Allgemein

Ein Toter zuviel

Manchmal schlägt Bruder Hein auch auf Friedhöfen, bei Trauerfeiern oder in der Kirche zu.
Dann kann es passieren, daß wir dorthin ausrücken müssen, um einen jüngst Verstorbenen abzuholen.

Davon erzählt diese Geschichte:

Eine Mitarbeiterin erreicht mich auf dem Handy und teilt mir mit, bei einer Trauerfeier sei etwas Fürchterliches passiert.

Werbung

Mir fährt der Schreck in die Knochen, denn wenn die Mitarbeiter mich während der Betreuung einer Trauerfeier anrufen, heißt das meistens nichts Gutes. Blumen vergessen? Sarg auseinandergefallen? Leiche verwechselt? Falscher Friedhof? Pfarrer nicht gekommen? Orgel explodiert? Das sind dann so die Gedanken, die mir durch den Kopf schießen…

„Da ist einer gestorben“, flüstert Sandy, meine Mitarbeiterin vor Ort, in ihr Handy.

„Ja und, deshalb sind wir doch da?“

„Das ist aber ein anderer.“

„Wie ein anderer?“

„Nach der Trauerfeier sind die Trauergäste vorne aus der Kapelle vom Friedhof raus und einer von denen hat einen roten Kopf gekriegt und ist tot umgefallen.“

„Wie, tot umgefallen?“

„Einfach so. Der Notarzt kommt jeden Augenblick.“

„Soll ich rauskommen?“

„Nee, ich mach das schon, aber der Wagen muss dann erst den fahren.“

Bei dieser Trauerfeier handelte es sich um eine Sargfeier, wie sie vor allem im Osten sehr populär ist. In der Trauerhalle wird eine Feier mit dem Sarg gemacht, dann gehen die Trauergäste hinaus und unsere Leute laden den Sarg ein, um ihn zum Krematorium zu bringen. Jetzt wird der Sarg etwas warten müssen und der bereitstehende Bestattungswagen fährt dann zuerst den Toten.

Kurz darauf bekomme ich nochmals Bescheid. Der Mann hat wohl einen schweren Herzanfall oder -infarkt bekommen, den dritten oder vierten schon. Nachher wird er zu uns gebracht und dann schauen wir mal, ob die Angehörigen uns den Auftrag erteilen.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

Schlagwörter: ,

Allgemein

Die Artikel in diesem Weblog sind in Rubriken / Kategorien einsortiert, um bestimmte Themenbereiche zusammenzufassen.

Da das Bestatterweblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.

Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 5. September 2007 | Revision: 13. Januar 2017

Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle journalistische Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bittet das Bestatterweblog um Ihre Hilfe. Es fehlen in diesem Jahr noch über € 7.500,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit einer Spende, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Arbeiten erfordert, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
11 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Moonwish
17 Jahre zuvor

Na, da isser ja gleich in besten Händen.

Ich meine, so hart es auch klingt, in der Kirche zum großen Zapfenstreich abzutreten ist sicherlich nicht der schlechteste Ort.

Sebi
17 Jahre zuvor

Krass. Echt krass.

17 Jahre zuvor

Ach du Sch… die armen Trauergäste. Ich möchte nicht in deren Haut stecken. 🙁 Na ja, wenigstens war er gleich in guten Händen…

17 Jahre zuvor

Aber ein pragmatischer Abgang irgendwie.

timaba
17 Jahre zuvor

Nein, ich möchte keine sinnlose Diskussion anfangen: aber wo im Osten? Im Osten Deutschlands/Europas/NRW/Bayern oder gar asiatische Kulturkreise? Also ich tippe mal auf Osteuropa oder?

Bitghost
17 Jahre zuvor

Oh, hat da ein Bestattungsmitarbeiter den Tod festgestellt? Der Notarzt kommt ja erst…

Nein, ich weiß durchaus das Menschen einfach sterben.

Eine Reanimation auf einer Beerdigung ist sicherlich auch nicht gerade das, was die Trauergäste sich vorgestellt haben.

es grüßt

Bitghost

undertaker
17 Jahre zuvor

@Bitghost: Ich wusste, dass das jemand schreiben wird 🙂

Wer, wenn nicht ein Bestatter, weiß wann einer tot ist? Aber Du hast natürlich Recht. Man kann nicht einfach sagen, daß jemand tot ist, solange kein Arzt das eindeutig festgestellt hat oder keine mit dem Leben unvereinbare Verletzungen vorliegen. Aber wenn da jemand tot umfällt, dann können wir das intern schon so kommunizieren. Der Notarzt und ein Rettungswagen sind ja noch gekommen und die weitere "Behandlung" hat in einem Nebenraum der Kapelle, da wo der Pfarrer sich sonst umkleidet, stattgefunden.

dunni
17 Jahre zuvor

Auch wenns jetzt etwas pietätlos klingt: Als ich den Dialog gelesen hab, musste ich echt loslachen, weil ich mir das grad vorgestellt habe, wie du da sitzt und das gesagt bekommst.

DasM
17 Jahre zuvor

"Sarg auseinandergefallen? Leiche verwechselt? Falscher Friedhof?"

Ist sowas wirklich schonmal passiert?

Sarg auseinandergefallen knan man ja auf Materialfehler zurückführen, aber die anderen beiden Dinge, da muss ja in der Organisation geschlampt worden sein.

Bense
17 Jahre zuvor

Frei nach Meister Röhrich: "Arbeit zieht Arbeit nach sich…"

Matthias
17 Jahre zuvor

Ein sauberer Folgeauftrag.




Rechtliches


11
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex