Frag doch den Undertaker

Darf man alte Grabsteine einfach säubern?

Grab Oskar Schindler mit Steinchen

Das Grab von Oskar Schindler. Der Katholik fand auf eigenen Wunsch seine letzte Ruhe auf dem römisch-katholischen Franziskanerfriedhof am Berg Zion in Jerusalem. Das Grab wird in jüdischer Tradition mit Besuchssteinen versehen.

Ein Freund von mir und ich haben letztens einen kleinen Friedhof entdeckt. Er ist seit 1926 lahmgelegt und nun eben öffentliche Grünanlage. Die Grabsteine sind teilweise total zugewuchert mit Moos und Unkraut und wir würden sie gern wieder leserlich machen; Etwas abschrubben, das ganze Gewächs rauskratzen usw. Dürfen wir das oder muss man da auf Irgendetwas achten wie Denkmalschutz? Oder ist das Ganze eine blöde Idee, weil dieses Verfallene, Urige auch irgendwie den Charme solcher Friedhöfe ausmacht? Würde mich über Ihre Antwort und Meinung sehr freuen!

Ich finde die Idee gar nicht schlecht. Jahr für Jahr fahren ja auch deutsche Jugendliche zu den Soldatenfriedhöfen im Ausland, auf denen deutsche Soldaten beerdigt sind. Sie reinigen und pflegen die Grabstätten dort.
Warum sollten Sie nicht einen Friedhof hier etwas auf Vordermann bringen, um den sich keiner mehr kümmert?

Um nun keinen Ärger zu bekommen, sollten Sie die zuständige Friedhofsverwaltung fragen.
Der Friedhof gehört ja irgendwem. Entweder ist das eine Stadt/Gemeinde oder eine Kirchengemeinde.

Werbung

Ist es ein jüdischer Friedhof, so sieht die Sache etwas anders aus. Da kann es gewollt sein, daß der Friedhof exakt so aussieht.
Es kann auch sein, wie Sie ja selbst schon mutmaßten, daß der Friedhof, so wie er ist, unter Denkmalschutz steht. Klären Sie das!

Ohne die Genehmigung des Friedhofsbetreibers/-besitzers sollten Sie nicht ans Werk gehen.

Warum sind jüdische Friedhöfe oft so wildromatisch verfallen?

Juden legen ihre Gräber für die Ewigkeit an. Die Gräber bleiben für immer. Sie laufen nicht ab und sie werden auch nicht neu belegt.
Das gibt es auch auf unseren Friedhöfen, denn auch dort kann man Wahl- oder Familiengräber theoretisch immer und immer wieder verlängern und so über Generationen hinweg behalten.

Auf jüdischen Friedhöfen ist aber die Grabstätte einmal angekauft worden und muß nicht mehr verlängert werden.
Irgendwann gibt es dann keinen mehr, der sich um das Grab gekümmert hat.
Früher taten das auch weit entfernte Verwandte und Nachbarn.
Durch die Vorgänge im Dritten Reich sind aber so viele Menschen ums Leben gekommen, daß quasi drei Generationen ausgelöscht worden sind.
Viele Juden sind auch ins Ausland gegangen.

Für ganz viele Gräber bedeutet das eben, daß es niemanden mehr gibt, der sie pflegen oder besuchen könnte.
Es gehört aber zur jüdischen Tradition, daß man beim Besuch des Grabes einen kleinen Stein auf den Grabstein legt.

Grab Oskar Schindler mit Steinchen

Das Grab von Oskar Schindler. Der Katholik fand auf eigenen Wunsch seine letzte Ruhe auf dem römisch-katholischen Franziskanerfriedhof am Berg Zion in Jerusalem. Das Grab wird in jüdischer Tradition mit Besuchssteinen versehen.

Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen -Einleitung-

Foto: Von Yoninah – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10793345

Bildquellen:


    Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

    Schlagwörter: , , , , , , ,

    In „Frag doch den Undertaker!“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
    Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

    Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 25. Juli 2016

    Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

    Das Bestatterweblog leistet wertvolle journalistische Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bittet das Bestatterweblog um Ihre Hilfe. Es fehlen in diesem Jahr noch etwa € 8.500,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit einer Spende, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Arbeiten erfordert, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!




    Lesen Sie doch auch:


    Abonnieren
    Benachrichtige mich bei
    0 Kommentare
    Inline Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen



    Rechtliches


    0
    Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex