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Billige Trauerkarten

In einem vorherigen Beitrag, in dem es um die Preise eines Kollegen ging, war von einem Preis von 250 Euro für die Trauerkarten die Rede.
Ich kann nicht sagen, ob das teuer ist, da ich nicht weiß, um wieviele Karten es da geht und was für eine Ausführung man gewählt hat.
Logischerweise ist die kleine einfache C6-Karte mit schwarzem Rand und nur Text billiger als eine Klappkarte mit ausgestanzten Teilen und einem Foto und vielleicht noch individueller Beschriftung aller bedruckbaren Seiten.

Daraufhin schrieb dann jemand keck in einem Kommentar eine Werbung für einen Internetanbieter, der günstige Karten zu allen möglichen Anlässen anbieten, auch Trauerkarten.

Ich habe mir die Seite mit der Schleichwerbung mal angesehen und eine mittlere Klappkarte ausgewählt. Da komme ich mit schwarz gefütterten Umschlägen auch fix auf 114 Euro für 50 Stück.

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Wir würden dafür 150 Euro berechnen, aber wir sind ja auch kein billiger Internetanbieter, wo man sich die Texte selbst zusammenklicken muß, sondern wir beraten und drucken „just-in-time“, d.h. eine Stunde nach der Bestellung kann der Kunde seine Karten in Empfang nehmen, ja er muß theoretisch nur eine Adressliste abgeben und wir erledigen am selben Tag noch den Versand.

Im Schnitt bestellen die Kunden 75 Karten und fehlt mal eine, dann drucken wir auch eine einzige Karte nach, kostenfrei.
Wir sind als Bestattungshaus auch in der Lage, 25 Karten mit diesem Text und 25 Karten mit jenem Text zu drucken (z.B. die einen mit einer Einladung zum Kaffee, die anderen ohne) usw.
Das bekommt man bei keinem Internetversand.

Billiger geht immer, aber billiger muß nicht besser sein, ja ich behaupte: Billiger kann nicht besser sein.

Wir haben keine Druckstraße, können da nichts standardisieren, es ist alles reine Handarbeit. Bestatter halten bis zu 100 verschiedene Trauerkarten als Vorlagen bereit und nachdem der Kunde sich nach einer eingehenden Beratung für ein Modell entschieden hat, geht die Arbeit ja erst los. Gemeinsam mit dem Kunden muß der Text festgelegt werden, man muß sich für Motive und Verse entscheiden und bei allem bekommt der Kunde unsere Aufmerksamkeit und wird keine Sekunde mit irgendwas allein gelassen.

Wir drucken ab 1 Stück.
Jemand muß sich hinsetzen und die Vorgaben in der EDV umsetzen und arrangieren, dann muß ein Probedruck gemacht werden, der landet bei Frau Büser oder bei mir und wird korrekturgelesen. Dann wird ein fehlerfreies Exemplar erstellt und zum Kunden gebracht, damit er es abnehmen kann. Manches sieht nämlich fertig gedruckt dann doch anders aus, als man sich das bei der Besprechung vorgestellt hat.
Wir nehmen Änderungen auf, bekommen eine Abnahmeunterschrift und dann wird gedruckt.
Jede Karte einzeln von Hand durch den Drucker. Manche Karten müßen in mehreren Schritten und u.U. auf verschiedenen Maschinen bedruckt werden.
Dann werden die Karten eingetütet, die Umschläge werden beschriftet und auf Wunsch auch frankiert. Bei Trauerkarten sind Briefmarken angesagt, Frankierstempel oder Automatenfrankatur sind unpersönlich, Massenversand als Infopost geht gar nicht. (Es besteht auch die Gefahr, daß Massensendungen nachrangig bearbeitet werden und nicht rechtzeitig ankommen.)

Nur bei sehr großen Stückzahlen beschriften wir per Computer und Adressetikett, alles unter 250 Stück beschriften wir von Hand, inkl. Absender, das ist einfach persönlicher.
Man muß das nicht so machen, wir machen das aber so.
Zur Kontrolle senden wir ein Exemplar an uns und eines an den Kunden.

Das alles kann man nicht für 15 Cent pro Stück machen.
Schließlich geht es um einen besonderen Anlass und da gehört es sich, daß man Sorgfalt walten läßt und trotzdem schnell arbeitet. Oft ist die Beerdigung ja schon zwei oder drei Tage später und da muß alles möglichst vor Versandschluß weg sein, damit die Karten wirklich noch ankommen.
Bestehen daran Zweifel, weil es alles zu knapp werden könnte, bieten wir an, die Leute im Auftrag der Hinterbliebenen anzurufen.

Wir beraten auch bei der Auswahl der Adressaten, wer denkt denn schon daran, auch die Vereine oder den Arbeitgeber zu benachrichtigen usw.

Alles das kann ein Internetdienst für ein paar Cent nicht bieten.

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