlich, das. Ich hab mir da aber auch irgendwie was ganz anderes vorgestellt als das, was die Recherche ergab. Dann ist so jemand als Jurymitglieb natürlich sinnvoll. Fast noch mehr als ein Kriminalbiologe. Es sei denn, der tanzt 🙂
Hallo Tom, kann man die Bildergalierien denn auch als Nicht-Jury-Mitglied ansehen? Wäre doch schön, wenn du den Link veröffentlichen dürftest!
Nach deinen Kriterien kann nur der Friedhof Ohlsdorf gewinnen. :o)
Hallo Tom! Ich teile deine „Vorliebe“ für die Art des historisch/naturbelassenen (wildromantischen) Friedhofs. 🙂 Eine individuelle Gestaltung von Grabsteinen, Urnen & Särgen hingegen, finde ich sehr schön. Für Hinterbliebene finde ich, kann es ein tröstlicher Weg mit dem Verlust eines lieben Menschen umzugehen, sein. Vielleicht nimmt es sogar dem ein oder anderen den Schrecken vor der eigenen Sterblichkeit, wenn er sich einmal ehrlich Gedanken macht was ihm gefallen könnte. Das kann z.B. auch ein Spruch für die eigene Traueranzeige oder Musik für die Trauerfeier sein. Es ist doch schön wenn es so läuft wie man es sich wünscht. Es muss ja nicht immer eine komplette Bestattungsvorsorge sein. Das Bewußtsein wecken ist ja bereits ein guter Anfang und dazu trägt der Wettbewerb mit seiner Medienpräsents ja auch bei. Natürlich mag meine Einstellung nicht auf jeden zutreffen, für mich selbst kann ich mir einen selbst gestalteten Grabstein sehr gut vorstellen. Die Grabgestaltung anderer zu bewerten – auch noch mit Hintergrundgeschichte – würde mir total schwer fallen. Keine einfache Aufgabe hast du dir da angenommen! Ich bin gespannt… Weiterlesen »
Bin auch neugierig 🙂