Der ideale Pfarrer nimmt sich Zeit für die Angehörigen, die ihn wegen eines Trauerfalles sprechen wollen. Er notiert sich die den Angehörigen wichtigen Dinge sorgsam und spricht ihnen Trost zu. Auch nach der Beerdigung steht er ihnen zur Seite.
Er spricht auch mit dem Bestatter, läßt sich darüber informieren, was die Angehörigen sonst noch anläßlich der Trauerfeier planen, erkundigt sich nach Sonderwünschen und berücksichtigt diese möglichst. Bei der Trauerfeier gibt er das im Trauergespräch Gehörte wieder, kennt vor allem die Namen und Daten und beherzigt Wünsche hinsichtlich der religiösen Ausprägung der Zeremonie.
Glücklicherweise arbeiten die meisten Pfarrer auch so und wir sind insgesamt sehr zufrieden, jedoch gibt es da den einen oder anderen Helden vor dem Herrn, der sich den jahrzehntelangen Zorn der Trauerfamilie redlich verdient:
Bei einer der gestrigen Beerdigungen waren die Angehörigen hinterher ziemlich erzürnt über den Geistlichen. Er hatte so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.
Ein Beratungsgespräch hat überhaupt nicht stattgefunden. Nachdem die Familie beim Pfarrbüro angerufen hatte, wurde ihnen mitgeteilt, sie hätten bitte am nächsten Tag um 11 Uhr dort zu erscheinen. Die Pfarrsekretärin kassierte zunächst einmal 30 Euro „Taxigebühr“ und notierte sich dann die Daten der Verstorbenen und die Wünsche der im Stehen abgefertigten Angehörigen.
In seiner Ansprache nannte der Pfarrer dann die Verstorbene immer Maria, obwohl sie Martha hieß und erst deutliches Gehuste und heftige Winkzeichen eines Angehörigen in Richtung der mit Martha beschrifteten Sargschleife brachten den Pfarrer dann auf den richtigen Weg. Statt von der kürzlich erst stattgefundenen Goldhochzeit sprach er von der Silberhochzeit, und den Witwer sprach er gleich drei Mal mit „lieber Herr Schneider“ an, obgleich der Mann auf den schönen Namen Karczowynczyk hört.
Obwohl die betagte Frau Karczowynczyk sechs Jahre lang qualvoll vor sich hin gestorben ist, vergaß der Pfarrer auch nicht zu erwähnen, daß es bitter ist, „eine so fleißige Hausfrau und Mutter so plötzlich und unerwartet aus der Mitte ihres Lebens gerissen zu bekommen“.
Das alte Mütterlein soll, so der Geistliche, immer fleißig bei der Freiwilligen Feuerwehr gedient haben, wenngleich der Enkel der Verstorbenen dort aktiv ist und er es war, der bei der Pfarrsekretärin gesagt hat, es würde noch der Spielmannszug der Feuerwehr vor der Kapelle etwas vortragen.
Das alles trug der Pfarrer so langsam und gedehnt vor, daß zwischen einzelnen Tränenschüben lautstarkes Gähnen in der Trauerhalle zu hören war. Die anschließende Zeremonie am Grab, die bei strömendem Regen stattfinden mußte, dehnte er dann so in die Länge, daß die Hälfte der Trauergäste vollkommen durchnässt und mit Friedhofslehm verschmutzt waren. Und das obwohl man ausdrücklich um ein kurzes und schmerzloses Vorgehen gebeten hatte.
Das alles hätten die Angehörigen aber hingenommen. Doch eins brachte das Faß zum Überlaufen:
Angesichts der riesengroßen Zahl von Trauergästen, weit mehr als bei so alten Menschen normalerweise kommen, hatte man ausdrücklich darum gebeten, der Pfarrer möge doch ganz zum Abschluß sagen, daß nur die engsten Familienangehörigen anschließend in den „Schwarzen Ochsen“ gehen. Stattdessen verkündete der Pfarrer mit jovialem Unterton, daß die Angehörigen alle Trauergäste zum Essen und Trinken einladen.
Dann setzte er sich in sein Taxi und fuhr zu einem anderen Friedhof zur einer anderen Beerdigung, vermutlich um dort immer von der lieben verstorbenen Frau Martha Karczowynczyk zu sprechen.
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Schlagwörter: ideale, pfarrer
Is nich wahr, ne?
Dass die Priester heute nicht mehr die Zeit haben, sich um jeden Trauerfall so zu kümmern, wie es eigentlich nötig wäre, ist bei "Ein Pfarrer für fünf Gemeinden"- Plänen der Bistümer nicht verwunderlich, aber so abgefertigt zu werden: nee – das gäbe Krach in der Gemeinde.
Ein bischen Vorbereitung kann man doch wohl erwarten und zumindest ein kurzes "5-Minuten-Gespräch".
Wenn die Tote Martha hieß, wieso stand dann auf der Sargschleife Maria? Da käme ich als Priester aber auch durcheinander.
Ach, ein 5-Minuten-Gespräch ist auch nicht wirklich hilfreich, wie ich bei der Trauerfeier für meinen Onkel gemerkt hab. Aber das beste, was der Pfaffe sich geleistet hat war das rethorische Würfelspiel um die Frage, welcher der Anwesenden dem Toten als nächstes ins Grab folgt. Eine einzige Katastrophe das ganze, und er hat es wirklich geschafft, das sich die Trauergemeinde gleich danach geschlossen über diese miese Ansprache aufgeregt hat….
Hab ich auch schon erlebt.
Als die Großmutter meines Partners starb, die immer ehrenamtlich einen Haufen Gedöns für die Kirche veranstaltete und überhaupt der Klischeetyp "liebes altes frommes Omilein" war, hatte der Pfarrer erst keine Lust, bei ihr vorbeizukommen, als sie starb (war ja auch nach 20 Uhr, das geht doch nicht, da hat der Pfarrer Feierabend), und bei der Beerdigung sülzte er die ganze Zeit mit hysterisch zum Himmel verdrehten Augen was von der armen Sünderin, oh Gott, hab Erbarmen mit ihr… klang, als ob er grade eine Puffmutter beerdigt.
Ach ja, und Namen, Daten usw. hat er natürlich auch verwechselt.
*gnarf*
RZ
ach die Pastoren, die tun nix, die wollen nur spielen 🙂
nee peinlich ist sowas schon, auch wenn, wie bei uns im Dorf mittlerweile auch, ein Pastor für ehemals 3 Gemeinden und Kirchen zuständig ist.
ps. kommt mir das eigentlich nur so vor, oder schreibt hier momentan jemand anders die Texte?
[i]"ps. kommt mir das eigentlich nur so vor, oder schreibt hier momentan jemand anders die Texte?"[/i]
Kommt mir auch so vor. Selbst wenn es sich wieder um eine überspitzte "Zusammenfassung verschiedener Fälle" handeln sollte – ein bisschen sehr "over the top"… Naja, kann ja nicht immer klappen… 😉
Hut ab vor dem Pastor, der meine Mutter beerdigt hat. Dafür dass die Umstände ihres Todes eigentlich mit der Kirche überhaupt nicht zu vereinbaren sind, und er die Familie überhaupt nicht kannte, hat er einen prima Job gemacht. Er ist am Tag der Entlassung meines Vaters aus dem Krankenhaus zu uns gekommen, hat sich lange mit ihm unterhalten, hat sich Bilder zeigen lassen, auch über die Todesumstände sich informiert, hat meinem Vater Trost zugesprochen, der mit der Kirche an sich eigentlich gar nichts anfangen kann und hat sich nicht eine einzige Notiz gemacht. Bei der Trauerfeier ist er mit keinem Wort auf die Todesursache eingegangen, hatte alle Daten parat und hat sich noch dafür entschuldigt, dass eines der Lieder, das wir uns ausgesucht haben, leider nicht gespielt werden konnte. Am Grab hat er sich sehr schön kurz gefasst und hat auf Rücksicht auf meinen Vater dafür gesorgt, dass keine Beileidsbekundungen statt fanden. Ohne, dass wir ihn darum gebeten hätten. Ich hab nach der Beerdigung niemals wieder von ihm gehört, aber der Mann war super. Gruss… Weiterlesen »
Könnte direkt aus unserer Familienchronik stammen. Bei meinem Grossvater sagte der Pfarrer immer "die liebe Frau" und der Mann der bei der Beerdigung meiner Mutter predigte, war ganz offensichtlich sogar angetrunken.
