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Es war der Schwager

Fehler von Sprachwahrer Michael beseitigt

Es ist immer der Schwager, oder die Schwiegertochter, oder der Schwiegersohn, der Schwippschwager, der Neffe oder sonst irgendein Mensch, der direkt gar nichts mit den Verhandlungen zwischen uns und der Kundschaft zu tun haben.

Wir gucken immer ganz genau, daß wir auch mit demjenigen sprechen und verhandeln, der letztlich tatsächlich die Entscheidungsgewalt hat, damit es im Nachgang kein Gerangel um die Zuständigkeiten gibt. Das ist nicht immer ganz einfach, weil wir manchmal auch eine etwas hilflose Witwe vor einem großmäuligen Enkel oder Schwiegersohn in Schutz nehmen müssen.

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Es gibt aber immer irgendeinen, der garantiert nicht mit uns gesprochen hat, daheim dann aber alles besser weiß und unseren Kunden verunsichert.

Wir erinnern uns: Heute Morgen war eine ganze Trauergesellschaft auf den falschen Friedhof gefahren und nur mit Mühe und Überredungskunst war es uns gelungen, die Leute zum richtigen Friedhof zu lotsen.
Am Nachmittag, nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken der Trauergäste, kam dann der Angehörige zu uns und war alles andere als großmäulig, sondern eher kleinlaut und sehr betulich. Es war sein Schwager, der steif und fest behauptet habe, alle Trauerfeiern fänden grundsätzlich auf dem Waldfriedhof statt, unabhängig davon wo anschließend die Beerdigung sei.
Und dieser Schwager habe das so vorlaut und selbstsicher vorgetragen, daß immer mehr Familienangehörige sich seiner Auffassung angeschlossen hätten. Die Logik und die Vernunft blieben dabei außen vor.

Jemand fragte in den Kommentaren, ob wir da was an Schadensersatz leisten. Nein, weshalb? Ich meine, soviel kann man gar nicht falsch machen, wie manche Kunden gerne an Schadensersatz hätten. Ich schrieb ja schon mal, daß sich immer mal wieder Kunden finden, die hinterher gerne die gesamte Rechnung wegdiskutieren möchten. Aber das sind letztlich die gleichen Leute, die in einem Restaurant den ganzen Teller leer(fr)essen und dann die Rechnung nicht bezahlen wollen, weil das Essen versalzen gewesen sein soll.
Es kann immer mal irgendwas daneben gehen und dann regulieren wir das über einen kleinen Preisnachlass oder so. Aber im Großen und Ganzen ist die Reklamationsrate doch relativ gering. Aber wenn die Leute, wider besseren Wissens und entgegen dem, was wir ihnen erklären und mit auf den Weg geben, genau das Gegenteil von dem machen, was sinnvoll und richtig ist, dann können wir denen auch nicht helfen.

Es ist beispielsweise bei uns von der Entscheidung der Angehörigen abhängig, ob das Sarggesteck mit ins Grab gelassen wird oder ob es kurz vor dem Ablassen des Sarges heruntergenommen und später auf das zugeschaufelte Grab gelegt wird.
Wir fragen die Kunden wenigstens zweimal wie den denn verfahren werden soll. Wenn die Kunden dann bei uns und beim Gärtner angeben: „Mit ins Grab“, dann braucht hinterher, wenn’s Grab zugeschaufelt ist, keiner mehr kommen und verlangen, wir oder der Gärtner sollen das Gesteck wieder ausgraben oder Ersatz dafür leisten.

Manchmal komme ich mir vor wie ein Sprechautomat, weil ich drei oder vier Mal hintereinander die selben erklärenden Sätze sagen muß. Wir erklären alles ausführlich und fast schon im „Die Sendung mit der Maus“-Stil, damit auch der von Trauer und Kummer geplagteste Kunde es trotz der Ausnahmesituation verstehen kann.
Mehr kann man wirklich kaum tun.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 27. März 2008 | Revision: 17. November 2015

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Schwetzer
16 Jahre zuvor

Und ich dachte, es wär immer der Gärtner *kopfschüttel*

MiniMoppel
16 Jahre zuvor

„…eine etwas hilflose Witwe vor einem großmäuligen Enkel oder Schwiegersohn in Schutz nehmen müssen.“
Finde ich eine schöne Formulierung.

