Geschichten

Die Katze war es! Über die Dankbarkeit

felck

Schön ist er, der neue Schreibtisch!
Als Inhaber eines familiengeführten Unternehmens mit 14 Mitarbeitern steht einem doch auch ab und zu ein neues Büromöbel zu.
Wochenlang hatte ich die einschlägigen Kataloge gewälzt. Es ist ja erstaunlich, wie viele Unternehmen herausbekommen, daß man ein Büro hat und gerne einen neuen Schreibtisch hätte.
Und das war in einer Zeit, als Google und Facebook noch nicht alle unsere Gewohnheiten kannten und nicht jeder jede seiner Regungen öffentlich machte.

Aber das was diese Firmen da für ihre Office-Schreibtische verlangten, das war mir zuviel gewesen. Offenbar ist das Angebot der meisten dieser Lieferanten hinsichtlich der Preisgestaltung auf die Büros großer Unternehmen oder der öffentlichen Verwaltungen abgestimmt, wo man ja gerne eher zu teuer einkauft.

Werbung

Ich entschied mich also für einen Tisch mit einer schönen Naturholzplatte. Die bekommt irgendwann Patina. Buche sei da sehr dankbar, meinte der Verkäufer und das gefiel mir.
Da wäre dann wenigstens eine Buche, die mir mal Dank bezeugt…

So im Laufe der Zeit würde ich durch die Benutzung der Oberfläche der dankbaren Buche ein ganz eigenes Gebrauchsmuster verleihen und das würde dann überhaupt erst die Schönheit dieses Holzes herausstellen.
Sie war also auch noch schön, meine dankbare Buche. Schön und dankbar und dann noch weiblich artikelt… meine Güte, des Mannes Glück kann so klein sein! O Buche, du!

Manchmal trällerte ich zur Melodie von „O Tannenbaum“: „O Buche du, o Buche du, wie schön ist deine Platte! Du dankst nicht nur zur Sommerzeit, nein auch im Winter bist du breit!“

„’n tollen Tisch haste da, Chef!“ rief Sandy, streichelte die Dankbare und legte ihre Füße frech darauf. Ein gestrenger Blick und hochgezogene Augenbrauen meinerseits beendeten dieses ungebührliche Verhalten sofort und mit verdrehten Augen nahm die Langbeinige ihre nicht gerade zierlichen Hufe wieder vom Tisch.

„Könnt ihr nicht ein bißchen aufpassen? Der Tisch ist neu!“ schimpfte ich.

„Ach Gottchen, jetzt wird er penibel“, grinste die Große und verdrückte sich.

Zwei Tage später, mehr haben mir die Hyänen von der weiblichen Front nicht gegönnt, komme ich in mein Büro und sehe einen Fleck auf dem Tisch. Einen handtellergroßen, nassen Fleck, ja eine Pfütze sozusagen!

„Wer war das?“ brülle ich und wenn ich brülle, dann laufen sie alle zusammen. Ist bei Hyänen so. Wenn der Leitwolf oder Hyänenleitrüde heult, kommen sie alle zusammen.
Ganz betröppelt stehen sie da, Antonia, Frau Büser, Nadine, Alex die neue Auszubildende und Sandy.

Frau Büser: „Ich war das nicht.“

Nadine: „Ich auch nicht!“

Alex: „Mein Gott, wer war das denn?“

Sandy: „Ach, hoffentlich ist das kein Pipi!“

Nur Antonia ist ruhig, nippt an einem Becher mit Kakao und vermeidet es, mich anzusehen.

Aha! Entlarvt!

„Antonia, du warst das!“ sage ich, deute mit dem Finger auf das Moppelchen, das sich hinter Sandy zu verstecken versucht, was von der Höhe her klappt, aber nicht von der Breite.

