Gestern schrieb ich von Alex und daß ich ihm wegen eines nicht ganz unbedeutenden Restbetrages aus einem Autoverkauf hinterherlaufe.
Gerade gönnte ich mir ein Feierabend-Radler in einem nahegelegenen Biergarten, da klingelt das Handy. Es ist Alex, er sei gerade in der Nähe und wolle das jetzt eben mit dem Geld erledigen. Na bestens!
Ich habe Alex dann auf einen Kaffee eingeladen und wir kamen etwas ins Erzählen. Nach diesem Gespräch habe ich nun vollstes Verständnis dafür, daß er mich etwas hat warten lassen.
Alex und seine Frau Renate sind beide von heftigen Scheidungen betroffen und wurden wohl auch beide von ihren Ehepartnern mit den Kindern allein gelassen. Alex hat derer drei und Renate zwei mit in die Ehe gebracht. Ja, und weil Unglücke bekanntlich nicht alleine kommen, wurden im gleichen Jahr sowohl Alex als auch Renate von ihren Firmen entlassen.
Mit fünf Kindern und ohne Arbeit hätten sich die beiden nun mal auf staatliche Unterstützung verlassen können, aber genau das haben sie nicht getan. Renate hörte davon, daß ein Landwirt aus Altersgründen sein Gehöft aufgeben will und Alex und Renate schafften es, den Bauern dazu zu überreden, das Anwesen nicht zu verkaufen, sondern ihnen zu vermieten. Dort hat Renate einen Reiterhof aufgebaut. Alex ist nicht Fliesenleger, wie ich dachte, sondern Zimmermann, sogar Meister und arbeitet als selbständiger Multihandwerker in der ganzen Region. Es gibt keinen Tag, an dem er weniger als 18 Stunden arbeitet und seine Frau hat mit dem Hof, den Kindern und 18 Einstellern (1), sowie sechs eigenen Pferden, ebenfalls mehr als stramm zu tun.
Ich habe nicht nur Verständnis, sondern Hochachtung vor Leuten, die etwas anpacken.
(1) Einsteller: Als Einsteller bezeichnete man u. a. Männer, die gegen Geld für einen anderen den Militärdienst ableisteten. Hier geht es aber um etwas anderes. Zunächst dachte ich, es handele sich um Pferde, die von ihren Besitzern auf dem Reiterhof in angemietete Boxen eingestellt werden und die Tiere die Woche über vom Hofbesitzer und dessen Personal pflegen und reiten lassen. Leser Christian schreibt aber:
Einsteller sind nicht die Pferde, sondern die Besitzer der Pferde…
Mit der Pflege stimme ich dir uneingeschränkt zu, aber die wenigsten Besitzer lassen ihre Pferde von den Hofbetreibern reiten.
Das würden zum einen weder die Hofbetreiber zeitlich schaffen. Und zum anderen gäbe es gerade dann viel zu viele Sonderwünsche zu beachten. Und viele Leute wollen wissen, was mit ihren Pferden passiert, um auch Erklärungen für neue Verhaltensweisen zu haben. Wenn dann Pferde auf einmal an einer Stelle schreckhaft reagieren, will man dann doch wissen, was denn da vorher vorgefallen ist.
Und da werden sich die meisten Hofbetreiber auch hüten, sich so etwas anzutun, weil es dann direkt heißt,sie hätten das Pferd versaut oder ähnliches. Leute die unter der Woche keine Zeit für ihr Pferd haben suchen sich dann meist eine Reitbeteiligung. Diese ist dann auch eine finanzielle Hilfe, während das Reiten durch den Hofbetreiber eine Belastung wäre.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: einsteller, Lektorin A
Hut ab –
Mal gefragt, ob Alex während seines 18-Std-Tages ab und an ein gewisses Blog liest? 😉 Oder ist die Zeitnähe lediglich fiktiv?
Hochachtung für die, die was anpacken und schaffen und sich icht in das soziale Netz legen.
vielleicht etwas pragmatisch: Hat er nun bezahlt, oder hat er(wieder nur)Geschichten erzählt?
@kundrys: Vielleicht trifft es „leseschwach“ besser als „pragmatisch“. “
“
Nach diesem Gespräch habe ich nun vollstes Verständnis dafür, daß er mich etwas hat warten lassen.
“
Alles klar? „hat lassen“. Vergangenheit und so.
Aber das Leben ist doch gar kein Ponyhof… 😉
@kundrs
Wenn er Tom angerufen hat und die beiden sich anschliessend getroffen haben wird er wohl auch bezahlt haben… 😉
Und die Kinder? Wer hat Zeit für die?