Bei einem Onkel war es so, dass sich hinterher alle sicher waren, dass der Pfarrer über eine ganz andere Person gesprochen hatte. Nicht nur die Namen haben nicht gestimmt, auch sonst wusste er kein bisschen Bescheid.
So ein Pfarrer kommt ins Haus? Das habe ich bei uns bei drei Beerdigungen nicht erlebt. Kurzer Anruf, das war es.
Verglichen mit dem Popen auf unserer letzten Beerdigung war das noch gar nichts. Ich will es jetzt nicht ausbreiten sonst kommt es mir hoch.
Ich bin aus diesem Fach und kann nur bestätigen, dass die Arbeitsbelastung durch die Betreuung von gleich vier Gemeinden durchaus nicht weniger geworden ist. Trotzdem kriege ich es hin, mit allen betroffenen Familien ein ausführliches Trauergespräch zu führen.
Mir sind solche Fehler noch nicht unterlaufen. Gut, manchmal hat man drei oder vier Beerdigungen an einem Tag, dann muss man halt aufpassen und sich konzentrieren.
Allerdings weiss ich sehr wohl, dass es auch einige Kollegen gibt, denen das, sagen wir mal, etwas schwerfälliger von der Hand geht.
Ich meine hier mal gelesen zu haben, dass der Undertaker geschrieben hat, es gebe gute und weniger gute Beerdiger unter den Pfarrern. Das kann ich nur bestätigen.
also der Pfarrer, der meine Oma und später meinen Vater beerdigt hatte, gehörte eindeutig zur Kategorie 'Der ideale Pfarrer'.
Übel aufgestossen ist mir dagegen die Predigt bei der Beerdigung eines Klassenkameraden, bei der der Priester die 'Allerwelts-'Bibelstelle Ps 90,10 zitierte: "das Leben währt 70 Jahre, und wenn es hoch kommt 80 Jahre……" Und das bei einem 17jährigen, der elendiglich an Krebs verr***t war.
[i]"ps. kommt mir das eigentlich nur so vor, oder schreibt hier momentan jemand anders die Texte?"[/i]
Eventuell sind die Texte vorformuliert, weil die Trauerfeier der mit Familie Undertaker gut befreundeten plötzlich verstorbenen Frau ist bzw. war?
Die Berichte sind Legion. Der beste Freund meines Vaters wurde nach langer Krankheit beerdigt. Der katholische Geistliche war so dermaßen betrunken, dass die ihn aus dem Grab ziehen mussten, in das er reingefallen war. Die Grabrede wollte er lallend vortragen – einer der Trauergäste ist dann ad hoc eingesprungen, der Bestatter hat den Mann beiseite gezogen und dann wurde improvisiert. Hat ihn aber nicht gehindert, am Friedhofseingang zu stehen und den Klingelbeutel aufzuhalten. Zumindest solange, bis der Bestatter ihn abermals wegziehen konnte. Oder Beerdigung von meinem Großvater. Der Bestatter hatte einen katholischen Priester "engagiert", entgegen der Absprachen, da sollte einer der Trauergäste sprechen, mein Großvater war nicht sonderlich kirchentreu, nett ausgedrückt. Der Priester kannte meinen Großvater nicht, hat eine0 8/15-Rede abgespult das man meinen konnte, dass die Puffmutter aus dem Kommentar weiter oben noch einen Zuhälter hatte, und zwar meinen Großvater. Ich bin während der Trauerrede aufgestanden, hab ihm gesagt, dass er wohl auf der falschen Beerdigung ist und bin rausgegangen. Die schlimmsten Beerdigungen meines Lebens für die zwei liebsten Menschen meines Lebens… 🙁 Da… Weiterlesen »
Also das kommt mir nicht unbekannt vor… Kann mich an einen Geistlichen erinnern, der nur mit seinem Liturgiebüchlein zur Beerdigung erschien und im Eingangsteil immer nur vom "lieben Verstorbenen" sprach… Beim Lied vor der Predigt hat er sich dann bei dem Bestatter (der aus anderem Grunde dezent im Seitenschiff sass)erkundigt:" Ey, pssst…Wie heisst nochmal der Verstorbene????"
