Geschichten

Der Blonde mit dem irren Blick -29-

Das alles ist jetzt in 29 Episoden erzählt, das scheint sehr lang zu sein und doch sind ganz viele Aspekte und einzelne Nebenhandlungen auf der Strecke geblieben. Man hätte allein mit diesen Erlebnissen rund um Heiner und Lizzy ein ganzes Buch füllen können. Aber es ist ja sowieso alles nur eine erfundene Geschichte…

Auf der Strecke geblieben ist das Einlassen auf die dicke Freundschaft zu den beiden meinerseits. Getrieben von den Eindrücken der jüngsten Entwicklungen war da auch nicht viel Raum in mir, in ich hätte diese Gefühle ausbreiten können. Jedenfalls darf abschließend nicht der Eindruck stehen bleiben, nur diese beiden Künstler hätten alles falsch gemacht und sich schlecht verhalten.
Auf diesem Stück des gemeinsamen Weges sind sicherlich auf allen Seiten, bei mir, bei Veranstaltern, bei egal-wem Fehler gemacht worden. Fehler, die Lizzy und Heiner wahrscheinlich für sich so bewerten, daß sie eine Geschichte erzählen könnten oder es wahrscheinlich auch tun, die die Sache ganz anders beleuchtet und in der verschiedene Punkte ganz anders dargestellt würden.

Aber so, wie es geschrieben steht, so ist das aus meiner Sichtweise heraus eben zu schildern.

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Natürlich wurde da übertrieben. Der Wirt von der Schwarzen Mühle war längst nicht so schlimm wie geschildert und auch seine Bedienungen waren nicht ganz so ukrainisch wie erzählt.
Aber so irgendwie kommt das eben dann doch wieder alles hin.

Eigentlich hatte ich diese ganzen Begebenheiten schon längst wieder ad acta gelegt, da fällt mir beim Umräumen die DVD mit dem „Es ist kalt“-Film wieder in die Hände und ich schiebe ihn in das Abspielgerät.

Doch, eigentlich ist er, auch wenn eine der Personen rausgeschnitten wurde, sehr schön anzusehen. Heiners Stimme erzählt die Geschichte, meine Schnitte sind wirklich gut gesetzt und auch die vielen Stunden, die ich noch in den Film investiert hatte, haben sich gelohnt. Man sieht nämlich davon nichts und darauf kommt es eben an.
Eigentlich schade, daß der Film da so in einer Schublade herumliegt, dachte ich und dann lud ich ihn bei YouTube hoch und stellte ihn auf „privat“. So konnte ich wenigstens, wenn ich mal wo zu Besuch war, immer sagen: „Laßt uns mal den Rechner anmachen und gemeinsam einen kurzen Film auf YouTube anschauen, der ist sehr schön geworden.“

Drei Jahre dümpelte der Film so vor sich hin und immer wieder meldete sich mal einer der Gäste des Treffens im Sauerland und fragte nach dem Film, den man damals dort gesehen hatte.
Ab und zu, ganz selten, gab ich demjenigen dann einen vorübergehenden Privatlink, daß er sich den Film anschauen konnte.
Aber jedes Mal waren natürlich die Erinnerungen an die Vorfälle wieder da.

