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Der Hahn

Es ist ruhig im Büro, das Einzige was man hört, ist das klappernde Geräusch der Tastaturen, alle arbeiten. Draußen plätschert leise der Regen an die Fenster und so allmählich senkt sich über die monotone Ruhe das Gespenst Morpheus‘, alle werden langsam müde.

In diese, nur noch mit halbgeöffneten Augen zu ertragende Stille hinein, tönt plötzlich eine kurze, sich immer wiederholende Melodie: Ding, Ding, Ding, Da, Ring, Ding, Dong, Dudah, Dudah, Dääääääh.

„Wer hat denn da so eine bescheuerte Handy-Melodie“, frage ich über den Gang rufend, doch ich bekomme keine Antwort. Stattdessen kommt wieder: Ding, Da, Ring, Dudah, Dudah, Däääääh.

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Ich bin ja viel zu träge, um aufzustehen und überhaupt wäre ja die Gefahr, irgendwo in das 11-Uhr-Loch zu fallen, viel zu groß. Als das „Dudaaa, Dudaaaa, Dääääh“ dann aber zum dritten Mal an mein Ohr dringt, erhebe ich mich trotzdem, gehe zur Tür und schaue über den Gang. Und was sehe ich da?
Einen Hahn!

Der Hahn ist etwa 30 Zentimeter groß, aus weißem Plüsch mit gelben Füßen und gelbem Schnabel und einem roten Kamm auf dem Kopf.
Er läuft batteriebetrieben hin und her und macht dabei diese Melodie: Ding, Ding, Ding, Da, Ring, Ding, Dong, Dudaaa, Dudaaaa!

„Wem gehört der Piepmatz hier?“ frage ich und aus Sandys Büro kommt: „Mir.“

„Und was macht der hier?“

„Dudaaah“, ruft Sandy.

„Das höre ich selbst.“

Sandy kommt aus ihrem Büro, das heißt, zuerst kommen ihre unglaublich langen Beine, denn sie rollt sich mit ihrem Bürostuhl aus dem Zimmer auf den Gang: „Den habe ich gestern gekauft, ist der nicht süß?“

Es ist ja immer wieder erstaunlich, wen oder was Frauen alles ’süß‘ finden.
Ich muß nur an die vielen kleinen strubbeligen und pickeligen Jungs im Fernsehen denken, die meine Frau und meine Tochter unisono ’sühüß‘ finden. Aber zugegebenermaßen, der kleine Stoffhahn ist wirklich süß, der wackelt sogar beim Laufen mit den Flügeln und wenn man ihn am Hals hochnimmt, was ich gerade tue, dann zetert er.

Frau Büser, Antonia und Nadine sind inzwischen ebenfalls aus ihrem Büro gekommen, auch sie wollen sehen, was da so ’sühüß‘ ist.

Es entsteht in Windeseile eine nur unter Frauen mögliche Diskussion darüber, ob das überhaupt ein Hahn ist oder nicht doch etwa eine Ente. Schließlich schauen mich die vier Frauen an, Antonia kauend, wie immer, und ich soll nun das salomonische Urteil fällen und entscheiden zu welcher Gattung dieses Tier gehört.

„Hahn!“ lautet mein Urteil: „Enten haben keinen Kamm auf dem Kopf.“

Stimmt, da hat er recht, ja genau…

„Das ist doch dieser Hahn aus dem Fernsehen“, behauptet Antonia und Sandy nickt heftig: „Ja genau, aus den Looney Tunes!“
Das arme, in Amerika aufgewachsene, Kind weiß es nicht besser und wir anderen fahren ihr mit einem einstimmigen „Schweinchen Dick!“ über den Mund.

Nun wiederum beginnen wir zu überlegen, wie der Hahn denn eigentlich heißt. Also das Schwein hieß Schweinchen Dick, der Hase hieß Roger Rabbit…

„Was?“ unterbricht mich Frau Büser, „der hieß doch nicht Roger Rabbit, der Hase hieß doch Cäsar.“

Etwa fünf Minuten geht die Diskussion hin und her und dann erst meldet sich Antonia mit einem hingekauten: „Bugs Bunny“ zu Wort.

Ja, genau, Bugs Bunny!

Aber wie hieß denn der Hahn?

Wir kommen überein, daß der keinen Namen hatte, zumindest kann sich keiner von uns daran erinnern.

„Doch, der hatte einen“, tönt es plötzlich hinter uns; Manni ist heraufgekommen, sieht mich mit dem am Hals gepackten Hahn da stehen und sagt: „Der hieß Foghorn Leghorn!“

Foghorn Leghorn? Das habe ich ja noch nie gehört. Aber gut, Manni bleibt dabei, seine Kinder hören im Auto ständig diese Cassetten und da heißt der Hahn eindeutig Foghorn Leghorn.

„Und was für ein Lied singt der immer?“

Abermals fangen alle an zu grübeln und es kommen lauter unterschiedliche Vorschläge. Eine meint, es sei der ‚Yankee Doodle‘, eine andere sagt, das wäre das „Dixie-Lied“ und wieder jemand anders weiß, daß das „Old Mc Donald had a farm“ ist.

„MacDonalds?“ fragt Antonia hungrig in die Runde, doch wir beachten sie nicht.

Der Hahn fängt in meiner Hand an zu zetern und plötzlich, während der Hahn noch kräht, reißt uns eine Stimme hinter uns aus unseren Überlegungen: „Sie da, machen Sie hier eigentlich auch Beerdigungen?“

podcast verfügbar

Links:

Foghorn Leghorn im Video

Der Text des Liedes, das Foghorn immer ansingt:

Camptown Races

De Camptown ladies sing dis song, Doo-dah! doo-dah!
De Camptown race-track five miles long, Oh, doo-dah day!
I come down dah wid my hat caved in, Doo-dah! doo-dah!
I go back home wid a pocket full of tin, Oh, doo-dah day!

Gwine to run all night!
Gwine to run all day!
I’ll bet my money on de bob-tail nag,
Somebody bet on de bay.

De long tail filly and de big black hoss, Doo-dah! doo-dah!
Dey fly de track and dey both cut across, Oh, doo-dah-day!
De blind hoss sticken in a big mud hole, Doo-dah! doo-dah!
Can’t touch bottom wid a ten foot pole, Oh, doo-dah-day!

Chorus

Old muley cow come on to de track, Doo-dah! doo-dah!
De bob-tail fling her ober his back, Oh, doo-dah-day!
Den fly along like a rail-road car, Doo-dah! doo-dah!
Runnin‘ a race wid a shootin‘ star, Oh, doo-dah-day!

Chorus

See dem flyin‘ on a ten mile heat, Doo-dah doo-dah!
Round de race track, den repeat, Oh, doo-dah-day!
I win my money on de bob-tail nag, Doo-dah! doo-dah!
I keep my money in an old tow-bag, Oh, doo-dah-day!

Chorus

Billy Murray singt „Camptown Races“ (Aufnahme von 1911)

Bildquellen:

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