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FINALE war SPITZE!

Jetzt ist FINALE eine halbe Woche her und ich war ja sehr gespannt auf die Reaktionen hier aus dem Umfeld. Die Presse hatte vorher schon ausführlich berichtet, die Berichterstattung über die Veranstaltung ist noch umfassender ausgefallen. Alles durchaus positiv und mit sehr großen Fotos.

Während der Veranstaltung ist ein Ehepaar unter Protest aus dem Saal gezogen. Wie erzählt wird, habe man den Tischnachbarn hatte man wohl gesagt, daß man wegen des von der Soundtechnik veranstalteten Nebels gehe. Beim Auszug aus dem Saal hatte man dann seine Meinung geändert und einigen Leuten zugeraunt, das Ganze ginge ihnen zu nahe und bis man an der Tür war, war man bei der Version angekommen, im Saal sei es zu voll, zu kalt, zu warm, zu zugig und zu stickig…

Ich schreibe das so, weil es kennzeichnet, in was für einem Wechselbad der Gefühle sich die Leute befunden haben. Ganz zu Anfang bekommt man eine Szene geboten, die das Sterben und das „auf die Reise gehen“ der Seele versinnbildlicht… …bis dann der Sarg hereingetragen wird und die große Schau beginnt.

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„Es ist kalt!“, jene Geschichte die vom Tod eines Jungen erzählt, zieht die Leute in ihren Bann, man könnte eine Stecknadel fallen hören. Wer in Forchheim dabei war, der kennt diesen Effekt und weiß, wie eindrucksvoll „Deiner von Damals“ das vorträgt.

Dann werden die Leute mit Musik wieder aus ihrer gedrückten Stimmung herausgeholt, es wird gesungen, musiziert und mit den „Ghostriders in the sky“ ist auch ein Titel dabei, der den Leuten das Herz wieder frei fegen kann.

So geht es dann im steten Wechsel und irgendwann kommt dann „Schneewittchen einst im Sarge lag“, diese Geschichte um eine Familie aus religiösen Eiferern, die ihre Verstorbene bei der offenen Aufbahrung nach und nach in eine groteske Faschingsprinzessin verwandeln und das ganz besonders natürlich finden.
Hier lachen die Leute herzhaft, erst versteckt, weil über sowas lacht man ja nicht, dann entspannter, denn man merkt, es ist eine durchaus lustige Geschichte und am Ende gibt es befreiten Applaus.
Den gibt es auch bei der Geschichte von Oma Gretel, die unbedingt neben ihrem geliebten Paul liegen will und es wegen behördlicher Schwierigkeiten nicht zu schaffen scheint, bis der Bestatter etwas nachhilft und ihr doch zum gewünschten Platz verhilft. Gerührt und erleichtert ob des Sieges des Schwächeren sind die Leute auch hier ganz heftig mit dem Beifall dabei.

Am Ende war die Begeisterung groß. Ich wurde von so vielen Leuten angesprochen und habe schön brav mitgezählt, etwa 60 Personen haben sich begeistert und sehr positiv ergriffen gezeigt, das war etwa die Hälfte der Anwesenden. Ich schätze, daß etwa 100 Leute anwesend waren. Andere schätzten weitaus mehr.
Hierüber gibt es auch unterschiedliche Zahlen. Die Zahl der tatsächlich Anwesenden und der Striche auf der Eintrittsliste weichen doch voneinander ab. Es waren viel mehr Leute da, man schätzt gut 130-140 Personen, offiziell waren es etwa 120.

Ich habe keine Ahnung, wieviele Leute wirklich da waren, genau wissen das aber die fleissigen Helfer der örtlichen Kulturinitiative „kien“.

Auch auf der Straße wurde ich inzwischen angesprochen und die Leute zeigen sich auch einige Tage nach FINALE noch sehr angetan. Eine ganz neue Sichtweise hätte ihnen das Ganze vermittelt, ein Tabu sei durchbrochen worden, sowas hätte man überhaupt noch nicht gesehen…

Direkt nach der Veranstaltung, während ich mit den verbliebenen Besuchern noch zusammen war, sind etwa 10-12 in eine benachbarte Kneipe gezogen und haben sich entsetzt gezeigt. Fürchterlich sei es gewesen, schrecklich, so etwas könne man doch nicht bringen…
Eine dieser Personen hat dann die Zauberformel ausgesprochen: Sie habe sich ganz etwas anderes vorgestellt. Insgesamt sei es ja ganz gut gewesen, aber man habe was vollkommen anderes erwartet.

