Frag doch den Undertaker

Eigene Kleidung, gehen auch Ballettschuhe?

Eine mir nahestehende Dame, die einen starken Bezug zum klassischen Ballett hat, möchte mir folgendes Versprechen abnehmen: Sie möchte bei der Erdbestattung Ballett-Spitzenschuhe tragen, sie will damit angezogen bestattet werden. Kann diesem Wunsch entsprochen werden? Das Material ist zersetzungsfähig, zumindest dies sollte nicht im Wege stehen.

Nein, dem steht normalerweise wirklich nichts entgegen.
Diesen Wunsch hatten wir auch schon. Die Dame war 60 Jahre früher einmal Tänzerin gewesen und passte auch wieder in ihr Ballettkleid.

Es ist dies ja einer der häufigsten Wünsche, nämlich in einer bestimmten Kleidung bestattet zu werden, sei es eine Uniform, eine Vereinstracht oder eine bestimmte berufstypische Kleidung.
Glücklicherweise stellen sich nicht alle Friedhöfe und Krematorien quer, wenn es um die Erfüllung dieser Wünsche geht.

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Ich erinnere mich an einen Sterbefall, da kam ich im Beratungsgespräch an die Position „Talar“ und wies die Angehörigen darauf hin, daß auch eigene Kleidung möglich sei. Das wollten vor allem die Kinder auch.
Später bei der Verabschiedung sagte ich dann: „Und denken Sie bitte daran, mir noch die eigene Kleidung zu bringen.“
Am Nachmittag kam dann die Witwe, die inzwischen Schwarz trug, und brachte mir ihr geblümtes Kleid vom Vormittag. „Sie sagtem doch ich solle die eigene Kleidung bringen.“

Wir haben den Mann dann aber trotzdem in einem dunklen Anzug beerdigt.

Übrigens: Wir hatten immer zwei oder drei dunkle Anzüge im Keller hängen. Viele Witwen entsorgen die gesamte Kleidung ihres Verstorbenen oder manchmal bringen Familien einen Anzug und man kann ihn dann doch nicht verwenden.
So ein paar Kleidungsstücke in Reserve helfen ungemein, wenn so ein toter Opa aufgrund erhöhten Gewichts oder weil er durch Alter und Krankheit nur noch ein Schatten seiner selbst ist, so gar nicht mehr in seinen guten Anzug passen will. Man hat dann ein paar Stücke, die man nicht aufschneiden oder um den Toten wickeln muss, damit sie passen.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 9. April 2012 | Revision: 28. Mai 2012

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5 Kommentare
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Adriana
12 Jahre zuvor

Sehr vorausschauend mit den Anzügen auf „Vorrat“! 🙂

Musste bei der Passage mit dem geblümten Kleid sehr schmunzeln!

LG

Micha
12 Jahre zuvor

hihihi, erinnert mich an den Ehemann, der eine Vorladung zu Gericht bekommen hat.
Er wird vom Richter gefragt, weshalb er in Frauenkleidern kommt.
Antwort: In der Vorladung stand- kommen Sie am xx um yy in Sachen Ihrer Frau vorbei.
AUA

Rojan
12 Jahre zuvor

Vielleicht hatte der Verstorbene zu Lebzeiten auch so eine gewisse Neigung 🙂 Nein, Spaß beiseite, es war natürlich eine Mißinterpretation seitens der Witwe. Das mit der Tänzerin erinnert mich an eine ander Story, um eine Dame die, kann man ruhig so sagen auch in gewisser Weise im „künstlerischen“ Bereich tätig war. Es handelte sich um eine Dame die vor Ihrem Tod lange Jahre im Rotlichtmillieu tätig war und dort hohes Ansehen genoß. Sie hatte noch kurz vor Ihrem Tod alles für ihre Bestattung geregelt. Dazu gehörte auch der Wunsch man solle in kompletten Lackoutfit, bestehend aus ihrem Lieblings-Lackkleid und langen Handschuhen beisetzen. Erdbestattung in Lackkleidung, auf die bekannte Problematik brauche ich hier natürlich nicht eingehen. Da die gute Frau, in weiser Vorraussicht vielleicht, aber auch festgelegt hatte, daß es in keinem Fall eine offene Aufbahrung ihrer sterblichen Hülle geben solle, gab es für den Bestatter eigentlich nichts mehr zu überlegen. Getre der Devise, wenn der Deckel zu ist sieht ohnehin niemand mehr etwas, wurde die Dame wunschgemäß gänzlich in Lack in ihren Sarg gebettet. Und… Weiterlesen »

Tim
12 Jahre zuvor

Als ein Nachbar verstarb kam es beim Beratungsgesräch auch aufs Thema Kleidung. Der Bestatter riet, dass man getrost auf die Kleidung zurückgreifen soll in der sich der Verstorbene am wohlsten fühlte und in der man ihn am meisten sah. Die Schwester meinte dann. „Bademantel!“ „Bademantel oder blaue Latzhose, blauer Kittel und rote Wollmütze. So sahen wir ihn eigentlich nur.“
Man einigte sich dnach auf einen Trainingsanzug. Ohne Wollmütze

Öschi
12 Jahre zuvor

Einem verstorbenen Kapitän, der die letzten Monate seines Lebens in einem Altersheim in Bayern verbrachte, haben wir beim Ankleiden zur Einäscherung auch noch zusätzlich und ohne gesonderten Auftrag seine Kapitänsmütze in den Arm gelegt. Er hatte das Heim nie ohne diese Mütze verlassen und wo er war, war die Mütze mit dabei. Die Angehörigen waren sehr froh und dankbar, dass wir dies ermöglicht haben und er seine geliebte Mütze mit auf seine letzte Reise nehmen konnte.




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