Kein Witz Leute!
ach, das highlight bei merkwürdigen pfarrern war immer noch der, der in seiner predigt den satz "und sollte es ein leben nach dem tode geben …" eingebaut hatte, und dann zum ende seiner rede (der tote war schuhmacher) seine schuhe auszog, auf hüfthöhe hielt und die gemeinde aufforderte es ihm gleich zu tun, um den verstorbenen barfuss zu verabschieden so wie er dereinst ins leben gekommen war.
und auch das ständige anzweifeln von lebensleistung und charakter ("wer weiss welche schweren sünden er begangen haben mag, unbemerkt von seinen mitmenschen") war zum kotzen – aber immerhin die einzige trauerfeier bei der ich nicht gerührt oder trauernd dem sarg gefolgt bin sondern vor wut gekocht habe.
kommt es mir nur so vor oder kommen die vielen probleme auch daher dass sich die leute nicht genug bemühen? auch einen pfarrer muss man sagen was man will. wenn man um ein persönliches gespräch bittet, so wird das doch idR auch gemacht. und wenn der pfarrer dies ablehnt kann man auch diesen herren n deutliches wort sagen. als mein vater starb hat sich der pfarrer fast 2 stunden zeit genommen für das trauergespräch! und auch dieser hat viele dinge zu erledigen. aber er hat sich die zeit abgeknappst und dafür haben wir uns auch erkenntlich gezeigt (in form einer spende an ein örtliches projekt der kirche zur förderung von jugendlichen). wenn der herr pfarrer meint er wäre zu gut für ein trauergespräch dann sucht euch jemand anderen der das macht.
Jaja, ist schon schlimm, was sich die Kolleg/innen manchmal erlauben! Ehrlich gesagt, wundert es mich auch manchmal nicht, wenn mit 5 Beerdigungen in drei Tagen völlig überforderte Pfarrer wenig Zeit für einen ausführlichen Trauerbesuch haben… Letzlich ist daran auch die evangelische und katholische Kirchenleitung schuld, die immer weiter Stellen einspart!
Allerdings musste ich über eine Anekdote mal herzlich lachen: Ein junger Vikar macht seine allererste Beerdigung im Krematorium. Der Verstorbene ist ein Matrose, der auch noch peinlicherweise im Hafen ertrunken ist. Der Vikar ist angesichts der vielen Knöpfe und der "Premiere" am Rednerpult des Krematoriums verwirrt und drückt nach der Ansprache statt "Musik" versehentlich den Knopf "Sarg absenken". Stille… Aus den Augenwinkeln sieht er entsetzt, wie der Sarg absinkt und kann völlig überrumpelt nur noch stammeln: "Und nun übergeben wir unseren Bruder dem ewigen Feuer…"
Kann man sich den Pfarrer denn aussuchen?
