Leser Fabian kommt mit einer längeren Frage, die es auch erforderlich macht, sich in Wikipedia zum Teil in Englisch in den Fall einzulesen:
Guten Abend Tom,
Kürzlich las ich etwas über das Unglück am Djatlow-Pass. Es handelt sich um die mysteriösen Todesfälle von neun sowjetischen Wanderern im Jahre 1959. Die Betroffenen sind scheinbar nachts in aller Eile aus ihrem Zelt geflüchtet und erfroren. Um diesen Umstand herum entstanden einige Fragen und THeorien, darunter natürlich nach der Ursache dieses Verhaltens oder auch, warum mehrere der Wanderer Knochenbrüche aufwiesen, die aber nicht menschenverursacht gewesen seien. Man liest sowohl von atypischen Natureinwirkungen, als auch von Wahnverhalten durch körperliche Probleme, bis hin zu geheimen Militäranlagen.
Details findet man im Internet zuhauf, hier nur ein paar Links zum Einstieg:
de.wikipedia.org
en.wikipedia.org
dbskeptic.com
sptimes.ru/storyWas hat das nun mit Dir zu tun?
Der Fall wirft viele ungelöste Fragen auf. Ein Aspekt lies mich aber rasch an Dich denken.
Es geht um die Außenbeschaffenheit der Leichen.Der letztgenannte Link etwa notiert:
„Yudin said he also thought an explosion had killed his friends. He said the level of secrecy surrounding the incident suggests that the group might have inadvertently entered a secret military testing ground. He said the radiation on the clothes supported his theory.Kuntsevich agreed, saying another clue to the deaths was the fact that the faces of the first five bodies had been inexplicably tan. “I attended the funerals of the first five victims and remember that their faces look liked they had a deep brown tan,” he said.“
Der dritte Link spricht von einem „strange orange tan“ und grauem Haar bei der Beerdigung. Der Autor stellt die Vermutung auf, dass die beobachteten Effekte evtl. auf die Einwirkung eines Bestatters zurückführbar sein könnten.
Du schriebst schon mehrfach über Methoden, um Leichen länger in ansehnlichem Zustand zu halten oder aufzubereiten, und hast bei dieser Thematik allgemeine Sachkenntnis.
Daher würde ich Dich sehr gerne Fragen, ob Du zu dieser Vermutung etwas beisteuern könntest? Hältst Du es für plausibel, dass diese Erscheinungen von einem Bestatter verursacht worden sein könnten?Vielen Dank im Voraus
Mit freundlichen Grüßen
Fabian
Ich habe mal Deine Anfrage mit den ganzen Links online gestellt. Es gibt ja immer etliche Tüftler, Nachdenker und Skeptiker unter den Lesern, die evtl. auch Interesse daran haben, hier mitzurätseln und ihre Einschätzung mitzuteilen.
Es gibt allerlei Verfahren, um Verstorbene zu behandeln, damit sie hinterher ein bestimmtes Aussehen haben. In aller Regel werden diese Verfahren zum Ziel haben, Anzeichen einer langen Erkrankung, Auswirkungen von Verletzungen und nicht zuletzt Merkmale des Sterbens und des Todes zu beseitigen oder zu kaschieren. Es geht also darum, einen weniger schönen Anblick in einen erträglichen zu verwandeln, damit man den Angehörigen den Verstorbenen so präsentieren kann, daß sie ihn wiedererkennen und in Würde ohne zusätzlichen Schrecken von ihm Abschied nehmen können.
Je nach Kulturkreis werden hier andere Anforderungen auf den Bestatter zukommen. In Deutschland mit seinem geregelten Bestattungswesen mit (so blöd es sich anhört) geschlossener Kühl- bzw. Aufbewahrungskette und recht schnellen Beisetzungszeiträumen genügt es im Allgemeinen, den Verstorbenen zu reinigen, zu desinfizieren und anzukleiden und etwas zu schminken.
Hier soll ja der Eindruck eines Schlafenden vermittelt werden.
In manchen südlichen Ländern ist es wichtig, daß der Bestatter dem Verstorbenen ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht zaubert und in den Vereinigten Staaten hat es sich vielerorts durchgesetzt, die Verstorbenen bis hin zur Unkenntlichkeit (!) zu schminken und so „schön“ zu präsentieren, daß sie fast schon unechten Kopien gleichen.
Natürlich ließe sich das Wissen und Können eines Bestatters, insbesondere wenn er über Kenntnisse der Thanatopraxie verfügt, auch dazu nutzen, einen ganz anderen Effekt zu erzielen.
Der Bestatter hat im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, das Aussehen des Verstorbenen zu beeinflussen. Einmal sind das alle Verfahren, die Farben, Wachse oder gar Kunststoffe auf die Haut aufbringen. Zum anderen sind es Verfahren, die im Rahmen eines Flüssigkeitsaustausches (Einbalsamierung) Flüssigkeiten und auch Farben in den Körper des Verstorbenen einbringen.
Hiermit ließe sich durchaus nahezu jede gewünschte (Ver)Färbung der Haut erzielen.
Da Haare jedoch nicht durch die Verfahren des Flüssigkeitsaustausches erreicht werden können, ist es nicht möglich, etwa durch eine Einbalsamierung, hier eine farbliche Veränderung vorzunehmen.
Aber natürlich ist ganz normales Färben oder Bleichen möglich.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Wie können die Aussagen der Besucher der Beerdigung als Argument gewertet werden? Da muss doch die Gerichtsmedizin ran, um festzustellen, ob die Haut unnatürlich gefärbt wurde. Vielleicht hatte auch nur die Lampe über dem Sarg eine schlechte Farbwiedergabe, wenn die Leiche drinnen aufgebahrt wurde.
