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Caterina Valente ist tot

Caterina Valente

Caterina Valente ist tot. Jüngeren Menschen ist der Name vielleicht kein Begriff mehr. Aber der Weltstar war spätestens seit den 1940er Jahren sehr bekannt und in den 50er bis 80er-Jahren eine der bekanntesten Künstlerinnen überhaupt.

Ihre häufige Präsenz im deutschen Fernsehen und ihre exzellenten deutschen Sprachkenntnisse führten dazu, dass viele sie für einen deutschen Star hielten. Dabei war die Italienerin Caterina Valente eine international tätige Künstlerin, die in vielen anderen Ländern ebenfalls nahezu als einheimisch gefeiert wurde.

Caterina Germaine Maria Valente (* 14. Januar 1931 in Paris; † 9. September 2024 in Lugano) war eine italienische Sängerin, Tänzerin, Gitarristin, Schauspielerin und Entertainerin. Ihr musikalisches Repertoire umfasste Jazz, Schlager, Pop, Musical, Chanson und Bossa Nova. Sie hatte aus ihren Ehen neben der italienischen auch die französische und deutsche Staatsbürgerschaft.

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Ihr Vater war Akkordeonist und ihre Mutter trat als Musikclown auf. Sie hatte drei Geschwister, von denen Silvio Francesco (1927–2000) ebenfalls im Showbusiness tätig war und oft mit ihr zusammen auftrat.
Valente war katholisch und zweimal verheiratet. Aus der 1952 geschlossenen Ehe mit dem deutschen Gerd Scholz, der unter dem Namen Erik van Aro als Jongleur auftrat, stammt ein 1958 geborener Sohn.

Ein Jahr nach der Scheidung von Scholz heiratete sie 1972 den britischen Komponisten, Arrangeur und Pianisten Roy Budd; 1974 kam ein gemeinsamer Sohn zur Welt. Das Ehepaar ließ sich 1979 scheiden. Valente war italienische und französische Staatsangehörige und besaß aufgrund ihrer ersten Ehe auch die deutsche Staatsangehörigkeit.

Valente stand erstmals als Fünfjährige zusammen mit ihren Geschwistern in der Zirkusmanege. Ihren ersten Bühnenauftritt hatte sie 1936 im Friedrichsbau Stuttgart. Nach den Wirren des Krieges, Gefangenschaft in Breslau und der Deportation in die Sowjetunion kam die Familie Valente nach Paris zurück, wo Caterina im Alter von sechzehn Jahren zunächst als Sängerin in einem Nachtclub auftrat.

Nach Versuchen in Frankreich mit dem damals noch unbekannten Gilbert Bécaud und einer Tour durch Skandinavien machte sie 1948 erste Gesangsaufnahmen mit einem Quartett in Kopenhagen. 1952 entstanden weitere Aufnahmen bei Radio Zürich, dessen Unterhaltungschef Walo Linder sie im Zirkus Grock hatte singen hören. Es folgten einige Studioproduktionen bei verschiedenen Rundfunksendern, unter anderem beim Südwestfunk Baden-Baden. Dort hörte sie der damalige Tanzorchester-Chef Kurt Edelhagen und förderte sie von da an. 1952 heiratete sie Gerd Scholz, der fortan ihr Management übernahm.
1953 entstanden die erste Aufnahmen mit Edelhagen. Sie ging mit ihm auf Tournee in den Salon du Jazz in Paris. Ihr gemeinsamer Auftritt 1955 beim 2. Deutschen Jazzfestival in Frankfurt am Main war ein großer Erfolg. Ihre erste Schallplatte Istanbul erschien bei Brunswick Records. Bald wurde sie durch Aufnahmen mit dem Orchester Werner Müller, darunter Malagueña (1954), The Breeze and I vom kubanischen Komponisten Ernesto Lecuona (veröffentlicht von Polydor 1955, 14 Wochen in den US-amerikanischen Charts) und Dreh dich nicht um nach fremden Schatten, einem breiten Publikum bekannt.

