Frag doch den Undertaker

Fenster auf?

Hallo und guten Tag,

seit geraumer Zeit diskutieren wir im Freundeskreis verschiedene Fragen rund um das Thema Tod und Umgang mit demselben, von denen ich einige jedoch aus Pietätgründen nicht öffentlich stellen möchte.

Der Tod ist immer noch ein Tabuthema. Das Bestatterweblog bemüht sich, dieses Tabu aufzuweichen und offen über Fragen und Themen zu sprechen, die Menschen sonst eher nur im Flüsterton diskutieren. Ich finde aber an den Fragen nichts Ungewöhnliches.

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Nach der Selbsttötung eines Prominenten, der von einem Zug mit 160 km/h erfasst wurde, haben wir uns z.B. gefragt, in welchem Zustand so ein Mensch wohl sein wird wenn er in einen Sarg gelegt wird. Werden die gefundenen Überreste dabei in Plastikbeuteln einfach hineingelegt, oder wird das, was noch übrig ist, in halbwegs menschlicher Form „angeordnet“? Sie mögen antworten, dies sei jeweils im Einzelfall vom Zustand des Körpers abhängig. Wie vermuten Sie aufgrund Ihrer Erfahrung, wird es im vorgenannten Fall wahrscheinlich gewesen sein?

Das ist tatsächlich so, daß es vom Zustand des Leichnams abhängig ist. Man wird aber kaum einfach Plastikbeutel in einen Sarg legen, auch wenn das immer mal wieder vorkommt. Normalerweise kommt das was da ist, dorthin wo es hin gehört und über alles kommt eine Decke. Leider ist manchmal nicht sehr viel übrig, was man anordnen könnte. Hier kann man dann vom Bestatter auch nicht mehr verlangen als nach menschlichem Ermessen möglich ist.

Ist im Falle eines Schienensuizides und den damit verbundenen Folgen für den menschlichen Körper eine „normale“ Sargausstattung eher üblich oder unüblich?

Die Ausstattung der Särge ist in der Regel immer gleich. Bei einfacheren Särgen ist auch die Ausstattung einfacher, bei Luxusmodellen ist sie aufwendiger. Ansonsten ist der Grundaufbau aus Folie, Papier, Füllmaterial, Sargmatratze und Bespannung immer gleich. Es gibt einige Umstände, die eine besondere Vorbereitung des Sarges erforderlich machen könnten. Etwa wenn der Leichnam schon stark von Insektenlarven befallen ist (Waldfund) oder in großem Maße Flüssigkeit verliert oder wenn die Geruchsentwicklung außerordentlich ist. Hier wird man besonders abdichtende Maßnahmen bis hin zum Verkleben des Sarges mit silikonartiger Masse anwenden.

Immer wieder höre und erlebe ich (auch im Krankenhaus und in Altenheimen), dass nach Eintritt des Todes die Fenster weit geöffnet werden. Was hat dies für eine Bewandnis?

Im Tod erschlafft die Muskulatur und der Verstorbene hat keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Es können Kot und Urin austreten, Tote pupsen aber auch. Auch riecht mancher Tote aufgrund der vorhergegangenen Krankheit und Ernährung nicht gut aus den Körperöffnungen. Das alles verstärkt sich, wenn ein Mensch just verstorben ist, eben aufgrund der fehlenden Kontrolle über die Körperöffnungen.
Es ist also ein probates Mittel gegen schlechten Geruch, wenn die Fenster geöffnet werden.
In manchen Gegenden war es früher einmal darüberhinaus mit der Vorstellung verbunden, die Seele zu entlassen, deshalb hat man die Fenster geöffnet.
In weitaus mehr Fällen allerdings werden die Fenster verhängt und geschlossen gehalten, solange der Tote in der Wohnung ist.

Bevor meine Oma vor vielen Jahren verstarb, lag sie nach zwei schweren Schlaganfällen mehrere Tage mit geschlossenen Augen im Bett, unfähig, die Augen zu öffnen. Kurz bevor sie starb, öffnete sie dann jedoch die Augen, die zu strahlen schienen und langsam von unten nach oben wanderten, so, als ob sie etwas „verfolgen“ würden, was sich von unten nach oben an die Zimmerdecke bewegt. Ähnliche Berichte habe ich schon des öfteren gehört. Haben Sie ähnliche Erfahrungen und was ist Ihre Einschätzung hierzu?