In der Gemeinde meiner Eltern ist seit einigen Jahren ein junger Pastor (evangelisch), der auch mal in Kettenhemd mit Schwert mit der Gemeindejugend durchs Dorf streift und generell mit geschulterter Gitarre zum Gottesdienst erscheint. Organisten sind halt teuer. Die Trauerfeier und später die Aussegnung und Urnenbeisetzung meines Vaters hat er sehr gut gestaltet, das hätte sogar meinem Papa gefallen. Zum Gespräch mit meiner Mutter kam er per Rad im Regen (5km). Wir hatten unsere Kinder nicht mit zur Trauerfeier, das fand er gar nicht gut, aber als sie bei der Aussegnung dabei waren (wir waren im kleinsten Kreis), hatte ich das (wundervolle) Gefühl, daß er diese Aussegnung nur für diese drei Kinder (damals 3, 6 und 9) gestaltet hat, die ihren Opa beerdigen. Das hat auch uns Erwachsenen unglaublich gutgetan.
Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich die Bestatter nicht auf solche Situationen einstellen und am Pult in der Trauerhalle einen Zettel mit den wichtigsten Daten des Verstorbenen anbringen. Name, Alter, Todesursache sollten das Minimum darstellen, als Sahnehäubchen Familienstand und Beruf. Damit sollte doch zumindest das Problem mit den überforderten Pfarrern / Pastoren /Rabbis / was weis ich /gelöst sein und den trauernden Angehörigen ein mögliches Trauma.
Entschuldigung:
und den trauernden Angehörigen ein mögliches Trauma erspart werden können.
@Kartoffel: Selbstverständlich bekommt der Pfarrer vorab einen Meldezettel mit allen erforderlichen Angaben. Dieser enthält die Namen des Verstorbenen, seine Lebensdaten, den Beruf.
Außerdem bekommt der Pfarrer eine Sterbeurkunde.
Ich muss auch mal unsere Pastoren in Schutz nehmen! 😉
Eigentlich sollte bei der Bestattung meiner Mutter unser Gemeindepastor die Rede halten. Dafür kam er zu uns nach Hause, sah sich Fotos an und nahm sich 2 Stunden Zeit, mit uns zu reden. 4 Tage vor dem Termin bekam er einen epileptischen Anfall und konnte aufgrund seines Krankenhausaufenthaltes die Trauerrede nicht halten. Dafür organisierte er ohne unser Zutun eine Pastorin aus der Nachbarsgemeinde. Die kam auch zu uns raus, obwohl das eine ganz schöne Strecke war, schaute sich auch Fotos an und nahm sich ebensoviel Zeit mit uns. Die eigentliche Rede war toll und man hatte das Gefühl, sie hätte meine Mutter gekannt. Ich fühlte mich trotz des aufwühlenden Ereignisses wirklich getröstet. Ich kann also sagen, dass gute Pastoren kein Einzelfall sein müssen.
Da muß ich den doch mal loben, der die Trauerrede für meine Mutter hielt. Der kannte sie auch überhaupt nicht, weil sie, nachdem sie Jahrzehnte für eine kirchliche Organisation gearbeitet hatte, nicht mehr allzu kirchgängerisch veranlagt war. Er lud mich zu sich ein (war nicht weit) und nahm sich soviel Zeit, wie er und ich brauchten, das war auch mindestens, ich habe nicht auf die Uhr geschaut, über eine Stunde. Dabei gab es auch ein sehr heikles Thema anzusprechen, das auch einige der Trauergäste betraf, und wir sprachen darüber, wie er das am besten in der Trauerrede unterbrächte, weil das die letzte Gelegenheit sein würde, an der man einige dieser Trauergäste erreichen würde, irgendwie. Er hat mich deswegen sogar am Morgen der Trauerfeier nochmal angerufen, um sicherzugehen, wie man es am besten machen würde. Und er hat sich nicht nur um mich gekümmert, und mir angeboten, mich jederzeit bei ihm zu melden, wenn ich reden wollte, sondern auch eine sehr schöne Trauerrede gehalten. Und das alles, ohne eine Rechnung zu schicken. Da fällt einem dann… Weiterlesen »
Ich weiss nicht ob es nur daran lag das es unser kleiner Sohn war der beerdigt wurde, aber unser Pastor hat großartig gemacht.
