Menschen

Frau Kloppensteiner verschenkt heisse Filme

Inzwischen ist der Sterbefall, den wir im Auftrag der Frau Kloppensteiner abgewickelt haben, längst schon abgehakt, verbucht und erledigt. Da ruft Frau Kloppensteiner noch einmal bei uns an, bedankt sich nochmals ganz herzlich für die nette Betreuung und weist darauf hin, daß sie den Rechnungsbetrag bereits vor Tagen überwiesen hat.

Das machen alte Leute oft so, sie rufen an und kündigen an, daß sie die Überweisung gleich morgen machen werden, melden sich dann und verkünden, daß sie die Überweisung getätigt haben und nach einigen Tagen sagen sie nochmals Bescheid, daß das Geld unterwegs sein müsste. Manche sind immer noch skeptisch was den bargeldlosen Zahlungsverkehr anbetrifft.

Ich kann Frau Kloppensteiner beruhigen, das Geld sei da, sage ich ihr und bedanke mich meinerseits für die prompte Bezahlung.

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Das ist bei älteren Leuten in der Regel kein Problem, aber eben auch nicht selbstverständlich. Erst kurz vorher hatte ein 76jähriger mich am Telefon angeflaumt, ich solle mal nicht so voreilig sein, bei ihm komme jeder mit dem Bezahlen an die Reihe, aber schließlich habe er jetzt erst einer durchreisenden Dachdeckertruppe den Auftrag zur Renovierung seines Daches gegeben und dafür auf die Schnelle 12.000 Euro gebraucht.

Ich wollte ihn noch spontan vor solchen fliegenden Handwerkern warnen, aber ganz offensichtlich wären meine Ratschläge ja sowieso zu spät gekommen.
(Wenn man das Gefühl hat oder es sehen kann, daß am Dach etwas kaputt ist, dann holt man sich mehrere Angebote von niedergelassenen Firmen ein. Das gilt auch für Fenster-, Tür- und Rolladenreparaturen. Handwerker, die angeblich ganz zufällig in der Nachbarschaft sind und einem mal eben ein ganz dolles Super-Sonderangebot machen können, sind in der Regel keine seriösen Firmen. Selbst wenn die Arbeit ordentlich ausgeführt werden sollte, was nicht immer der Fall ist, so wird die Sache am Ende meist doch wesentlich teurer als vorher angekündigt und vor allem sind die Firmen hinterher ins Nichts verschwunden und man wird bei Reklamationen Schwierigkeiten haben. Also lieber Finger weg!)

Nun werden wir also bei diesem 76jährigen noch etwas warten müssen.
Frau Kloppensteiner hat ja schon bezahlt und möchte ihrer Dankbarkeit noch zusätzlich Ausdruck verleihen:

„Wissen Sie, mein Mann der hat da so Filme gehabt. Ich gucke sowas ja nicht, aber der hat die immer so ganz gerne mal geguckt. Das hat der halt gemacht wenn ich nicht da war. Ich hab‘ immer gesagt: ‚Mir ist das egal, wenn Du so Filme anguckst, aber ich bin da schon zu alt dafür.‘
Ich habe bestimmt eine ganze Umzugskiste voll mit diesen Dingern. Vielleicht möchten Sie die ja haben, sie haben schließlich Kinder und ganz junge Mitarbeiter. Denen könnte sowas doch Spaß machen. Für mich ist das nichts, ich würde mich schämen wenn die Damen aus meinem Kaffeekränzchen das sehen würden daß ich so Filme hab. Für unsereins ist das doch nichts.“

Manni ist dann später noch bei Frau Kloppensteiner vorbei gefahren und hat die Kiste mit den Filmen abgeholt.
Mal ohne es den Damen im Büro zu sagen haben wir lüsternen alten Säcke die Box in den Keller getragen und das Klebeband aufgeschnitten. Was würde uns wohl erwarten?

Gut, ich gebe zu, wir waren schon etwas enttäuscht, als wir sahen, daß es sich um lauter selbstaufgenommene Videocassetten handelte:
„Der gestiefelte Kater“
„Dornröschen“
„Schneewittchen und die sieben Zwerge“
„Rotkäppchen“
„Urmel aus dem Eis“
„Der Löwe ist los“
„Ali Baba und die 40 Räuber“
„Biblische Geschichten, gespielt mit Stockpuppen“

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(©si)