Wir werden es, zumindest mal auf absehbare Zeit, nicht erfahren. Was mit uns passiert, wenn wir sterben, das kann ich nur aus rein bestattungstechnischer Sicht beschreiben und wissen. Es ist nicht sehr schön.
Letztlich vergehen wir und es bleiben irgendwann nur noch Knochenfragmente.

Was die Seele anbetrifft und das Licht das sich manche erhoffen, da kann auch ich nur spekulieren.
Wer entsprechende religiöse Vorstellungen und Erwartungen hat, der wird in die Berichte von Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, allerlei hineininterpretieren können. Immer wieder wird dort von einem hellen Licht berichtet und einer Person oder einem Wesen, das einen förmlich dazu anleitet, in das Licht zu gehen, dort hindurchzuschweben und in ein wohliges Gefühl der Geborgenheit einzutauchen.

Vielleicht gibt es so etwas tatsächlich wenn man stirbt und vielleicht hat Deine Oma so etwas noch erlebt oder man muß es ja fast so sagen „erstorben“. Ich weiß es nicht.
Wirklich tot ist für mich jemand nur dann, wenn er die sicheren Anzeichen des Todes (Leichenstarre, Fäulnis, Totenflecken…) hat und nicht wenn er mal fast tot war, jetzt aber wieder lebt.
Diese Menschen waren eben nur fast tot oder kurz so gut wie tot und vielleicht erlebt man innerhalb dieser Phase so etwas wie beschrieben. Wie es aber ist, wenn man wirklich tot ist… nun, frag mich in 70 Jahren.

Haben Sie im Laufe Ihrer Tätigkeit als Bestatter besondere/außergewöhnliche Erlebnisse gehabt, die Ihre persönlichen Gedanken oder Überlegungen zum Thema „was kommt nach dem Tod“ eher in die eine oder in die andere Richtung verstärkt haben?

Meine Gedanken zu Nahtoderfahrungen habe ich oben bereits dargelegt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das diesseitige Leben schon alles gewesen sein soll. Vielleicht lasse ich mal auf meinen Grabstein schreiben: „Und? War das schon alles?“

Wäre das hier wirklich alles, wäre ich vielleicht am Ende meines Lebens ein wenig enttäuscht. Andererseits wissen wir nur um die diesseitige Zeit und haben keine sicheren Erkenntnisse darüber, was danach kommt. Also sollte man sein Leben so leben, als hätte man nur dieses eine. Rein auf die Hoffnung hin, da komme noch was ganz Dolles, sich im Hier und Jetzt zu kasteien, das hielte ich für den falschen Weg.

Wir sollten damit erst anfangen, wenn wirklich mal jemand zurückgekommen ist.


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In „Frag doch den Undertaker!“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 16. Februar 2010 | Revision: 24. Juli 2012

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14 Jahre zuvor

Ich versuche mein Leben so zu leben, dass ich mich morgens im Spieegel ansehen kann. Über den Erfolg läßt sich da trefflich streiten *g* Ich tue das, weil ich es für wichtig halte. Weil mir andere Menschen wichtig sind. Und weil ich meine, dass wir genügend Egozentriker auf der Welt haben, die uns die Welt auf ihre eigene verdrehte Art erklären wollen, dass wir da nicht noch mehr brauchen. Das ist *meine* Lebensphilosophie, die zugegebermaßen nicht jeder teilen muss. Da kann ich auch keinen zu zwingen, ich kann aber für mich glauben, dass derjenige, der sich anders verhält, nicht mehr alle Latten am Zaun hat 🙂 Ich tue das nicht aus einer ominösen Angst vor einem göttlichen Wesen, dass mir evtl. nach meinem Tod auf die Finger klopft oder mich ohne Abendessen ins Bett schickt, sondern weil ich bestimmte Verhaltensregeln für mich als richtig erkannt habe und sie deshalb befolge. Blinde Religiosität und blinder Gottglaube ohne eigene Verantwortung – das sind Fanatiker. Sie glauben, sie tun alles für ihren Gott und merken nicht, dass sie… Weiterlesen »

Micha
14 Jahre zuvor

Ich hab mich als Kind damit getröstet, dass das Universum
keinen Anfang und kein Ende haben kann, weil das unlogisch wäre –
wie könnte es sonst entstanden sein?

Also muss es in Zyklen existieren, unendlich oft entstehen und wieder
vergehen. Wenn das so ist, dann ist die Konfiguration jedes Universums
zufällig verteilt, bei jedem Zyklus entstehen und vergehen Welten,
Moleküle fliegen zusammen und wieder auseinander.