Er war nicht nur die letzten Tage fast jeden Tag im KH als es unserem Kind immer schlechter ging, er hat sich auch zu Hause sehr viel Zeit für uns genommen. Am Todestag unseres Sohnes ist er Abends zu uns gekommen und hat einen Aussegnungsgottesdienst gemacht, nur für die Familie. Er hat mit uns überlegt, wie wir die Kinder aus der Kindergartengruppe unseres Sohnes in die Trauerfeier integrieren können, ohne das es für sie zu schlimm wird.
Er kannte unser Kind schon vorher vom Kindergarten und hat bei der Trauerfeier von unserem Kind erzählt, so wie er in erlebt hat.
Ein paar Tage später hat er uns gefragt, ob wir die Trauerrede haben möchten. Er hatte sie für uns gespeichert und ausgedruckt.
Ich war bisher bei drei Beerdigungen, an zwei kann ich mich erinnern. Die eine war von einem evangelischen Geistlichen und für meine Begriffe sehr gut gemacht, man erfuhr sogar noch neue Dinge über den Verstorbenen und es gab auch eine Klippe zum umschiffen, was er auch gut löste. Die andere Beerdigung wär von einer sehr alten Frau aus der Familie die sich in einem sehr kleinen Dorf jahrelang in der Kirche engagiert hatte (zig Spenden usw). Die Beerdigung hat ein katholischer Priester durchgeführt, der sich sehr gut bezahlen ließ (Namensnennung der Toten im wöchentlichen Gottesdienst kostete 30 Euro, wenn ich mich recht erinnere). Dass der Priester aus Indien oder so kam macht ja nichts, nur war sein deutsch alles andere als klar verständlich. Und ansonsten war er eher ruppig und kurz angebunden und spulte auch nur einen Standardtext ab, was ich sehr schade fand, weil die Tote der Kirche ja sehr nah stand. Die Tote hat davor schon von diesem Mann erzählt und meinte, daß der nicht nett und freundlich sei, den würde sie nicht… Weiterlesen »
@egal:Du kannst zu "Priester" und "Pfarrer" auch in Wikipedia etwas nachlesen. Grob gesagt ist ein Priester eine geweihte Person, die religiöse Kulthandlungen vornimmt, während ein Pfarrer außerdem auch noch einer Pfarrei vorsteht.
@Tom: Danke für die Antwort, aber ich spreche ausdrücklich NICHT von den Standardinformationen wie z.B. dem Aushändigen einer Sterbeurkunde. Ich rede von einer echten Hilfe, wenn der Pastor den Namen des Verstorbenen vergessen hat und einfach auf das Pult gucken muss. Popeliger Word-Ausdruck plus Tesastreifen. Sowas sollte wohl machbar sein.
@Kartoffel: Ich sprach ja auch nicht vom Aushändigen einer Sterbeurkunde sondern, wie Du nachlesen kannst davon daß der Pfarrer VORAB (also nicht erst am Tag der Beerdigung) einen MELDEZETTEL bekommt. Das ist ein Formular extra für die Pfarrer mit allen erforderlichen Angaben.
Außerdem bekommt er noch eine Sterbeurkunde.
So einen unfähigen katholischen Pfarrer kenne ich leider auch. Traurigerweise musste ich ihn zweimal erleben. Bei jeder Beerdigung ging er immer nur auf das große Leid kurz vor dem Tod meiner Verwandten ein. Dass sich deren Leben aber nicht nur durch die Zeit kurz vor ihrem Tod definierte, kam ihm wohl nicht in den Sinn.
