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Hmmm, lecker

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Ich war in den Karpaten. So nennen die Leute die kleine Siedlung in der Nachbarstadt. Nach dem Krieg wurden dort Einfachbauten für die ausgebombte Stadtbevölkerung errichtet, ein Provisorium für wenige Jahre. Ja und wie das eben so ist: Nichts hält länger als ein Provisorium.

Es hat fast schon was von Hinterhofromantik und Zille-Milleu, die Leute haben es sich dort sehr schön gemacht, viel Grün, viel Gemeinschaft, abseits gelegene Ruhe. Es sind einfache Leute, man geht arbeiten, bezieht Rente, findet es gemütlich dort.

Herr Kappes wohnt ganz alleine in einem der kleinen Häuschen, seine Frau ist ihm schon vor bald 20 Jahren gestorben, jetzt ist ein guter Freund „im Krankenhaus an Krebs verreckt“. Viel hat Herr Kappes selbst nicht, aber es ist für ihn selbstverständlich, daß er zur Bestattung ein bißchen etwas beisteuert, „damit der Schorsch anständig unter die Erde kommt“.

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Lang ist die Liste seiner Wünsche nicht, der Schorsch wollte verbrannt werden und Herr Kappes will die Urne ins Grab seiner Frau nehmen. Das geht aber leider nicht, seine Frau hat ein Reihengrab das Ende des Jahres ablaufen wird.

„Na gut, dann nehme ich ein kleines Urnengrab so für zwei Leute, da kommt dann der Schorsch rein, der hat doch niemanden und später leg ich mich zu ihm. Für meine Frau kann man doch bestimmt den Namen einfach mit auf den Stein schreiben oder?“

Ja, das geht, Herr Kappes ist zufrieden. Er bietet mit was Selbstgebranntes an, ich nehme einen Kleinen, das Zeug brennt wie Feuer schmeckt wie Lakritz und treibt mir Tränen in die Augen.

„Der ist so weich, den merkt man gar nicht“, meint Herr Kappes und gönnt sich noch einen, ich lehne dankend ab.
„Aber einen Happen zu Essen, den nehmen Sie doch, oder?“ will er gastfreundlich wissen. Ich lehne aber auch das ab.

Er beginnt aber mit der Zubereitung seines Abendessens. Dazu öffnet er eine Dose Ravioli, füllt den Inhalt in die Glaskanne seiner Kaffeemaschine, stellt sie auf die Warmhalteplatte der Maschine und schaltet diese ein.

„Geht prima!“

Na denn: Guten Appetit!

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(©si)