So, jetzt habe ich etwas Zeit gefunden, das Video einmal näher zu kommentieren.
Leute, die das Bestatterweblog nicht kennen, wissen nichts über den Beruf des Bestatters. Hinzu kommt, daß das Thema Tod und Trauer ein Tabuthema ist, mit dem man sich für gewöhnlich nicht gerne befasst.
So kommt es, daß vieles was es rund um den Bestatterberuf und Bestatterdienstleistungen zu wissen gäbe, den meisten Leuten unbekannt ist. Umso sensationeller und dramatischer kommt es diesen Uneingeweihten dann vor, wenn alltägliche Banalitäten von einer vermeintlich satirischen Sendung oder einem angeblich dem Wohle der Menschheit dienenden Enthüllungsmagazin entsprechend dargeboten werden.
Wir haben es in dem vorliegenden Video-Beitrag ganz sicher nicht mit einem besonders eloquenten Vertreter der Bestatterbranche zu tun. Ich sehe aber auch zunächst nichts, was es notwendig machen würde, hier irgendeine Besonderheit zu vermuten.
Der Bestatter scheint sich auf besonders günstige Bestattungen verlegt zu haben. Was ich persönlich von Discount- oder Billigbestattern halte, das habe ich ja oft genug geschrieben.
Es kann eben nicht jeder das Geld für das „älteste Tradiotionshaus am Platze“ aufbringen und deshalb haben auch die Günstigbestatter durchaus ihre Berechtigung. Man muß sich als Kunde eben darüber im Klaren sein, daß man manchmal für kleines Geld auch nur kleine Leistung bekommt.
Daß dieser Bestatter in Tschechien einäschern lässt, ist eine andere Geschichte. Viele Bestatter aus anderen Regionen in Deutschland bringen die Särge oder die Asche in grenznahe Krematorien in den Niederlanden, Frankreich oder der Schweiz.
Hierfür sprechen die niedrigen Kosten und die flexibleren Möglichkeiten im Umgang mit der Asche.
Es ist hinlänglich bekannt das nach einer Einäscherung im Ausland oder der Überstellung der Asche ins Ausland, unter Umständen verschiedene Möglichkeiten der Verwendung dieser Asche angeboten werden. Solange die Asche im Ausland bleibt, gelten die dortigen -oft weniger restriktiven- Gesetze.
Dieses ermöglicht auch der im Video gezeigte Bestatter.
Welche Form der Aschenverwendung die Angehörigen dann aber wählen, ist letztlich tatsächlich nicht Sache des Bestatters. Wie einst Pilatus kann er seine Hände in Unschuld waschen, wenn die Angehörigen vor der Hand die Asche in die Niederlande schicken lassen, um sie dort verstreuen zu lassen und dann in Wirklichkeit das Angebot der niederländischen Krematorien in Anspruch nehmen, sich die Aschenurne zusenden zu lassen, um die Asche im Garten auszustreuen.
Das kann man natürlich nun aufbauschen und noch Dutzende anderer „Experten“ dazu befragen, sie werden nichts anderes sagen können, als die Dame in diesem Film. Es ist und bleibt in Deutschland nicht erlaubt, die Asche so zu verwenden, es besteht Friedhofszwang.
Zwar bieten deutsche Friedhöfe, weil ihnen die Kunden „weglaufen“, mittlerweile auch die Verstreuung der Asche an oder richten „Baumhaine“ für naturnahe Bestattungen ein, doch bleibt es dabei, daß Totenasche in Deutschland noch ausschließlich auf Friedhöfen, in zugelassenen Beisetzungswäldern oder auf hoher See beigesetzt werden muss.
Das Mitnehmen nach Hause ist nicht erlaubt.
Allerdings stellt es, meines Wissens, keine Straftat dar, das trotzdem zu machen. Es dürfte sich allenfalls um eine Ordnungswidrigkeit handeln, für die es nicht einmal eine Strafe oder ein Ordnungsgeld zu zahlen gäbe. Aus Berichten von Angehörigen und Kollegen ist mir nur bekannt, daß im Falle eines Falles höchstens die „zwangsweise Beisetzung“ der Asche durch das Ordnungs- oder Friedhofsamt zu befürchten ist.
Nun ist es aber grundsätzlich so, daß es sich die allermeisten Menschen gar nicht vorstellen können, die Asche eines Toten bei sich zu Hause oder an einem anderen Platz als auf einem Friedhof beigesetzt zu wissen. Zwar nimmt die Zahl derer, die sich auch eine alternative Beisetzungsform vorstellen können, durchaus zu, aber letztlich ist das dennoch -gemessen an der Gesamtzahl der Bestattungen- immer noch eine Randerscheinung.