*lach* Wenn man sich das alles durchliest muss man von ja von 50prozentigem Allgemeinversagen der geistlichen Zunft ausgehen. Ich bin als Ministrant bei gefühlten 1000 Beerdigungen mitmarschiert, die fast alle nach Schema F abliefen. Ansprache über das Leben des Verstorbenen bzw. auf Wunsch ein Vater Unser und weiter gings nach Plan. Sehr individuell war das nie und trotzdem fanden es alle "ganz liab" wie der Pfarrer das wieder so schön gemacht hat. Eine "Schöne Leich" halt. Bei zwei Beerdigungen wars hart. Ein noch sehr junger Herzinfarktler, allgemein bekannt im Dorf, beliebt und engagiert. Da musste unser Pfarrer kurz abbrechen, weil er selbst zu weinen anfing. Und ein kleines Mädchen, bei dessen Beerdigung der Kindergartenchor "Weißt du wieviel Sternlein stehen" gesungen hat. Sowas hält man einfach nicht mit Schema F durch. Grausam sind die Beerdigungen in der Nachbarsgemeinde. Ein Pfarrer der sich selbst ständig überschätzt (gesanglich und liturgisch) und bei der Beerdigung meiner Oma so Sätze brachte, wie "Bitte für die arme Sünderin", "Trage sie durchs Fegefeuer" etc. blablubb. und nichts anderes zu ihr zu sagen… Weiterlesen »
Insgesamt ja ganz schön spannend wie unterschiedlich sich die verschiedenen Pfarrer/Priester verhalten.
Wie sieht das eigentlich bei einem Atheisten aus oder jemandem, der aus der Kirche ausgetreten ist? Darf/Muss man dann auf dem Kirchenfriedhof beerdigt werden und bekommt einen Standardgottesdienst? Gibt es da auch "unkirchliche" Leute, die eine Art Abschiedsfeier machen/leiten (z.B. in dem Räumen des Bestatters)?
Ich kenne es nur, dass bei uns im Ort viele Leute noch im Alter wieder in die Kirche eintreten, weil sie dieses "Treatment" durch die Kirche haben wollen.
Ich kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass ich in einer Kirche von einem Pfarrer verabschiedet werde, obwohl ich damit so gar nichts zu tun habe.
Grüße,
Antara
Natürlich gibt es unter Pfarrern auch seltsame Vögel. Und unbestritten wird auch in diesem Beruf zuweilen geschlampt. Aber in einige der bisherigen Beiträge kommen Pfarrer nur als Pappkameraden vor. Die Realität des Pfarrerberufs sollte fairerweise schon zur Sprache kommen, dann ließen sich viele der Beispiele auch anders interpretieren. Nur ein paar Punkte möchte ich hier in die Diskussion werfen: 1. Es ist jedermanns gutes Recht, sich in seiner Kirchengemeinde rar zu machen, nichts mit Kirche am Hut zu haben, oder wie immer man das nennen will. Aber es ist ziemlich inkonsequent, wenn man sich empört, dass jemand dann auch distanziert behandelt wird. Jemand, der nur einmalig meinen Service will, ist ein Termin. Menschen, die einen brauchen, vergisst man nicht, aber Termine können vergessen oder verwechselt werden. Auch mir ist es einmal unterlaufen, dass ich einen Namen falsch ausgesprochen habe – kein Wunder: Von der ganzen Familie habe ich vorher nie etwas gesehen oder gehört. Wäre die Betreffende mir zu Lebzeiten begegnet, wäre dass nicht geschehen. Wenn man es mit einem Menschen tun hat, ist man… Weiterlesen »
Hm. Warum geht man dann nicht an die Kanzel, bedankt sich beim Redner und fängt dann selbst an zu reden? Und wenns nur ne kleine Anekdote ist. Anschliessend könnte man dann fragen, wer noch eine Begebenheit zu erzählen hat, oder auch kurz von sich und seinem Verhältnis zum Verstorbenen berichten mag und dann geht das ganze seinen Gang.
Dazu brauchts dann keinen Redner, die Familie ist eingebunden und das ganze ist gleich soviel persönlicher und auch hilfreicher um die Trauer zu verarbeiten.
Abgesehen davon, von dem Pfarrer würde ich mein Geld zurückfordern, notfalls per Gericht. Nicht erbrachte Leistung, und so.