Mit Johnny Keller verbindet mich inzwischen eine liebe Freundschaft, der Philosoph und Küchenmeister ist mir ans Herz gewachsen und mittlerweile habe ich verstanden, was ihn damals wohl umtrieb.
Er hatte große Pläne mit seiner Schwarzen Mühle, kam dabei aber immer nur stückweise voran, weil viele Unwägbarkeiten ihm Hemmnisse in den Weg legten.
Meine Lesung und den Auftritt hätte er wirklich gerne groß inszeniert, da er aber solche Veranstaltungen noch nie gemacht hatte, war er einfach überfordert. Seine Frau riet ihm immer wieder davon ab, sich darauf einzulassen und so kam es zu dem Hin und Her, den vielen Zu- und wieder Absagen.
Außerdem waren Heiner und Lizzy, was ich gar nicht wußte, immer unverschämter ihm gegenüber geworden, sodaß er schon einen dicken Hals hatte, noch bevor wir bei ihm in der Schwarzen Mühle auftauchten.
Fairerweise hat er mir die Übernachtungskosten für die Künstler dann doch noch überwiesen und, genau wie ich, alles was das anbetraf unter den Stichwort „teure Lebenserfahrung“ ausgebucht.
Wie hoch diese Beträge waren, die Johnny Keller da investiert hat, weiß ich in Wirklichkeit gar nicht, wir haben nie darüber gesprochen, das kann weitaus weniger, aber auch mehr gewesen sein.
Für diese Geschichte spielt es keine Rolle. Wer einen Auftritt zusagt und dann mich, den Wirt und die angereisten Gäste -die dafür bezahlt hatten- einfach hängen läßt, der hat eigentlich keinen einzigen, müden Euro verdient.

Was soll’s, die Zeit heilt alle Wunden, sagt man, und wenn mal so viel Wasser den Rhein hinabgeflossen ist, also so viel Zeit vergangen ist, sollte man wieder über den Dingen stehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Und das Wesentliche, ja das ist inzwischen bei mir das Schreiben und die künstlerische Tätigkeit.
Ich werde nie einen Literaturnobelpreis bekommen, aber ich kann vielen Leuten etwas Freude bereiten und das ist doch was Tolles.

Ein Bestandteil meiner Kunst ist aber der „Es ist kalt“-Film. Für den habe ich die literarische Vorlage geliefert, das teure Equipment hergeschenkt, den langwierigen und schwierigen Schnitt, sowie die musikalische Vertonung übernommen und letztlich mit meinem Namen für die Bedeutung des Films gesorgt.

Würden Lizzy und Heiner den jetzt vorführen wollen, müßten sie mich eigentlich um Erlaubnis fragen, denn so gesehen ist der Film das Produkt gemeinsamer Bemühungen, fußt aber auf meinem ureigenen Text.
Käme es dazu, daß die beiden den Film nun zeigen würden, hätte ich so viel Respekt vor ihrer künstlerischen Leistung, daß es mir nicht im Entferntesten in den Sinn käme, ihnen da Schwierigkeiten zu machen.

Doch so sind eben nicht alle Leute und so sind auch nicht Heiner und Lizzy.

Vor einigen Monaten, ich sortierte gerade mal wieder altes Zeug aus YouTube aus, sah ich mir dort den „Es ist kalt“-Film nochmals an.
Eigentlich zu schade, um nur dort zu vergammeln, dachte ich und stellte ihn kurzerhand als Miniatur in der Seitenleiste meines Bestatterweblogs online.
Die Klickzahlen zeigten, daß nur wenige Seitenbesucher den Weg zu diesem Film fanden oder ihn sich ansehen wollten; nur 50 Personen haben ihn sich angeschaut.
Vielleicht wurde er auch bei vielen, die einen AdBlocker oder so etwas benutzen, nicht angezeigt, ich weiß es nicht.

Nur drei Mails habe ich wegen des Filmes bekommen. Eine Blogleserin hatte ihn das erste Mal gesehen und war sehr gerührt, eine andere kannte ihn noch vom Treffen im Sauerland und freute sich riesig, ihn noch einmal ganz in Ruhe anschauen zu können.

Ja und die dritte Mail kam von YouTube.

Heiner und Lizzy haben gegen mich bei YouTube eine Urheberrechtsanzeige vorgebracht, weil ich diesen unseren gemeinsamen Film nun öffentlich gezeigt habe.

Das ist sowas von respektlos, gemein und hinterhältig, daß es mir eine Weile die Sprache verschlagen hatte.

Aber nur eine Weile, dann mußte ich hier ihre Geschichte erzählen.

Doch nicht vergessen, das ist alles nur erfunden.

ENDE

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(©si)