Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Wem gehören aber die weggeworfenen Gegenstände in der Abfallecke eines Friedhofs?
Liebe Marita,
Deine „Weingarten“-Verwechslung ist klasse, Ihr habt doch bestimmt einen Wintergarten, oder?
Aber beim Thema Blumentöpfe vom Friedhof hat nicht dein Mann recht, sondern du. Das sollte Eurer Ehe guttun, dass endlich auch mal die Frau Recht bekommt.
Wem gehören die abgelegten, weggeworfenen Sachen auf dem Friedhof?
Abgelegte Blumentöpfe, Kranzunterlagen, Gesteckschalen oder Vasen auf dem Kompost des Friedhofs sind kein herrenloser Abfall, sondern gehören dem Friedhofsträger – also in der Regel der Stadt, der Kirchengemeinde oder einem Zweckverband.
Das liegt daran, dass diese Gegenstände:
- auf öffentlichem oder kirchlichem Grund liegen, und
- in den Verantwortungsbereich der Friedhofsverwaltung fallen.
Wer dort einfach etwas wegnimmt, begeht streng genommen im juristischen Sinne eine „Aneignung fremden Eigentums“ (§ 246 StGB – Unterschlagung) oder, wenn man es genau nimmt, sogar „Diebstahl geringwertiger Sachen“ (§ 242 StGB). Dass es sich dabei um Abfall handelt, ändert nichts, solange dieser nicht ausdrücklich freigegeben oder entsorgt wurde.
Ähnliches gilt ja auch bekanntermaßen für Sperrmüll und Sachen in Abfallcontainern.
Der Komposthaufen auf dem Friedhof ist also kein Selbstbedienungsmarkt.
Die bessere Lösung
Ich würde einfach mal den Friedhofsverwalter oder einen Friedhofsgärtner freundlich fragen. Viele Friedhöfe geben ausgediente Pflanztöpfe sogar gern kostenlos ab, wenn man höflich fragt. Manchmal steht auch ein Korb mit „zu verschenken“-Töpfen bereit.
Und mal ehrlich: Ein paar gebrauchte Plastiktöpfe aus der Gärtnerei kosten kaum was. Dafür lohnt sich kein Risiko, dass dich irgendjemand wegen „Topfklau“ böse anschaut.
Du kannst natürlich auch andere Leute, die Gräber pflegen, direkt ansprechen, ob sie Dir die Sachen schenken, bevor sie sie wegwerfen, ist ja klar. Da ist dann der Eigentumsübergang noch nicht erfolgt.
Bonustipp
Wenn du gebrauchte Pflanztöpfe bekommst, solltest du sie unbedingt gründlich reinigen. In alten Töpfen können Pilzsporen, Bakterien oder Schädlingslarven sitzen, die deine neuen Pflanzen befallen könnten. Du kannst Dir alles Mögliche dadurch in Deinen „Wein-/Wintergarten“ einschleppen. Am besten wäschst Du die Töpfe heiß mit etwas Spülmittel aus und desinfizierst sie anschließend mit verdünnter Essiglösung oder Alkohol – dann sind sie wieder wie neu.
Was für Töpfe gilt, gilt auch für alles andere
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das hier Gesagte auch für alles andere gilt, was auf den Friedhöfen weggeworfen wurde, also beispielsweise auch für entsorgte Pflanzen. Ich weiß, dass manche Leute sich weggeworfene Pflanzen mit nach Hause nehmen, die wieder aufpäppeln und dann im Garten oder auf dem Friedhof wieder auspflanzen. Das ist auf jeden Fall eine gute Idee, aber auch hier musst Du fragen.
Fazit
Auf dem Friedhof bitte nichts einfach mitnehmen. Erst fragen – dann pflanzen.
Bildquellen:
- panzerknacker_800x500: Peter Wilhelm KI
Hashtags:
Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
#Bestatterweblog Leserfrage #Friedhof Eigentumsrecht #Friedhof Pflanztöpfe #Friedhofskompost #Garten Tipps Senioren #gebrauchte Blumentöpfe reinigen #Nachhaltigkeit im Garten #Plastikblumentöpfe recyceln #Umweltbewusst gärtnern #Wintergarten Pflanzenpflege


















Bitte keine Kommentare, bevor Tia den Rahmen abgesteckt hat (fremddeutsch „Framing“).
Hi Stefanie, mache ich ja gerne für Dich, welchen Rahmen hättest Du denn gerne?
Und wenn Du zum Thema eine Ansicht hast, „erlaube“ ich Dir diese „rahmenlos“ zu äußern.
Gerne darfst Du auch Plastikmüll vom Friedhof an Dich nehmen, und wenn ich Dich dabei sehen würde, würde ich es Dir gönnen u wegschauen.
LG und gut dass Du gefragt hast. 🙂
Hi Tia, nur nicht diproxillieren lassen. Über all die Jahre wurden hier eine Viertelmillion Kommentare abgegeben.
Das Bestatterweblog und sein Betreiber haben alles ausgehalten und überstanden.
Deshalb kann ich sagen, dass jeder Kommentar, wenn er nicht -egal in welcher Hinsicht- unter die Gürtellinie geht, sehr willkommen ist.
Das Ganze lebt doch sowohl vom Zuspruch, als auch vom Widerspruch und natürlich auch von einer gewissen Streitkultur.
Im Zweifelsfall haben sowieso alle Recht, denn was wirklich ist, das werden wir vielleicht nie oder erst dann erfahren, wenn es keine Auswirkungen mehr hat.
Das Ganze hier soll doch Spaß machen.
Also nicht verdrießen lassen.
🙂
Das ist halt einn Problem unserer Wegwerfgesellschaft – daß auch eindeutig Weggeworfenes dann wemandem „gehört“. Ohne daß dieser jemand damit erkennbar was anfangen könnte.
Wir brauchen eine Gestzesänderung. Daß alles, was jemand erkennbar loswerden will (und was nicht für den offiziellen „Müllsammler“ einen Wert hat oder aus anderen Gründen nicht wieder in den Verkehr gebracht werden soll oder darf) freies Gut ist, das jeder wiederverwerten darf.
Aber für Bürokraten geht es nicht um sinnvolle Wiederverwertung, sondern mehr oder weniger um formale juristische Kriterien.
Wir haben hier im Ort einen Wertstoffhof mit total fixierten Mitarbeitern. Woanders darf man ein weggeworfenes Fahrrad oder ein altes Fenster aus den Containern rausholen, wiederverwerten. Hier keine Chance. Vernichtung, bestenfalls Downcycling, das ist anscheinend das oberste Ziel.
Aber Merz und Söder und Konsorten geht das wohl völlig am Sitzfleisch vorbei.
Wenn satte Menschen, die an einem übervollen Tisch sitzen, darüber entscheiden sollen, was die anderen zu essen bekommen, geht das nie gut aus.