I call shenanigans!
Wo sind Quincy, Bones und das CSI wenn sie mal gebraucht werden… 😉
Ach was, das ist was für Scully und Mulder, ganz klar!
@3(Christians Ex) Quatsch Scully und Mulder sind doch schon lang in Rente, sowas macht jetzt Dr. Walter Bishop!
Wenn man bedenkt, mit was für Mitteln die damals zurecht kommen mußten um Todesursachen zu untersuchen … wundert es einen nicht mehr, dass keiner wirklch herausbekommen hat, was passiert ist … wenn man dann noch die politisch Lage damals dazu rechnet … naja
Aber mich würde auch interessieren, was da wirklich gelaufen ist. Was bringt einen normalen Menschen dazu, ein schützendes Zelt bei der Kälte ohne ausreichende Bekleidung zu verlassen. EINEN … und dann erst eine ganze Gruppe … werden wir wohl nie erfahren …
Da muss ich meinem Vorposter eindeutig zustimmen. Walter Bishop würde da eindeutig ein Versuch einfallen, den er zufällig vor 30 Jahren gemacht hat. Vielleicht hat er auch vor 17 Jahren noch eine Apparatur versteckt, die ihm bei der Lösung helfen könnte?
Der Fall klingt eindeutig nach Fringe. Ich find da zuerst mal die Radioaktivität interessant. Auskennen tu ich mich auf dem Gebiet aber leider nicht und müsste auch erstmal nachlesen wie sich extreme Radioaktivität auswirkt … ansonsten sind die Metallsplitter und das orangene Leuchten interessant.
Vielleicht mal die Mythbusters rufen? 😀
Na ja, ich persönlich würde ja vermuten, daß die Kälte bzw. die Tatsache daß die Toten wohl 24 Tage in der extremen Kälte lagen nicht spurlos an der Haut und deren Farbe vorübergeht.
Ich weiß jetzt nicht wie da eventuell eine Wechselwirkung sein könnte – aber wenn sie danach dann unter Umständen noch mit Chemikalien behandelt bzw. einbalsamiert wurden.
Na ja, bezüglich der Haare gibt es zumindest die Mär, daß Menschen wirklich innerhalb kurzer Zeit (nach einem Schock oder so) graue Haare bekommt. Ich weiß nicht ob da stimmt – eine Überlegung ist es aber wert.
Grundsätzlich denke ich, daß Menschen, insbesondere Angehörige nach einem solchen (Schock)Erlebnis/Trauma oft falsche Erinnerungen haben bzw. Dinge anders wahrnehmen als sonst. Ich würde daher solche Aussagen nicht überbewerten.
Studenten, die irgendeinen Blödsinn im Zelt gemacht haben, vielleicht den Bunsenbrenner für ihr Abendessen in die Luft gejagt, oder von nem Bären überrascht, und dann hastig rausgerannt sind und den Hang runter.
Dann stellen sie fest, dass es saukalt ist, wollen ihre Sachen holen, finden aber in dem Wetter das Zelt nicht mehr. Drei erfrieren am Hang.
Vier beschließen, im Wald ne Unterkunft zu improvisieren, zwei versuchen, ein Feuer anzukriegen. Die Vier fallen in ne Schlucht und werden von 4 Metern Schnee zugeschüttet, das dürfte die Verletzungen erklären. Die zwei anderen kriegen das Feuer an, aber es reicht nicht, um sie in -30°C warmzuhalten.
Ich seh da jetzt kein Wahnsinnsrätsel, nur ein Unglück.
@Anonym.
Mögliche ganz simple Erklärungen zu suchen ist doch langweilig. Da muss doch schon was anderes her: Z.B. Sowjetisches Militär züchtet Zombiarmee indem sie tote Soldaten bestrahlt und wieder zum Leben erweckt. Ein paar Zombies entkommen, beißen die Wanderer die auch anfangen sich in Zombies zu verwandeln. Sowjetisches Militär bringt alle um und vertuscht das ganze. Oder so ähnlich.
Ah das schon wieder? Alle Jahre mal wieder.
Und da man ja faul ist und es vor allem sowieso nicht so unterhaltsam schreiben könnte, hier: http://www.cracked.com/article_16671_6-famous-unsolved-mysteries-with-really-obvious-solutions.html
Jaja, man sollte halt aufs Kleingedruckte achten 😉 „Simple Erklärungen suchen“ ist meiner Meinung nach ja viel interessanter als alles Außerirdischen oder Verschwörern in die Schuhe zu schieben.. die Armen kommen doch gar nicht mehr nach 😉
[quote]Na ja, bezüglich der Haare gibt es zumindest die Mär, daß Menschen wirklich innerhalb kurzer Zeit (nach einem Schock oder so) graue Haare bekommt. [/quote]
Das *ist* eine Mär.
1. Haare werden nicht grau sondern weiss. Grau wirken sie in der Mischung mit Haaren in der ursprünglichen Farbe. Aber das ist Haarspalterei.
2. Haare sind totes Material und können ihre Farbe nicht ändern. Sie können höchstens ab dem Schockmoment weiss weiterwachsen, was erst Tage oder je nach Haarfarbe Wochen später auffällt, wenn die Ansätze sichtbar werden.
Außerdem ist das nicht so sonderlich seltsam, das Erfrorene nur in Unterwäsche gefunden werden…
Der Fachbegriff dafür ist Kälteidiotie.
Der Erfrierende denkt ihm ist heiß und entledigt sich seiner Kleidung.
10 Voo: Genialer Link! Die Erklärungen dort sind einfach großartig. Ockhams Rasiermesser sollte man an allen Verschwörungstheorien mal kräftig wetzen, dann bleibt nicht mehr viel davon übrig.