Allgemein

Der Bürgermeister

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Ein paar Mal hatte ich schon unserer Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister hier erwähnt.
Ähnlich wie Pietät Eichenlaub steht der Bürgermeister synonym für irgendwelche bekannten Persönlichkeiten hier in der Stadt.

Man glaubt es gar nicht, wieviele Leute ihre vermeintlichen Beziehungen spielen lassen wollen und hoffen, dadurch einen beträchtlichen Preisvorteil oder eine besondere Behandlung zu erzielen.

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Insofern ist ihr Anliegen ja auch durchaus berechtigt. Ich freue mich ja auch darüber, daß ich Willi Atu persönlich kenne und in seinen vielen Autowerkstätten damit angeben kann…

Wenn aber jemand meint, sein vorlautes und kackfreches Verhalten dadurch entschuldigen zu können, daß er sich auf einen Prominenten bezieht, dann schalte ich recht schnell auf stur. In jedem Fall erntet er hier hinter den Kulissen Spott und Hohn, im besten Fall stößt er hier -wie dereinst der Großwesir von Plenken- auf Ablehnung.

Da aber meine Blogleser mit den Namen der meisten Persönlichkeiten, die da als Referenz angeführt werden, gar nichts anfangen können, nehme ich pauschal die Amtsbezeichnung Bürgermeister. Es ist mal der zuständige Abgeordnete, mal ein Schulleiter, dann wieder ein Professor der Universität oder aber auch irgendwer aus der doch recht umfangreichen Riege der Stadtpolitiker.

Besonders witzig finde ich es immer, wenn mir jemand mit einer angeblichen Empfehlung von einer vermeintlich besonders hochgestellten Person kommt, die ich gar nicht kenne und die sich bei näherer Betrachtung als eher halbseidene Pseudoprominenz entpuppt.

Vor zwei Jahren war mal eine da, die bestellte mir ganz herzliche Grüße von Harry Eppelmann und sprach mich während der Tage, in denen ich mit ihr zu tun hatte, immer wieder auf diesen Harry an. Ehrlich gesagt war ich mir nicht ganz sicher, ob ich einen Harry Eppelmann kenne oder nicht und habe mich deshalb vorsichtshalber artig für die Grüße bedankt. Als es dann um die Rechnung ging, sprach sie mich ganz offen auf einen Rabatt an, den ich ihr doch einräumen könne, schließlich kenne doch auch sie eben jenen besagten Eppelmann.
Jetzt sind so ein paar Prozentchen Nachlass immer drin, das haben wir schon einkalkuliert und deshalb war das auch in diesem Fall kein Problem.
Aber etwa ein Jahr später las ich dann in der Zeitung, daß dieser gewisse Eppelmann ein Diskothekenbesitzer mit mannigfaltigen zwielichtigen Verflechtungen ist, der in allerlei krumme Geschäfte verwickelt war und in dieser Zeit gemeinsam mit einigen rumänischen oder bulgarischen Ganoven vor Gericht gestellt wurde.
Umso sicherer war ich mir, daß ich den nicht kannte. Ist doch aber nett, daß er mich trotzdem grüßen ließ.

Nun haben mich einige Leser schon mal gefragt, ob wir nicht für schwierige Kunden eine Sondergebühr auf die Rechnung packen können. Naja, es ist ja das gute Recht eines Kunden, auch ein wenig schwierig zu sein. Man darf ja nicht vergessen, daß die Leute sich in einer Ausnahmesituation befinden. Deshalb sehen wir ihnen vieles nach, wir kennen das doch schon seit vielen Jahren. So tragen im Großen und Ganzen die zahlreichen ganz normalen Kunden den Mehraufwand für schwierigere Kundschaft mit.

Aber das ist doch letztlich fast überall so. Die eine Kundin kommt in eine Metzgerei und verlangt 128,5 Gramm gemischten Aufschnitt, bezahlt und geht und die nächste Kundin meiert wegen fast der gleichen Wurst fast zwanzig Minuten herum, stellt Dutzende Fragen, meckert am Aussehen der Produkte herum, lässt sich das Herkunftszertifikat von Kuh Isabelle zeigen und fragt dann noch nach den leckersten Wurstrezepten der Woche, um am Ende das gleiche zu bezahlen, wie die erste Kundin.
Kaufmannslos!

Oder beim Shopblogger, da wird es auch nicht anders sein. Der eine zieht in Windeseile durch den Laden, ist nach kaum zehn Minuten an der Kasse, zahlt seine 38,28 Euro und ist wieder weg ohne jemandem wirklich Arbeit gemacht zu haben. Schon der nächste Kunde kann Björn eine halbe Stunde Arbeit kosten, weil er sich im Laden benimmt, wie einst die Türken vor Wien.

Aber trotzdem: Wir haben da einen Puffer. Wenn uns ein Kunde schon während der ersten Beratung komisch kommt, schreibe ich ihm vorsichtshalber noch 30 oder 40 Euro beispielsweise für die Benutzung der Blumenständer in unserer Trauerhalle extra mit auf. Entpuppt sich einer während der Abwicklung des Sterbefalls als aufwendig, dann kommt die Position „Mehraufwand“ oder „Sonderaufwand“ auf die Rechnung.
Fragt der Kunde dann, wofür dieser Mehraufwand berechnet wird, sage ich ganz sibyllinisch: „Fragen Sie lieber nicht.“ Dabei gucke ich dann ganz besonders vielsagend. Noch nie hat einer weiter nachgefragt, noch nie! Vermutlich denken die meisten, das habe irgendetwas mit der Behandlung des Verstorbenen zu tun und das wollen sie dann lieber gar nicht so genau wissen.

So geht das also.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#bürgermeister

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(©si)