Daneben arbeitete sie weiterhin im Jazzbereich. 1956 trat sie mit Chet Baker auf und nahm mit ihm die Singles I’ll Remember April und Ev’ry Time We Say Goodbye auf. Gleichzeitig erschienen ihre ersten Musikalben, darunter The Hi-Fi Nightingale (1956) und Plenty Valente! (1957).

In Deutschland verkaufte sich der Titel Ganz Paris träumt von der Liebe (Polydor, 1954) innerhalb von vier Jahren über 900.000 Mal, ein für diese Zeit außergewöhnlich hoher Umsatz in der deutschen Plattenindustrie. Parallel lief der Verkauf ihrer erfolgreichsten Single, The Breeze and I (mehr als 1.000.000 Verkäufe bis 1978). 1959 wechselte Valente zur Teldec Telefunken-Decca Schallplatten GmbH.

Weitere bekannte Songs Valentes waren Fiesta Cubana (1955), Komm ein bißchen mit nach Italien (1956), Wo meine Sonne scheint (1957), Spiel noch einmal für mich, Habanero (1958) und Tschau, Tschau, Bambina (1959). 1959 wurde sie für die entgegen dem Titel englischsprachige Aufnahme La strada del’ amore für den Grammy als beste Sängerin nominiert, und 1965 erhielt sie als erste Nicht-Amerikanerin den Fame Award der Fernsehkritiker als beste Sängerin im US-Fernsehen, überreicht von Sammy Davis, Jr.

1964 entstand das Album The Caterina Valente Singers, auf dem der junge Jimmy Page, später weltbekannt durch die Rockband Led Zeppelin, einen seiner ersten Aufträge als Studiomusiker hatte.
Valente verfolgte zu dieser Zeit neben ihrer Solokarriere etliche andere Projekte, die fast alle die deutsche Sehnsucht der 1950er Jahre nach fremden Welten im Namen trugen: Club Indonesia (Platz eins 1956 mit dem Lied Steig in das Traumboot der Liebe), Club Honolulu (Platz eins 1960 mit Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini), Club Italia, Club Argentina und einige weitere. Im Winter 1978/79 hatte Valente mit dem Schlager Manuel noch einen Hit, mit dem sie zweimal in der ZDF-Hitparade auftrat. Ein weiterer Hit war 1984 Männer brauchen Liebe; er kam auf Platz zwei.

1987 erschien das Album Ich bin … mit dem Single-Hit Ich bin noch da. Die 1989 in Italien aufgenommene Jazz-CD A briglia sciolta (später unter den Titeln Fantastica und Platinum Deluxe wiederveröffentlicht) ist Valentes meistverkaufte CD. 1990 trat sie als Jazzsängerin bei Konzerten mit der WDR Big Band in der Kölner Philharmonie auf. Ein Mitschnitt unter dem Titel Kurt Weill – American Songs wurde einige Jahre später auf CD veröffentlicht. Sie beherrschte die für den Vokal-Jazz typische Scat-Technik, bei der mittels Stimme die Phrasierung und der Klang verschiedener Instrumente imitiert wird. Das letzte Studioalbum von Valente, Girltalk, erschien 2000 in Zusammenarbeit mit der Harfenistin Catherine Michel.

Caterina Valente bei der Premiere von Variete, Variete im Ost-Berliner Friedrichstadt-Palast (1984)
Während Valente in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und dem übrigen Europa vorwiegend Schlager aufnahm und veröffentlichte, kann sie insgesamt eher als Interpretin von Weltmusik mit Schwerpunkt Südamerika gelten. Sie brachte schon 1959 die ersten Bossa-Nova-Songs mit nach Europa und sang von da an in allen ihren Programmen Lieder in diesem Rhythmus. Valente galt als polyglotte Weltbürgerin, die Lieder in neun Sprachen aufnahm. Sie sprach sechs Sprachen fließend (Französisch, Italienisch, Schwedisch, Deutsch, Englisch und Spanisch).

Nach ihren ersten musikalischen Erfolgen drehte Valente 1954 Mannequins für Rio, ihren ersten Kinofilm. Im selben Jahr hatte sie einen Cameoauftritt in dem Schlagerfilm Große Star-Parade, in dem sie einen Titel sang. Elf Kinofilme folgten.