„Was hast du gemacht?“ frage ich Antonia, doch Sandy bleibt dabei: „Das sieht aus wie Pipi!“

Antonia schießen die Tränen in die Augen und sie wimmert: „Chef, ehrlich, ich hab‘ kein Pipi auf ihren Tisch gemacht, ich schwör‘!“

Kopfkino! Diese Bilder! Meine Güte, diese Bilder!
Werde ich sie jemals wieder los? Werde ich von nun an nachts schweißgebadet aufwachen und das Bild vor den weitaufgerissenen Augen haben, wie Antonia auf meinem Schreibtisch in die Hocke geht und….
O nein!

Frau Büser, die gute Seele von Ganzes, sagt: „Dummes Zeuch!“, geht zum Tisch, steckt ihren Finger in die Flüssigkeit, führt diesen zum Mund und leckt daran: „Kaffee! Eindeutig Kaffee!“

„Ja, ich geb’s ja zu, ich war’s“, jammert Antonia: „Die Thermoskanne war so voll und beim Einschenken ist mir alles über die Tasse hinausgeschwappt!“

Mein liebes, gutes Dickerchen wollte mir nur einen heißen Kaffee als morgendlichen Gruß auf den Tisch stellen… Kann ich ihr da böse sein?
Nein, kann ich nicht, ich kann zwar böse werden, es aber weder bleiben noch sein und ausgerechnet bei Antonia sowieso nicht.
(Und auch nicht bei Sandy, Frau Büser, Nadine, Alex, meiner Tochter, meiner Allerliebsten, der Frau von der Tankstelle, der Gemüsefrau und eigentlich bei keiner Frau. Äh, außer bei der Birnbaumer-Nüsselschweif, dem Haßweib!)

„Gut, Antonia, in meiner gottgleichen Güte will ich Dir noch einmal verzeihen, Du gutes Kind, wenn Du den Fleck beseitigst und endlich diese Pfütze wegwischst!“

Ich muß dann auch los, die Betriebsversammlung löst sich auf.
Eine Beerdigung wartet auf mich und ich muß mich sputen.

Zwei Stunden später bin ich wieder vom Waldfriedhof zurück und rufe schon beim Betreten der Halle unseres Hauses in Richtung von Frau Büsers Büro: „Gibt’s Kaffee?“
Dann gehe ich in mein Büro und bin angenehm überrascht. Der Fleck ist weg!
Ich gehe ganz nah an die Buchenplatte heran und suche, doch ich kann die Stelle, an der sich der Fleck befunden hatte, nicht mehr finden.
Eigentlich hätte sich doch der schwarze Kaffee dort dunkel abzeichnen müssen, wenigstens ein bißchen…

„Kaffee ist alle“ ruft Frau Büser aus dem Büro herüber: „Alex geht gleich welchen kaufen.“

Kaffee ist alle? Bei uns? Bei uns, die wir immer 20 Kilo oder so horten, falls die Russen mal kommen?

„Wieso ist denn der Kaffee alle?“ frage ich rufend zurück, bekomme aber keine Antwort.

Da stimmt doch was nicht!
Ich gehe rüber ins große Büro und finde meine Hyänenrudelschar dort versammelt. Alle starren in unterschiedliche Richtungen, Sandy pfeift einen monotonen Blues…

„WAS IST HIER LOS?“

„Nix“, sagt Frau Büser und muß ganz wichtig und ganz schnell was auf der Maschine tippen.

„Schluß jetzt! Butter bei de‘ Fische! Was habt ihr gemacht? Wo ist der Kaffee?“

Betretenes Schweigen.

Ich brumme.
Und wenn Chef brummt wie ein Bär, dann kommt nichts Gutes. Also gerät Bewegung in die Truppe. Sandy holt hinter einem Aktenordner eine Kanne mit einem Rest Kaffee hervor, Antonia hatte hinter ihrem Rücken einen Fön versteckt und Sandy hat auf einmal einen Schwamm und einen Lappen in der Hand.

