Nekrolog

Chris Rea (74) Driving Home for Christmas

Christopher „Chris“ Anton Rea, geboren am 4. März 1951 in Middlesbrough, ist am 22. Dezember 2025 im Alter von 74 Jahren gestorben. Mit ihm verliert die Musik einen Künstler, der sich konsequent jeder Rockstarmythologie entzog und dennoch über Jahrzehnte hinweg ein Millionenpublikum erreichte.

Chris Rea war Sänger, Komponist, Pianist und Gitarrist, vor allem aber Musiker im klassischen Sinn des Wortes. Seine heiser-rauchige Stimme und sein unverwechselbares Bottleneck-Gitarrenspiel machten ihn früh erkennbar. In einer Zeit, in der vieles auf Pose und Lautstärke setzte, blieb Rea bei Ton, Rhythmus und Atmosphäre. Seine Musik war selten aufdringlich, aber dauerhaft präsent.

Werbung

Seine Karriere lässt sich grob in zwei Phasen teilen. In den 1980er- und frühen 1990er-Jahren war Rea international erfolgreich mit einer Mischung aus Rock, Pop und Blues. Songs wie Fool (If You Think It’s Over), Josephine, On the Beach, Road to Hell (Part 2) oder Auberge gehörten zum festen Bestand der Radioprogramme. Besonders Driving Home for Christmas entwickelte sich – vor allem in Deutschland – zu einem alljährlichen Begleiter der Vorweihnachtszeit und ist bis heute sein meistgespielter Titel im deutschsprachigen Radio.

Ab 2002 schlug Rea bewusst einen anderen Weg ein. Er wandte sich stärker dem klassischen Delta-, Gospel- und Roots-Blues zu und veröffentlichte umfangreiche, oft experimentellere Werke. Kommerziell waren diese Alben weniger erfolgreich, künstlerisch jedoch Ausdruck einer Haltung, die ihn sein ganzes Leben begleitete: Musik nicht als Produkt, sondern als Ausdruck.

Diese Haltung hatte auch biografische Gründe. Chris Reas Leben war früh von schweren gesundheitlichen Einschnitten geprägt. Bereits Mitte der 1990er-Jahre erkrankte er schwer, später wurde eine seltene Form der Bauchspeicheldrüsenerkrankung diagnostiziert. Mehrere große Operationen, darunter eine Duodenopankreatektomie, sowie ein insgesamt 32-wöchiger Krankenhausaufenthalt folgten. Rea überlebte – gegen schlechte statistische Prognosen – und lebte fortan mit insulinpflichtigem Diabetes.

2016 erlitt er zusätzlich einen schweren Schlaganfall mit zeitweiser Halbseitenlähmung. Sprechen und Gitarrenspiel waren vorübergehend kaum möglich. Dennoch fand er zurück zur Musik. Mit Road Songs for Lovers veröffentlichte er 2017 ein letztes Album, das von Kritikern positiv aufgenommen wurde und in mehreren europäischen Ländern hohe Chartplatzierungen erreichte. Es war kein Comeback im klassischen Sinn, sondern ein spätes, ruhiges Statement.

Chris Rea war über Jahrzehnte mit seiner Jugendliebe Joan Lesley verheiratet. Das Paar hatte zwei Töchter, Josephine und Julia Christina, denen er mehrere seiner bekanntesten Lieder widmete. Familie hatte für ihn stets Vorrang vor Karriereentscheidungen. Tourneen, insbesondere in den USA, lehnte er bewusst ab, um ein geregeltes Familienleben zu ermöglichen.

Neben der Musik widmete sich Rea der Malerei und seiner Leidenschaft für historische Rennwagen. Oldtimer, insbesondere britische Klassiker, begleiteten ihn ebenso durch sein Leben wie Leinwand und Pinsel. Auch darin zeigte sich sein Hang zur Konzentration auf Handwerk und Substanz.

Chris Rea bezeichnete sich selbst nie als Rockstar. Er lehnte Oberflächlichkeit, Selbstinszenierung und Kult um die eigene Person ab. Für ihn zählten Klang, Gefühl und Ehrlichkeit. Vielleicht ist genau das der Grund, warum seine Musik geblieben ist, während viele seiner Zeitgenossen nur Erinnerungen hinterlassen haben.

Mit Chris Rea ist ein Musiker gegangen, der sich nie verbiegen ließ und dessen Werk gerade deshalb Bestand hat. Seine Lieder werden weiterlaufen – im Radio, im Auto auf nächtlichen Straßen, und immer wieder auf dem Heimweg kurz vor Weihnachten.

gemeldet von Henning

Bildquellen:

  • Bildschirmfoto-2025-12-23-um-09.02.08_800x500: Alexandre Boucher, CC BY-SA 4.0, wikimedia.org

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#chris rea #verstorben

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden


Das Bestatterweblog informiert und unterhält – ganz ohne Google- oder Amazon-Werbung

1,4 Millionen Besucher im Jahr, aber nur etwa 15 spenden. Dabei kostet der Betrieb rund 20.000 € jährlich. Wurde Dir hier schon geholfen? Hattest Du etwas zu lachen? Dann sei eine der seltenen Ausnahmen und gib etwas zurück. Schon 5 € – der Preis einer Tasse Kaffee – helfen weiter. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)