Schwester Klara ist leicht, ich hätte sie alleine auf den Holzkarren heben können, aber zu zweit geht das doch besser. Während Flensen und ich die Karre mit der eingewickelten Leiche zum kleineren der beiden Klosterfriedhöfe schieben, denke ich über den Bestattungsritus dieses Ordens nach. Offenbar gibt man nicht viel auf die Totenfürsorge. Soviel ich weiß, wachen die anderen Schwestern eine Weile bei der Toten, danach ist der Leichnam nur noch leblose Hülle und sie messen dem keine besondere Bedeutung mehr bei. Der Friedhof und die Tatsache, daß keine der Schwestern bei der Grablegung dabei ist, sprechen dafür. Ob da noch ein Priester eine Aussegnung gemacht hat? Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind die Papiere da, Sterbeurkunde, klösterlicher Bestattungschein, alles perfekt. Die Schwestern legen mir die Papiere immer zur Leiche, ich brauche sie aber nicht. Ich stelle mir vor, wie eine der Schwestern mit den Papieren, die der Dorfarzt dagelassen hat, zum Rathaus radelt und die Sterbeurkunde holt. Offenbar bekommen die auch regelmäßig schon aus Traditionsgründen eine Sondergenehmigung, die Bestattung so schnell vornehmen zu dürfen. Nicht alle Nonnen kommen ja auf den Klosterfriedhof. Die meisten werden wohl in ihrer Heimatgemeinde bestattet, ich muß irgendwann mal genau fragen. Jedenfalls hatte man mir schon einmal erzählt, daß in dieses Kloster vornehmlich die ganz alten Schwestern kommen, die lange irgendwo Dienst getan haben. Es muß aber im Bayerischen noch ein Kloster geben, wo man dann ganz am Ende seines Lebens gepflegt werden kann.
Vor hundert Jahren gab es gleich nebenan auch ein Männerkloster, das einen viel größeren Friedhof hat. Aber das Männerkloster steht schon so lange leer und ich weiß gar nicht, wann wir die letzte Bestattung auf dem größeren Friedhof, wo es eine Männer- und eine Frauenabteilung gibt, gemacht haben.
Eigentlich sind das viele Fragen, die mir da so in den Sinn kommen und ich beschließe, nachher bei der Suppe mal zu fragen.
Wir sind endlich mit der Karre am Grab angekommen, lassen sie stehen und gehen zum Auto zurück. Flensen wendet den Wagen und schaltet die Scheinwerfer ein, damit wir mehr Licht am Grab haben. Der Sarg, den wir zum Grab tragen ist fast schwerer als Schwester Klara.
Flensen treibt zur Eile und ich merke, daß er keine Lust mehr hat und jetzt allmählich wieder nach Hause will. Mir geht es ebenso und so beeilen wir uns, den Sargunterkasten in das Grab zu lassen. Jetzt noch Schwester Klara, dann der Deckel.
„Und wie geht das jetzt?“ will Flensen wissen. Ich sage: „Ein Tau um den Oberkörper, eins um die Beine, jeder von uns nimmt zwei Tauenden, Sie oben, ich unten und dann einfach runterlassen.“
„Dann geh ich aber an die Füße“, verlangt Flensen und ich sehe ein, daß er Recht hat, der Oberkörper ist immer schwerer und ich bin kräftiger gebaut als er.
Ich zähle auf Drei und gleichzeitig heben wir Schwester Klara an den beiden Tauen an und heben sie über die Grube. „Jetzt langsam ablassen“, kommandiere ich und so machen wir es auch. Das geht aber gar nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben. Mal ist der Kopf zu tief, mal sind es die Beine, aber schließlich schaffen wir es doch.
Flensen zieht schon sein Tau hoch, doch meins läßt sich nicht hochziehen. Die Tücher, die um die Leiche geschlungen sind, haben sich an der Seite gelöst und irgendwie mit dem Tau verheddert.
So sehr ich auch ziehe, ich bekomme das Seil nicht los.
„Was’n los, Chef?“, will Flensen wissen und ich ziehe nur nochmal hilflos am Tau. „Es geht nicht, irgendwas klemmt da“, sage ich.
„Lassen Sie mich mal!“ sagt Flensen und kommt herum, zieht auch ein bißchen am Tau und tatsächlich, es gibt etwas nach und wir können es 20 oder 30 Zentimeter herausziehen.
Flensen beugt sich zur Seite, nimmt die Handlampe, die inzwischen nur noch spärlich Licht spendet und leuchtet in das dunkle Grab.
Schon wieder flucht er: „Ach Du Scheiße!“ und weicht einen Schritt zurück.
— Fortsetzung folgt —
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: halloween
weiter, weiter, weiter, weiter …..
Der letzte Abschnitt sollte gegen Mitternacht kommen. Ich bin ernstlich enttäuscht 😉
Boah! Wie gemein! Grad als es spannend wird…
Das ist ja schlimmer als bei RTL 😀
Ach so, da ich schonmal dabei bin: Tach, ich bin der Neue. Lese hier schon ne Weile mit, kommentiere aber zum ersten Mal 🙂
wehe es passiert jetzt nicht was wirklich spannendes, dann is' aber was los ;)…ich kanns ja kaum noch abwarten
… das Tuch hat sich losgewickelt, Schwester Klara liegt halb unbe"wickelt" im Sarg und man muß entscheiden, wer da jetzt reinhüpft, und das Stöffchen wieder sortiert …
Mittlerweile schlägt die Glocke im Dorf Mitternacht und die Nebelschwaden haben ihren Weg in den Klostergarten gefunden.
lg
Aki Flensen 😉
Weiter! Ich kann doch jetzt nicht unwissend ins Bettchen fallen.
Ich halt die Spannung nicht mehr aus! *nägelkau*
Die Unstimmigkeiten nehmen zu.
Meeehr!! Finale!! Auflösung! Ich kann sonst nicht schlafen!
Boah, ist das aufregend! Ich glaube, wenn ich nicht gleich noch das Finale lesen kann, werde ich vor Spannung die ganze Nacht nur von verwunschenen Klöstern im Nebel träumen 😉 …
Das ist fies 🙁
Gute Nacht!
Ich tippe darauf, dass sie mit dem Kopf nach unten liegt.
Das Kloster im Bayrischen könnte Mallersdorf sein.
http://www.mallersdorf-pfaffenberg.de/framekloste…
Oder das ist einfach geäändert und der Kloster lliegt im nördlicheren Teil Deutschlands…
soso, "gleich nebenan ein Männerkloster", jaja, alles klar 😉
ich tippe darauf, dass die Tücher sich lösen und eine Teufelsfratze zum Vorschein kommt, nebst Ziegenbärtchen
Ich poste lieber nicht, was ICH mir denke… 😉
Er will Flensen an den Beinen festhalten und kopfüber runterlassen.
Flensen hat Angst, dass er aus den Händen rutscht und weigert sich. Umschau nach allen Seiten.
Keine Zeugen da, Seil fallen lassen, Deckel drauf. Viel Eichenlaub darüber – SEHR VIEL –
dann Erde drauf, dann Waschen gehn, dann Suppe.
@Mac Kaber:Was! du willst Leute von der Firma Eichenlaub draufschmeißen!