Frag doch den Undertaker

Gratis-Töpfe vom Friedhof? Warum das keine gute Idee ist

Ein älteres Paar hat Augenbinden auf und stiehlt Plastikblumentöpfe

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Wem gehören aber die weggeworfenen Gegenstände in der Abfallecke eines Friedhofs?

Herr Wilhelm, ich hab versucht Sie telef. zu erreichen, aber da ging nur ein AB dran. Ist aber nicht schlimm.
Meine Frage: Mein Mann und ich haben uns im Alter einen Weingarten gegönnt. Mit schön viel Glas hinten am Haus angebaut, sodass man so zu sagen draussen sitzt, aber doch drinnen.
Der hat verschiebbare Türelemente und im Sommer ist er offen.
Wir kaufen derzeit viel Grünepflanzen zur Bestückung des Weingartens der ja wie ein Treibhaus ist.
Inzwischen bilden die Pflanzen auch Ableger und Sprösslinge. Die topfen wir ein. Nun kosten auch Töpfe auf Dauer ordentlich Geld.

Wir haben gesehen, dass auf unserem Friedhof auf und neben dem Kopost Massen von Plastikblumentöpfen weggeworfen herumliegen.
Frage: Dürfen wir die einfach mitnehmen?
Mein Mann sagt, das ist Abfall und der Besitzer hat das Eigentum daran aufgegeben, man darf das.
Ich sage, dass die aber mit dem Entsorgen quasi an den Eigentum des Friedhofs gehören.

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Wer hat Recht?

Liebe Marita,

Deine „Weingarten“-Verwechslung ist klasse, Ihr habt doch bestimmt einen Wintergarten, oder?

Aber beim Thema Blumentöpfe vom Friedhof hat nicht dein Mann recht, sondern du. Das sollte Eurer Ehe guttun, dass endlich auch mal die Frau Recht bekommt.

Wem gehören die abgelegten, weggeworfenen Sachen auf dem Friedhof?

Abgelegte Blumentöpfe, Kranzunterlagen, Gesteckschalen oder Vasen auf dem Kompost des Friedhofs sind kein herrenloser Abfall, sondern gehören dem Friedhofsträger – also in der Regel der Stadt, der Kirchengemeinde oder einem Zweckverband.

Das liegt daran, dass diese Gegenstände:

  • auf öffentlichem oder kirchlichem Grund liegen, und
  • in den Verantwortungsbereich der Friedhofsverwaltung fallen.

Wer dort einfach etwas wegnimmt, begeht streng genommen im juristischen Sinne eine „Aneignung fremden Eigentums“ (§ 246 StGB – Unterschlagung) oder, wenn man es genau nimmt, sogar „Diebstahl geringwertiger Sachen“ (§ 242 StGB). Dass es sich dabei um Abfall handelt, ändert nichts, solange dieser nicht ausdrücklich freigegeben oder entsorgt wurde.

Ähnliches gilt ja auch bekanntermaßen für Sperrmüll und Sachen in Abfallcontainern.

Der Komposthaufen auf dem Friedhof ist also kein Selbstbedienungsmarkt.

Die bessere Lösung

Ich würde einfach mal den Friedhofsverwalter oder einen Friedhofsgärtner freundlich fragen. Viele Friedhöfe geben ausgediente Pflanztöpfe sogar gern kostenlos ab, wenn man höflich fragt. Manchmal steht auch ein Korb mit „zu verschenken“-Töpfen bereit.

Und mal ehrlich: Ein paar gebrauchte Plastiktöpfe aus der Gärtnerei kosten kaum was. Dafür lohnt sich kein Risiko, dass dich irgendjemand wegen „Topfklau“ böse anschaut.

Du kannst natürlich auch andere Leute, die Gräber pflegen, direkt ansprechen, ob sie Dir die Sachen schenken, bevor sie sie wegwerfen, ist ja klar. Da ist dann der Eigentumsübergang noch nicht erfolgt.

Bonustipp

Wenn du gebrauchte Pflanztöpfe bekommst, solltest du sie unbedingt gründlich reinigen. In alten Töpfen können Pilzsporen, Bakterien oder Schädlingslarven sitzen, die deine neuen Pflanzen befallen könnten. Du kannst Dir alles Mögliche dadurch in Deinen „Wein-/Wintergarten“ einschleppen. Am besten wäschst Du die Töpfe heiß mit etwas Spülmittel aus und desinfizierst sie anschließend mit verdünnter Essiglösung oder Alkohol – dann sind sie wieder wie neu.

Was für Töpfe gilt, gilt auch für alles andere

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das hier Gesagte auch für alles andere gilt, was auf den Friedhöfen weggeworfen wurde, also beispielsweise auch für entsorgte Pflanzen. Ich weiß, dass manche Leute sich weggeworfene Pflanzen mit nach Hause nehmen, die wieder aufpäppeln und dann im Garten oder auf dem Friedhof wieder auspflanzen. Das ist auf jeden Fall eine gute Idee, aber auch hier musst Du fragen.

Fazit

Auf dem Friedhof bitte nichts einfach mitnehmen. Erst fragen – dann pflanzen.

Bildquellen:

  • panzerknacker_800x500: Peter Wilhelm KI

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(©si)