Menschen

Die Dinger

„Wir wollen eine günstige Bestattung für meinen Schwiegervater, das ist der Vater meines Mannes. Erwin, sag doch auch mal was, es ist ja schließlich Dein Vater. Das war ja ein ganz einfacher Mann, müssen Sie wissen, der wollte ja gar kein großes Brimborium, wir wollen nicht auf den Pfennig schauen, sparen wollen wir wirklich nicht, aber unnötig was ausgeben – das muß ja nun nicht auch noch sein. So an eine Feuerbestattung hatten wir gedacht. Mein Gott, Erwin! Dir muß man aber auch jedes Wort aus der Nase ziehen. Was meinst Du denn jetzt?

Sollen wir den grauen Sarg da drüben nehmen, so wie der Mann das gesagt hat? Der kostet doch auch nicht so viel. Mensch, sei doch nicht immer so mundfaul. Äußere Deine Meinung, dann kannst Du hinterher auch nicht sagen, man hätte Dich nicht gefragt. Also gut, wir nehmen dann den Grauen, auch wenn mein Mann nichts sagt, ich seh das an seinen Augen, was der meint.

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Und wie ist das mit der Urne, die brauchen wir ja auch, Erwin was meinst Du? Die hier ist doch hübsch, sieht fast aus wie die Blumenvase von Tante Hetty, hahaha, ja, man darf sich auch bei einem Trauerfall nicht die Stimmung vermiesen lassen, das Leben geht schließlich weiter. Haben Sie das aufgeschrieben? Wir wollen die Urne, die aussieht wie die Vase von Tante Hetty.
Erwin, komm mal her, hier ist auch noch was Nettes, so ein Holzkreuz, das wär doch was, wo Dein Vater doch so bescheiden war, der hätte sicher keinen teuren Grabstein gewollt. So ein Holzkreuz tut es doch auch. Meine Güte, sei doch nicht so träge! – Dieser Mann macht mich noch verrückt, steht immer nur herum und hält Maulaffen feil, fürchterlich!
Ganz besonders schlimm ist das, seit er dieses Hörgerät tragen muß, da reagiert er gar nicht mehr. Stundenlang rede ich auf ihn ein und er grinst nur in sich hinein und guckt glücklich aus der Wäsche; ich möchte mal wissen, was im Kopf von so einem Mann vorgeht. Gut – was junge Männer so denken… na klar, das muß ich Ihnen ja nicht sagen, aber so ein alter Simpel da? Mensch, Mensch, Mensch, gucken Sie sich nur an, wie der wieder da steht.
Erwin! Erwin, sag mal, hast Du die Hörgeräte überhaupt drin?
Nun gucken Sie sich da mal an, läuft der Kerl doch tatsächlich ohne Hörgeräte herum. Dann ist er ja stocktaub! Ich rede mir den Mund fusselig und der hat seine Dinger nicht in den Ohren, sowas aber auch!“


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Die Geschichten und Berichte über Menschen sind u.a. Erzählungen und Kurzgeschichten aus der Welt der Bestatter.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Oktober 2011 | Revision: 31. Mai 2012

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Arno Nühm
13 Jahre zuvor

Ich würde die Dinger bei der auch nicht immer tragen.

opatios
13 Jahre zuvor

Manchmal ist Schwerhörigkeit und die Notwendigkeit, ein Hörgerät zu tragen, ein echter Segen… 😉

Sepulturera
13 Jahre zuvor

Mein Gott, da kommt ja schon beim Lesen kaum zum Luftholen, wie hat die das nur gemacht? 😀
Und warum hat der arme Kerl sich überhaupt ein Hörgerät angeschafft?

Tine
13 Jahre zuvor

*zum schmunzeln*…ich konnt es mir gerade bildlich Vorstellen =)

Wolfram
13 Jahre zuvor

@3 (Sepulturera): Ganz einfach: ausgeschaltet sind das die besten Ohrstöpsel, die man sich denken kann!

Angela
13 Jahre zuvor

da fällt mir Loriot zu ein:

Eine glückliche Ehe ist eine, in der sie ein bisschen blind und er ein bisschen taub ist.

turtle of doom
13 Jahre zuvor

@ 3:

Das kann auch ich bestätigen… 🙂

Wer nicht gut hört, kann es sich auch mal leisten, einen Gang tiefer zu schalten. Gerade wenn ich an keinem Gespräch beteiligt bin, muss ich überhaupt nicht mehr aufmerksam sein. So kann ich auch in einer unruhigen Umgebung ganz gemütlich ein Buch lesen…

Big Al
13 Jahre zuvor

@ turtle of doom.
Wohl nicht umsonst sagt das Sprichwort: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ 🙂
B. A.

Ma Rode
13 Jahre zuvor

Ich bringe sie um. Morgen bringe ich sie um …

Designierter Komposti
13 Jahre zuvor

Lieber taub und auf dem Dach als spitz und in der Hand. Oder so ähnlich.

turtle of doom
13 Jahre zuvor

@ D. K.:

Danke! 😀

Winnie
13 Jahre zuvor

Gibts bei euch Bestattern eigentlich auch so große Pannschüppen um das große Maul dieser Schrippen nach dem Ableben extra totzuschlagen???
Die quatschen doch sonst noch weit über den Tod hinaus, weil die gar nicht merken das sie tot sind.

Winnie
13 Jahre zuvor

@ 10
Ich dachte immer das heißt:
„Liebe ne Blinde im Bett, als ne Taube aufm Dach.“

Designierter Komposti
13 Jahre zuvor

@Winnie,
in diesem Fall wünscht man sich die Taubheit aber lieber ganz für sich alleine^^




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