Da diese Zyklen unendlich oft passieren, MUSS es irgendwann in Äonen
dazu kommen, dass genau meine Moleküle, alles was mich als Menschen
ausmacht, wieder zusammenfindet, und ich wieder ein Leben führe.

Vielleicht genau das gleiche, vielleicht mit leichten Abweichungen –
wenn man den Gedanken konsequent zu Ende führt, dann vermutlich alle
möglichen Leben.

Diesen Gedanken fand ich persönlich tröstlich. Mittlerweile hab ich
einfach nur Angst vor der Auslöschung, die der Tod bedeutet.

Kirstin
14 Jahre zuvor

„Und? War das schon alles?“ Den Spruch für den Grabstein find ich gut. 🙂

14 Jahre zuvor

E = mc2

JohnB
14 Jahre zuvor

@Tom: „frag mich in 70 Jahren.“ Häh, Häh. Optimist!

14 Jahre zuvor

@JohnB: Er will dann bestimmt mit Johannes Heesters im Altenheim die Leute unterhalten *g*

14 Jahre zuvor

OK, wir treffen uns zur Geisterstunde.

Salat
14 Jahre zuvor

@8: Ja, aber der ist befangen…

Salat

HeinrichN
14 Jahre zuvor

„Wir sollten damit erst anfangen, wenn wirklich mal jemand zurückgekommen ist.“

Einer ist zurückgekommen: Jesus.

simop
14 Jahre zuvor

@8, 9:
Und sollte er nochmals zurückkommen, ist es eh egal, was er zu sagen hat…

LOGGEDin
14 Jahre zuvor

In einem anderen Buch sind zwei weitere Personen zu den Lebenden zurückgekehrt: Rotkäppchen und seine Großmutter. 😉

llamaz
14 Jahre zuvor

Für mich stellt sich das anders dar. Wenn ich am Ende meines Lebens feststellen sollte, da kommt jetzt die ewige Glückseligkeit oder sonstirgendwas – dann frag ich mich doch: Was sollte denn dann der ganze Scheiß hier?

Oliver
14 Jahre zuvor

Es wird ja bei Nahtoderfahrungen immer von einem hellen Licht berichtet. Was ist aber, wenn das nur Gottes letzter Spaß ist, ein riesiger Insektenvernichter? Ein Licht, ein Licht *britzel*…

14 Jahre zuvor

„Und? War das schon alles?“
—-

Oder: „Zum Fortsetzen CD2 einlegen“.

*lach*

Sensenmann
14 Jahre zuvor

Am Himmelstor klopft es. Petrus öffnet, draußen steht ein Mann. „Hallo, ich bin der Hu…“ – und weg ist er. Petrus zuckt die Schultern und schließt die Tür wieder. Etwas später klopft es erneut, vor der Tür steht derselbe Mann wie vorher und sagt: „Hallo, ich bin der Hu…“ – und wieder ist er weg. „Komischer Typ“, denkt sich Petrus und geht wieder. Da klopft es wieder an der Tür, draußen steht wieder der gleiche Mann. „Hallo, ich bin der Hu…“ – und wieder weg. „Verarschen kann ich mich alleine!“ brüllt Petrus und geht wieder. Da kommt Gott dazu und sagt: „Ist schon in Ordnung, Petrus. Das ist der Hubert, der liegt gerade auf der Straße und wird wiederbelebt.“

simop
14 Jahre zuvor

@Sensenmann: *wegschmeissvorLachen*

Meri
14 Jahre zuvor

@Oliver:
Bei weitem nicht immer – soweit ich das richtig in Erinnerung habe bei gerade mal einem Drittel. Die Unterschiede sind schon recht groß … Interessant ist aber (wie ich finde) die Erfahrung, außerhalb seines Körpers zu sein und beschreiben zu können, was man sieht, bevor man Richtung Licht geht oder in eine Art Tunnel gesogen wird. Es gibt Menschen, die bis ins Detail von ihrer OP berichten, von dem, was Ärzte, Schwestern etc. gesagt oder getan haben, während sie gerade „verstarben“. Das spricht für mich gegen die Theorie „letztes Hirnflackern vor der endgültigen Dunkelheit“.

Aber wie auch immer, das ist in letzter Konsequenz eine Frage des Glaubens und muss von jedem selbst beurteilt werden. Ich mag ja den Ansatz aus „Mieses Karma“, bei dem jeder das bekommt, an was er glaubt. Also die Christen das ewige Leben, die anderen die Wiedergeburt usw *gg*




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