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Der Garten ist einfach zu klein

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Nochmal zum Thema dick und dünn und groß und klein.
Derartige körperliche Attribute würde ich niemals hernehmen, um jemanden darauf anzusprechen oder ihn deswegen zu necken. Führe ich hier in meinen Texten so jemanden vor, so ist das ja auch durchaus erlaubt, denn es gefällt den meisten Lesern und schadet niemandem. Außerdem bin ich ja, wie alle wissen, oft genug selbst das Ziel des bissigen Spotts und was kann man mehr leisten, als sich selbst zu verspotten und trotzdem nett zu sein.

Das schöne Wetter das jetzt unausweichlich auf uns zukommen wird, tut sicherlich auch seinen Teil dazu, daß ich wieder weniger werden, darauf hoffe ich zumindest jedes Jahr aufs Neue.
Doch just wenn sich die ersten Singvögel lautstark wieder zurückmelden und die ersten zögerlichen Krokanten ihre zart beknospeten Sprossen durch die Erde stecken und ich mich aufmache um durch vermehrte gärtnerische Betätigung etwas mehr körperliche Aktivität zu entwickeln, just dann macht Giuseppe halbschräg die Straße runter seinen Eisladen wieder auf.

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Ich hab‘ ja Eisverbot. „Tom, nur Milch und Eier und noch ein geschnittenes Roggenbrot, aber nicht zu Giuseppe, hast Du gehört, nicht zu Giuseppe!“ sagt meine Frau zum Beispiel und ich fahre artig los, um die gewünschten Besorgungen zu machen.
Jetzt hat der heimtückische Zwerg aus den Abruzzen aber in diesem Jahr erstmals Stühle und Tische vor seiner Eisdiele aufgebaut und auf dem Weg vom Eiermann zum Bäcker muß ich an seinem Stuhlverbau vorbei, verirre mich und kaum bin ich wieder bei Sinnen, habe ich einen großen Becher Málaga und Vanille auf der Hand.
Und noch schlimmer: Wenn ich das Brot gekauft habe, muß ich ja wieder an seinem Laden vorbei und gegen einen kleinen Espresso kann keine Frau ja nun wirklich nichts einwenden, ich soll ja viel trinken…
Was kann ich dafür, daß Giuseppe in mir den besten Kunden der letzten Jahre wiedererkennt, mich jedes Mal wenn er mich sieht in Hüfthöhe umarmt, sein Köpfchen mit der lautstarken Sprechöffnung an meinen Nabel schmiegt und „Beste Freunde, komme probiere!“ ruft? Was kann ich dem entgegensetzen?
Ich bin durch 60 Jahre Emanzipation geschwächt, muß lauter Frauen mit Doppelnamen über mich ergehen lassen und werde beinahe täglich von einer Müsli-Mutti mit einer siebenköpfigen Kinderschar auf Liegefahrrädern überfahren. Da geht einem jegliche männliche Widerstandskraft verloren, da wird man zum willfährigen Opfer der italienischen Eismafia.
Ja, ich gebe es zu, Giuseppe hat mich angefixt, ich bin ihm und seinen süßen Köstlichkeiten verfallen, ich kann nicht mehr ohne Spaghettieis leben und bekomme einen frühmorgendlichen Tremor, wenn nicht im Verlaufe des Tages wenigstens die Chance auf eine winzige Kugel Karamell-Nuss in Aussicht steht.

Ich gestehe, ich bin schwach vom Gemüte und stark von der Figur.
Soviel wie Giuseppe in mich reinstopft, kann ich im Garten gar nicht abarbeiten, aber das liegt hauptsächlich daran, daß unser Garten nicht besonders groß ist. Auf Google Earth ist der gar nicht drauf, da sieht’s von oben so aus, als seien die Häuser hier mit ihren Dächern alle aneinandergewachsen und wenn ich, selbst bei größter Vergrößerung, das Grundstück beschriften will, langt es in Goolge Earth nicht für das Wort Garten, ich kann nur Grtn hinschreiben.
Es sind also die fehlerhafte Wahl des Grundstücks, die Heimtücke des Abruzzengnoms und der schlechte Einfluss der kinderreichen Müslifrau, die mich zum Abhängigen gemacht haben.

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(©si)