Und was hatte man erwartet? Ich mein, das Plakat gibt nicht viel her.
Literarisch, musikalisch, anders, so heißt es da und deutet ja mehr als eindringlich an, daß es sich um mal etwas ganz anderes handelt, man sich als Zuschauer also auf etwas Neues, Fremdes, Ungewöhnliches einlassen muß. Deutlicher kann man das, meiner Meinung nach, nicht aufs Plakat schreiben.
Dann stand da noch: Wenn Du im Sarg liegst, haben sie Dich zu letzten Male reingelegt.
Damit war das Thema abgesteckt und auch das Foto auf dem Plakat, die Füße mit dem Zehenzettel aus der Leichenkammer, zeigten ja mehr als deutlich, daß man nicht auf „Bimbo den lustigen Clown und seine 14 dressierten rosa Zwergpudel“ hoffen durfte.

Doch wodurch kam es dazu, daß einige sagen, sie seien unter völlig falschen Voraussetzungen da hin gegangen? Nun einmal darf man auch bei FINALE nicht davon ausgehen, daß der liebe Gott alle Zuschauer mit der gleichen Menge an Intelligenz und Synapsenbeweglichkeit ausgestattet hat. Mit anderen Worten: Ein paar sind immer drunter, ein paar Doofe sind immer drunter und ein paar, die auch Versehen gekommen sind, sind auch immer dabei, bei jeder Veranstaltung.

Man könnte also meinen:

Die anderen sind vom Veranstalter aufs Glatteis geführt worden, der -trotz der Hinweise der Finalisten und meinerseits und obwohl er das Programm von DVD kannte- vehement davon überzeugt blieb, es handele sich um eine durchweg lustige Veranstaltung „mit schwarzhumorigem Witz“.

Nö, so ist es nicht! FINALE ist von den Machern so angelegt, daß es -ähnlich wie das Blog hier und meine Bücher zum Blog- von tiefem Mitgefühl, über Trauer bis hin zum erleichterten Auflachen alle Farben des emotionalen Regenbogens herauskristallisiert. Das wurde auch im Vorfeld ausreichend so propagiert. Fakt ist, daß Organisator Achim Wirths meiner Meinung nach stets nur von „schwarzhumorig“ gesprochen hat. Und was man nun unter schwarzem Humor versteht, mag jeder etwas anders sehen.
Man kann weder sagen, daß einen ein düsterer Abend erwartet, noch daß man hinterher beschwingt und fröhlich nach Hause geht. Man soll zum Nachdenken angeregt werden und gut zwei Stunden Spitzenmusik und klasse Gesang erlebt haben.

Eine NAchbarin sagte mir:

„Wenn aber schon in den vorherigen Presseankündigungen von „schwarzhumorigem Witz“ die Rede ist und der Veranstalter das auch noch in der Anmoderation zum Besten gibt und einen vergnüglichen Abend wünscht, bei dem das Zwerchfell wackelt, oder so…, ja was erwarten die Leute dann?
Die erwarten sowas wie Mario Barth und Cindy aus Marzahn, die jetzt den Bestatter veräppeln oder veralbern.“

Kein Wunder also, daß so etwa 20 der Anwesenden etwas völlig anderes erwartet hatten und trotz der guten Musik enttäuscht waren.
FINALE ist schwere Kost. Nicht weil man sie erst verdauen muß oder weil das Thema so schwierig ist. Nein, man muß zuhören können, man muß auch bei den Liedern zuhören und verstehen, welche Botschaft da gesungen wird und man muß zwei Stunden lang aufmerksam sein.

Die meisten waren das und der überwiegende Teil des Publikums hat Plakate und Botschaft richtig verstanden. Diese etwa 100 Personen sind zufrieden nach Hause gegangen und etliche haben gefragt, wann denn FINALE mal wieder kommt, sie kennen da noch Leute, die das auch mal sehen sollten.

Ich bin gespannt, wie sich dieses Projekt weiter entwickelt, denn es ist ja kein „Konzert“ und kein „Theaterstück“, sondern ein Kunstprojekt, das in ständiger Weiterentwicklung steht und von jeder einzelnen Aufführung Impulse mitnimmt, um sich zu ändern und zu verbessern.

Als Autor war es für sehr schön, mal zu sehen, was Künstler einer ganz anderen Gattung aus meinen Texten machen können und ich war ja an diesem Abend bewußt und erklärtermaßen nur Gast. Ich habe das nicht veranstaltet, nicht bestellt und nicht organisiert, ja ich hatte FINALE bis dahin auch noch nie am Stück gesehen.

Ich bin immer noch sehr angetan und überwältigt von der Veranstaltung. Mir hat es spitzenmäßig gefallen.

Und den Organisatoren von der Kunst- und Kulturinitiative „kien“ gebührt ein großes Dankeschön, allen voran Achim Wirths, der sich ungeheuer ins Zeug gelegt hat.

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(©si)