„Is‘ ja gut, Kinners“, sagt Frau Büser, erhebt sich und erklärt mir: „Der Fleck ging nich‘ weg. Ehrlich nicht! Wir haben alles probiert. Aber der Kaffee hatte das offenporige Holz durchtränkt und quasi gebeizt.“

„Ja aber, er ist doch jetzt weg“, sage ich.

„Ja schon…“

„Was habt Ihr gemacht?“

„Nun, wir haben gedacht, daß man die etwas dunklere Stelle vom Kaffee nicht mehr so sieht, wenn man die ganze Tischplatte mit ganz viel Kaffee einreibt und den einziehen läßt. Haben wir mir dem Schwamm eingearbeitet…“, sagt Frau Büser
Antonia unterbricht sie und hält den Fön hoch: „Und ich habe alles trockengefönt!“

„Dabei ist der ganze Kaffee draufgegangen, wir haben drei Liter ganz dicken Kaffee gekocht“, gesteht Sandy.

Ich gehe in mein Büro und begutachte die Tischplatte. Nix! Es ist wirklich nichts zu sehen. Gut, vielleicht eine Nuance dunkler wirkt der Tisch, aber wirklich nur einen Hauch und auch nur, wenn man es weiß, aber der Fleck ist weg!

Es hat also doch gestimmt, was der Verkäufer gesagt hat, Buche ist dankbar!

Bildquellen:

    Hashtags:

    Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

    #Antonia #Büser #Sandy

    Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden


    Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

    Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




    Lesen Sie doch auch:


    (©si)




    Rechtliches


    IMPRESSUM   |   DATENSCHUTZ    |    COOKIE-RICHTLINIE (EU)    |   KONTAKT    |   BARRIEREFREIHEIT    |   NUTZUNGSBEDINGUNGEN    |   GENDER-HINWEIS

    Über uns


    Bestatterweblog Peter Wilhelm bietet die besten Informationen zum Thema. Fachinformationen, fair und transparent. Die Seite dient zur allgemeinen Information und zur Unterhaltung für Menschen, die sich für das Themengebiet dieser Seite interessieren. Die Seite wendet sich vornehmlich an Erwachsene, enthält aber keine für Kinder und Jugendliche ungeeigneten Inhalte. Wir geben ausschließlich unsere persönliche und unabhängige Meinung wieder. Die Autoren sind teilweise selbst betroffen und seit Jahren mit der Materie befasst.


    WICHTIGE HINWEISE: Texte der Seite Bestatterweblog Peter Wilhelm ersetzen keine Beratung oder Behandlung durch Ärzte, Diabetologen, Hörakustiker, Rechtsanwälte, Steuerberater, Handwerksmeister und Fachpersonal. Sie dienen nicht dazu, eigene Diagnosen zu stellen, Behandlungen zu beginnen oder abzubrechen oder Medikamente einzunehmen oder abzusetzen. Anleitungen (Tipps & Tricks, Ratgeber) sind veranschaulichende Unterhaltung. Beachten Sie die einschlägigen Vorschriften! Fummeln Sie nicht Gas-, Strom- oder Telefonleitungen herum. Fragen Sie einen Experten! Wir übernehmen keine Haftung oder Verantwortung für möglichen Missbrauch oder Schäden, die tatsächlich oder angeblich, direkt oder indirekt durch die Informationen dieser Webseite verursacht werden. Wir übernehmen keine Garantie, dass Tipp & Tricks auch funktionieren und von Ihnen umgesetzt werden können. Kunden- und Patientengeschichten sind verfremdet und dramaturgisch aufbereitet. Sie erzählen individuell erlebte Erfahrungen, die bei jedem anders sind und abweichen können.


    KEIN VERKAUF / KEINE FORSCHUNG UND LEHRE: Bestatterweblog Peter Wilhelm verkauft keine Produkte. Wir sind keine Ärzte, Hörakustiker, Rechtsanwälte, Steuerberater oder Apotheker. Wir betreiben keine Forschung und Lehre. Wir informieren ausschließlich im Rahmen der persönlichen Meinungsäußerung des jeweiligen Autors.