Nun habe auch ich mal eine Frage, die, wie ich glaube, noch nicht behandelt wurde.
Vor wenigen Tagen ist der Sohn unserer Nachbarn ermordet. Die Nachbarn sind erst vor wenigen Jahren in unser Dorf gezogen und haben nur die notwendigsten Kontakte aufgebaut. Sie kommen aus dem Osten, sind gerne unter sich, sprechen nicht gut Deutsch, sind aber sehr nett. Man grüßt sich und wenn jemand Geburtstag hatte, reichen wir uns die Hand über den Zaun und gratulieren.Der nun ermordete Sohn war kein unbeschriebenes Blatt, ein Raufbold, vorbestraft, also eigentlich ein Nachbar, den man sich nicht unbedingt wünscht.
Zu uns hingegen war er immer sehr nett, hat gegrüßt, selbst wenn ich ihm anderswo in dunklen Ecken begegnet bin.
Was macht man jetzt als Nachbar? Langt eine Karte oder eine mündliche Beileidsbekundung über den Zaun? Oder soll man vielleicht doch bis zur Haustür gehen und das Beileid in deren Räumen aussprechen?Wir haben übrigens eine Karte geschrieben und die Nachbarn im Garten abgepasst. Da wir noch nie in deren Haus waren, schien uns dieser Zeitpunkt für „das erste mal“ unangebracht.
War das die richtige Entscheidung?
Für die Nachbarn ist es der Sohn der gestorben ist. Nur an dieser Tatsache und an Eurem Verhältnis zueinander ist hier auch die Art der Kondolenzbezeugung zu bemessen. Was der Sohn gemacht hat (sofern Ihr nicht davon betroffen seid) hat nichts mit der Trauer zu tun.
Da Ihr keinen intensiven Kontakt habt, Euch aber zu besonderen Anlässen gratuliert usw., ist es durchaus angebracht, auch in dieser Situation eine persönliche Beileidsbezeugung abzugeben. Das kann durchaus in Form einer Karte geschehen, die man persönlich abgibt. Viel Worte wollen die Trauernden in dieser Situation sowieso nicht hören und es wäre sicherlich ein netter Zug, wenn man zwar auf großes Gerede verzichtet, aber grundsätzlich seine Hilfe und Unterstützung anbietet. Damit hat man, so denke ich, genug getan.
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Man kann das ja durchaus persönlich machen, dem Nachbarn die Hand zu geben halte ich in dieser Situation für besser, als eine Karte auf dem Postweg zu schicken. Ich würde es mit einer Einladung auf eine Tasse Kaffee verbinden, mit dem Zusatz: „Wenn wieder Ruhe eingekehrt ist.“ So haben die Eltern nicht das Gefühl, dass man sie in ihrer Trauer belästigt oder überfordert, und fühlen trotzdem den Rückhalt.
Ich würd an der Haustür klingeln, wenn man es über den Zaun macht hat das so ein G’schmäckle von „wenn man sich eh grad trifft muss man auch was sagen“. Wenn du an der Tür klingelst ist klar dass du aus eben diesem Grund gekommen bist, man kann das ja auch gerne verbinden mit einem nachbarschaftlichen „wenn ihr irgendwas braucht, sagt Bescheid“. Wenn man allerdings persönlich kommt, würde ich keine Karte bringen, nur ein paar Worte sagen.
Ob das über den Zaun die richtige Entscheidung war hängt allerdings davon ab, ob es sich in dem Moment richtig angefühlt hat. Besser ein ehrliches und natürliches Beileid aussprechen als einen künstlichen Aufwand treiben, der dann unpersönlich wirkt.
Das ist mir vor kurzem passiert. Es ist in solchen Situationen sehr schwer, sein Bedauern auszudrücken…
Als mein Vater gestorben ist, hatten wir auch nicht unbedingt den Nerv für großartige Gespräche. Daher fand ich es eigentlich ganz gut, wie es die Leute in der Einfamilienhaus-Straße gelöst haben: Eine Karte mit persönlicher Beileidsbekundung (zum Teil mit einem kleinen Geldschein drin).
So umgeht man sicher auch ganz gut das Problem, vielleicht etwas komplett falsches zu sagen…
Zusatz (weil ich Trottel natürlich mal wieder die wichtigste Info vergeige): Die Karte wurde in den Briefkasten gesteckt.