Ja und die sensationelle Erkenntnis, daß der Bestatter seinem Beruf nachgeht, um tatsächlich auch noch Geld damit zu verdienen, ja das ist eine Erkenntnis, die wirklich ganz was Neues ist.
Aber auf den Trichter kommen jedes Jahr Dutzende von Journalisten und stellen Bestatter, die für die Lieferung von Waren und das Erbringen von Dienstleistungen ganz selbstverständlich auch eine Bezahlung erwarten, als pietätlose und geldgierige Geier da.
Daß ein Weddingplaner für nichts weiter als die bloße Organisation einer Hochzeit locker mal eben 4.000 Euro in Rechnung stellt, das wird als völlig normal angesehen und man bestaunt die Familie, die ingesamt 10.000 oder 15.000 Euro für ein tolle Hochzeit ausgegeben hat. Keiner findet dann die lange Limousine (2 Stunden 800 Euro) zu teuer.
Gibt aber eine Familie völlig freiwillig 8.000 Euro für eine Bestattung aus, um einem ehrenwerten Menschen nach einem langen und arbeitsreichen Leben die letzte Ehre zu erweisen und ihm in Form eines schöne Grabes ein ehrendes Andenken zu bewahren, dann ist der Bestatter immer der Abzocker.
Sehen wir es doch mal nüchtern: Natürlich ist der Tod eines Menschen kein schöner Anlass, aber warum soll es etwas Verwerfliches sein, dieses besondere Familienereignis auch in einem aufwendigen Rahmen zu begehen?
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Asche einfach mitnehmen ist tatsächlich nur eine OWi. Allerdings kann das je nach Landesgesetz theoretisch durchaus ein paar tausend Euro kosten (beispielsweise nach § 19 Bestattungsgesetz NRW bis zu 3000 Euro). Ob die wirklich verlangt werden, ist natürlich eine andere Frage.
Tja,aber wie es immer ist, wo kein Kläger da kein Richter und wenn man es nicht an die große Glocke hängt seh ich auch kein Problem dahinter.
Ich wette, daß die ehrenwerte Dame aus dem Film ihren Kunden auf gezielte Nachfrage hin genau das anbieten wird, was sie vor der Kamera lauthals verteufelt.
Solche Berichte gab es schon des Öfteren im TV. Dieser ‚Leichentourismus‘ hat aber im Prinzip auch etwas Gutes. Die Leute die dort mitfahren sind meistens Leute die meinen ihr Verfallsdatum bald zu erreichen und diese (und auch Andere) können sich so über alles Mögliche informieren.
In den Berichten die ich gesehen habe, konnten die Teilnehmer auch abwechselnd einen Blick in den Ofen ‚bei Aktivität‘ werfen inklusive einer kompletten Krematoriumsbesichtigung usw.
Ich denke es ist tatsächlich sinnvoll, wie dieses Weblog hier, da es doch offensichtlich die Angst vor der letzten Reise um Einiges verringert.
Ich denke, da wird dem „Bericht“ von x3 Unrecht getan.
Hier wird ja gar nicht gegen günstige Bestattungen gewettert, sondern gegen den Mangel an Pietät bei diesen Bestattungskaffeefahrten.
Im Anschluss der Veranstaltung gibt es dann noch die Möglichkeit, billig einzukaufen. Wie schön.
Die Aussage, dass der Herr Fietje oder wie er auch hieß nur ein Geschäft machen will, soll meines Erachtens nur noch mal veranschaulichen, dass die angebotene Dienstleistung eben nur mangelhaft ist. Der Herr ist ja auch fachfremd.
Keinesfalls sehe ich hier die Tatsache kritisiert, dass eine Bestattung eben auch Geld kostet.
Dass Herr Fietje dann auch noch Werbung damit macht, man könne als Kunde ja auch einfach gegebene Gesetze umgehen, lässt doch noch einmal deutlich an seiner Seriösität zweifeln.
„X-3“ ist Satire, das sollte man bei alle dem nicht vergessen.
Das ganze ist so unglaublich billig, das diese tschechische Firma nicht einmal Ihre Homepage einigermassen übersetzen lassen kann.
http://www.vysocany.cz/de/?p=sluzby
„Trauerzeremonien verlaufen in unserem würdigen und neu ausgerüsteten Trauzimmer“
Tom,
Da hast du völlig Recht!