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Familie, geh mich weg

„Geh mich weg, mit die Familie!“
Das sagt Norbert zu seiner Frau Marlies, zeigt Entrüstung und erklärt, um Verständnis werbend, daß man seine Familie „inne Feife rauchen kann.“ Marlies will beschwichtigen, doch Norbert bleibt eisern und in seinem Urteil hart: „…alle inne Feife und dann mitten Knüppel drauf, da triff’se immer den Richtigen, jau, alle inne Feife rauchen!“

Marlies ist dieses sture Auftreten ihres Mannes etwas peinlich, sich lächelt vorsichtig, entschuldigend und ihre Miene sagt: „Der meint datt nich so, der will nur spielen!“

„Und wenn ich datt sach, dann mein ich datt auch!“ vertieft Norbert und Marlies zuckt zusammen.

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Was soll ich machen? Solange der Kunde seine Familie „inne Feife raucht“ kommen wir nicht weiter, also sage ich mal ganz unverbindlich: „Jaja, manchmal ist das so ein Kreuz, mit der lieben Verwandtschaft.“
Das ist so ein Allerweltssatz, der genauso viel Sinn macht, wie das „und sonst?“, wenn man irgendwen getroffen hat und eine aufgenötigte gepflegte Konversation gähnend vor sich hin pflegt. Das geht ja immer so: „Ach nee, Du hier? Und – wie geht’s? Ach, das tut mir aber leid! Und sonst?“

Wenn mich einer fragt: „Na, wie geht’s?“, antworte ich ja schon seit Jahren entweder mit ‚Scheiße‘ oder mit irgendeinem sinnlosen Versatzstück, wie zum Beispiel: „Blendend! Aber das wird schon!“
Es wäre mir neu, daß irgendeiner jemals etwas anderes darauf geantwortet hat als: „Prima, so muß das sein.“ o.ä.

Jetzt sage ich also „Jaja, manchmal ist das so ein Kreuz mit der lieben Verwandtschaft.“

Norbert schlägt mit der flachen Hand auf sein Knie, nickt heftig, schaut triumphierend in Richtung seiner Frau und freut sich, daß er jemanden gefunden hat, der seiner Meinung ist. „Verwandtschaft kannst’e hacken!“

Seine Frau Marlies hatte angeregt, daß man doch auch die übrige Verwandtschaft bei der Bestellung der Beerdigung mit einbeziehen sollte, schon wegen der später anfallenden Kosten.
„Nix da! Geh mich weg!“ lautet Norberts Einschätzung dazu.
Dann holt er etwas aus und erzählt mir, daß er mit seiner ganzen Familie gebrochen habe, sich vor allem von seinen Geschwistern entfernt habe („Die Arschlöcher!“) und mit der ganzen „Mischpoke“ nix zu tun haben will..
Hintergrund seines Zorns ist, daß er vor anderthalb Jahren dringend Geld gebraucht hätte, um mal eben 1.800 Euro bezahlen zu können. Soviel Geld hatte er aber nicht, was aber den Gläubiger nicht interessierte.

Also biß Norbert in den bittersauren Apfel und fragte seine Geschwister. Nur ein paar Monate und jeder nur ein paar hundert Euro…
Der eine meinte: „Gibt es da nicht so Stellen beim Sozialamt?“
Die Schwester sagte: „Hör mal, Du hast doch ein Haus, verkauf das doch!“
Der andere Bruder: „Weiß’te, bei Geld hört die Freundschaft auf, is‘ besser so!“

Am Ende ist es ihn fast 3.000 Euro teuer gekommen, diese Schuld zu begleichen.
„Wenn’ste mal inne Scheiße stecks‘, dann frach jeden, bloß nich‘ deine Geschwister!“

Auf keinen Fall will diese Familie eine Einäscherung, da soll er bitte dran denken, sonst müsse sie das selbst in die Hand nehmen, hatte ihm seine ungeliebte Schwester noch mit auf den Weg gegeben.
Es kostet mich nicht viel Mühe, Norbert und Marlies doch zu einer Feuerbestattung zu „überreden“.

Heute Nachmittag kommen seine Geschwister, um das jetzt alles richtig zu machen.
Ich lasse die dann alle brav den Auftrag unterschreiben, damit das auch von den Kosten her alles seine Richtigkeit hat.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#familie #mich

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