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Holunder staerkt die Manneskraft

orgel

Herr Möbius ist Musiklehrer für Flöte und Oboe. Seit 45 Jahren lebte er mit seiner seit ebenfalls 45 Jahren verwitweten Mutter zusammen. Jetzt ist die alte Frau Möbius verstorben und ihr etwas weltentrückter Sohn kümmert sich liebevoll um die Bestattung seiner „lieben Mama“.

Er hat wirklich alles sehr schön arrangieren lassen und kommt auch mit der Trauer bislang sehr gut klar, besser als ich es erwartet hatte. Nein, er falle jetzt in kein tiefes Loch, während der langen Krankheit seiner Mutter habe er sich schon in einem Trauerkreis angemeldet und sich so auf die Situation vorbereitet.

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Man habe ihn dort erst gar nicht haben wollen und hätte es nicht verstanden, daß er gekommen sei, weil seine Mama doch noch gelebt habe; aber da ihr Ende so absehbar und unabwendbar war, habe man ihn dann letztendlich doch geduldet.

Er bedankt sich, daß wir für seine Mama alles so schön gemacht haben und daß die Trauerfeier und die Beerdigung so schön gewesen seien.
Für Frau Büser, Sandy, Nadine und Antonia hat er jeweils ein kleines Biedermeier-Sträußchen machen lassen und unseren Männern bringt er kleine Fläschchen mit einem selbstgemachten Holunderlikör mit.

Nun falle es ihm schwer, das Zimmer seiner Mutter auszuräumen. Da müsse doch so allerhand weggeworfen werden. „Aber es hat ja keinen Zweck, die Sachen aufzuheben. Meine Mutter wird sie nicht mehr benötigen, ich kann das meiste davon nicht verwenden und außerdem will ich mir da einen Flügel aufstellen lassen. Ich weiß gar nicht wie ich das alles bewältigen soll, das gibt ja viel Schlepperei und ich bin ja kein Herkules.“

„Ach“, fragt Antonia ganz freundlich, unbedarft und mit erstauntem Ton: „dabei sehen Sie mir so aus, als ob Sie genug Manneskraft haben.“

Sie meinte damit einfach nur, daß er an und für sich doch ein großer starker Mann sei, jedoch haben alle der etwa acht anwesenden Personen im Raum das Wort Manneskraft sofort anders assoziiert und Sandy ist die Erste, deren krampfhaft zusammengepresste Lippen prustend aufploppen und ein lautes Lachen herauslassen.

„Schön“, sagt Herr Möbius, „daß Sie sich über meinen Likör und die Blümchen so freuen.“

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(©si)