Menschen

Des Menschen Wille ist sein Himmelreich

orgel

…sagt man oft seufzend, wenn jemand sich einen Wunsch erfüllt, oder man jemandem einen Wunsch erfüllt, von dessen glücksbringender Wirkung man selbst nicht ganz so überzeugt ist.

Aber fangen wir andersherum an:

Einen Spruch in den Glückwunschanzeigen der Tageszeitungen kann ich wirklich nicht mehr lesen:

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„Kaum zu glauben, aber wahr
Hertha wird heut‘ 80 Jahr!“

Wobei man Hertha durch jedweden Namen und die 80 durch eine beliebige andere Zahl ersetzen kann.
Offenbar haben immer diejenigen den Drang, ihre Worte in Reime zu verpacken, die es nicht besonders gut können, wodurch sie auf der gleichen Ebene stehen, wie Leggins-Trägerinnen oder Männer in Sandalen.

Auch da ist es so, daß nur diejenigen uns so etwas zumuten, die es doch eigentlich lieber bleiben lassen sollten.

Kriegen wir die Kurve zum Bestattungshaus?
Aber sicher!

Jetzt wünschen sich ja die Leute manchmal auch für die Todesanzeigen etwas Gereimtes. Ich empfehle dann da immer etwas aus der pötischen Literatur oder einen hübschen Psalm.

Aber Familie Weiermann hat den Vogel abgeschossen. Die wollten (es ist schon länger her und draußen war es kalt) doch tatsächlich für Vater Günther den von der Witwe selbst gereimten Spruch haben:

„Draußen ist schon Winter
jetzt starb unser Ginder,
traurig sind Traudel und Kinder“

Die waren so fest davon überzeugt, daß das ein ganz toller Spruch für die Todesanzeige sei, daß ich schon plattgelabert war und seufzend sagte: „Des Menschen Wille ist sein Himmelreich“.
Was soll ich auch anderes tun, wenn die sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen.
Doch just wie ich das sage, sitzen die mit offenem Mund da, dann schauen sie sich alle an und dann waren sie sich einig, daß mein Spruch viel besser sei.

So kam es, daß über Günthers Todesanzeige oben rechts in der Ecke stand:

Des Menschen Wille
ist sein Himmelreich.

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(©si)