1957 erhielt Valente im deutschen Fernsehen ihre eigene Fernsehshow, (Bonsoir, Kathrin!), von der bis 1964 zehn Folgen produziert wurden. In Italien, Österreich und der Schweiz entstanden weitere Caterina-Valente-Shows: Nata per la Musica, Bentornata Caterina, Caterina (8 Folgen), Music Circus (6 Folgen). Auch im deutschen Fernsehen wurden in den 1970er und 1980er Jahren sogenannte Personality-Shows mit ihr gesendet: Ein Leben voll Musik, Musik ist mein Leben, Unter Freunden.

Daneben trat sie immer wieder in den TV-Shows von Hans Rosenthal und Peter Frankenfeld auf. In den dritten Programmen des bundesdeutschen Fernsehens liefen Ein Lächeln am Fuße der Leiter, Auf der Straße der Erinnerung und Rendezvous bei Caterina.

Valente hatte viele Auftritte überall auf der Welt, unter anderem 15 Tourneen in den USA, war sieben Mal im Olympia in Paris, trat im London Palladium sowie mehrmals im Nachtclub Talk of the Town (im Gebäude des London Hippodrome) auf. Weitere Tourneen brachten sie nach Südamerika, Japan, Australien und Südafrika. Noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs hatte sie Auftritte in der UdSSR.

Ein Höhepunkt war mit fast 17 Millionen Zuschauern 1986 die ARD-Fernsehsendung Bravo, Catrin! mit vielen befreundeten Künstlern anlässlich ihres 50. Bühnenjubiläums. In den USA war sie in mehr als 100 Fernsehsendungen Stargast, unter anderem in der Dean Martin Show, der Perry Como Show, der Danny Kaye Show, Hollywood-Palace und der Bing Crosby Show, und musikalischer Star der Fernsehserie The Entertainers an der Seite von Carol Burnett und Bob Newhart.

Wohnorte und späteres Leben
Von 1957 bis 1962 bewohnte sie mit ihrem ersten Ehemann, Gerd Scholz, eine eigens für sie erbaute Villa in Oberflockenbach bei Weinheim im Odenwald, die im weiteren Verlauf des Besitzerwechsels von Curt Engelhorn der Universität Heidelberg als Seminarhaus gestiftet wurde. Später wohnte Valente viele Jahrzehnte in Bissone im Tessin in der Schweiz. Ihr dauerhaftes Zweitdomizil in Kalifornien verkaufte sie laut eigenen Angaben aus Antipathie gegen die US-Regierung unter Donald Trump.

Sehr zurückgezogen lebend, meldete Valente sich in späteren Jahren in unregelmäßigen Abständen über Facebook mit persönlichen Erinnerungen, aktuellen Fotos und kritischen Kommentaren zur Berichterstattung über sich, insbesondere in den Boulevardmedien.
Dabei ließ sie von ihrem Team viele ihrer privaten Fotografien mit Wasserzeichen und dem Schriftzug „All Uses Strictly Prohibited“ versehen, um sie vor unrechtmäßiger Nutzung durch die Medien zu schützen. Mit der Begründung, den aus ihrer Sicht jahrelangen Fehlinformationen durch Wikipedia und andere Plattformen entgegentreten zu wollen, wurde ihre Website im Januar 2021 überarbeitet.

In großen Abständen gab sie hin und wieder noch Interviews, so 2009 und 2019. Darin äußerte sie sich – obwohl sie manipulatives Verhalten der Regenbogenpresse erwartete – über das Älterwerden, ihren Gesundheitszustand und resümierte ihre Karriere knapp: „Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte, einiges besser, anderes schlechter – wie jeder, glaube ich.“

Caterina Valente starb im September 2024 im Alter von 93 Jahren in ihrem Haus in Lugano.

Text: Caterina Valente/Wikipedia

Bildquellen:
  • caterina-valente: Ron Kroon für Anefo - Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Caterina Valente show, Bestanddeelnr 919-2235.jpg, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=137841028


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Lesezeit ca.: 10 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 2. Oktober 2024

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