jemand
16 Jahre zuvor

Aber wenn die Leute, wider besseren Wissens und entgegen dem, was wir ihnen erklären und mit auf den Weg geben, genau das Gegenteil von dem machen, was sinnvoll und richtig ist, dann können wir denen auch nicht helfen.
<< Vielleicht ja doch? 😉

Rena
16 Jahre zuvor

Grosse Schilder schreiben oder auf Band aufnehmen. Sind aber zusätzliche Kosten, die keiner zahlen will. Ich denke, man bekommt mit der Zeit ein dickes Fell. Nervig dürfte es doch immer wieder werden. Hutab

Moe
16 Jahre zuvor

Jah, in meinem (neben-)Job im Callcenter hab ich das Sprechautomaten-Syndrom auch immer wieder. Aber irgendwann gewöhnt man sich die höflichsten (!) Standartphrasen an und umwedelt die Kunden mit den schönsten Sätzen, nur damit sie dem Haus erhalten bleiben.
Klar, jeder macht fehler (ja, sogar ich), aber meistens passiert es dann, daß man summen im z.T. vierstelligen bereich stornieren darf wei der Kunder irgendwas falsch angegeben hat. Ist bisweilen echt unangenehm.

hajo
16 Jahre zuvor

Tom: ich vertraue darauf (aus Erfahrung), dass Du über genügend Erfahrung/Feingefühl verfügst zu entscheiden, was Stress ist und was nicht!
DU HAST ES WIRKLICH SCHWER UND ICH ERSTARRE IN MITLEID!
Liebe Grüsse
Hajo

Randalf
16 Jahre zuvor

Halloooooo *rutsch* *bäng* *schüttel*…

welcher Trottel hat hier denn eine Schleimspur gelegt?!?

😉

Sensenmann
16 Jahre zuvor

Diese Geschichte mit dem selbstsicheren Schwager kenne ich zur Genüge aus Schule und Uni. Da gibt es dann irgendeinen, der felsenfest meint, so und nicht anders wäre das richtig und alle anderen glauben das … Am Ende ists dann doch falsch und dann ist einer der Depp vom Dienst 😀

So, genug geschrieben, jetzt muss ich mir erstmal gaaanz lange an die Nase fassen 😉

liuginello
16 Jahre zuvor

MAN

..look for the man

Macht (das geld auszugeben)
authorität (hat auch zugriff auf das konto)
notwendigkeit (sieht auch ein, dass das sein muss)

that’s your man.. hab ich mal gelernt.. und stimmt vielleicht doch !!

tyler
16 Jahre zuvor

“ Es ist immer der Schwager, oder …, der direkt gar nichts mit den Verhandlungen zwischen uns und der Kundschaft zu tun haben. “

zu tun hat, nicht haben

Sorry für die Korrektur per Kommentar, aber das fand ich beim Lesen einfach ungemein störend

Dieser Beitrag kann ruhig gelöscht werden

Kommentator
16 Jahre zuvor

Ich nenne das das „Prinzip der doppelten Doofheit“ – Anwendungen davon findet man reichlich, zum Beispiel:
Wenn einer keine Ahnung hat, dann gibt er sie besonders laut bekannt.
Wenn einer schlechte Musik hört, dann macht er sie besonders laut.
Wenn einer selten einen Stich macht, dann redet er besonders großspurig über „die Frauen“.
Spezialregel: Wenn einer ein besonders protziges Auto fährt . . . *kleinerfinger*.

Mac Kaber
16 Jahre zuvor

Und mir sind immer die am liebsten, die hinterher nach Vertragsunterzeichnung (egal um was es geht) daherkommen und sagen: „Wenn Du mich gefragt hättest“ oder „im Internet nachgesehen hättest, wäre das billiger gewesen.“ Ja, ja, ich schreibe künftig alles europaweit aus, dann soll mir noch mal einer dumm kommen.

Keksi
16 Jahre zuvor

so etwas bleibt einem nicht erspart, auch in anderen gewerben nicht. manche kunden meinen einfach immer es besser wissen zu wollen. sollte man solch ein extrem beispiel dann vor sich haben ist meiner meinung nach ein spass erlaubt.

jotwe
16 Jahre zuvor

zu Renas Vorschlag:

Egal wie idiotensicher man etwas macht. Früher oder später kommt ganz sicher jemand, der sich zu einem noch größeren Idioten macht.




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