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Hospiz

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Heute Morgen hatten wir eine ältere Dame hier, die ihren Mann beerdigen lässt. Drei Wochen hat der 84jährige Mann in der Klinik an Apparaten gehangen und sie war ja so dankbar, daß die in der Klinik alles für ihren Mann getan haben.
Ganz entrüstet äußerte sie sich darüber, daß das Pflegepersonal ihr vorgeschlagen hatte, den Kranken in ein Hospiz zu bringen.

„Ich tu doch meinen Mann nicht ins Sterbehaus!“

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Die Leute in der Nachbarschaft nennen unser Hospiz hier auch das Sterbehaus. Sie reden manchmal etwas abfällig darüber und meinen, das sei doch schrecklich, wenn man zum Sterben in ein solches Haus gebracht würde.

Ich habe da einen ganz anderen Eindruck gewonnen und bin sehr froh, daß es solche Einrichtungen gibt. Man weiß ja nie, wo man selbst mal sterben wird, aber wenn es nicht daheim im Kreise der Familie sein kann, dann wünsche ich mir, daß es in einem guten Hospiz sein wird.

Es wird ja niemand in ein Hospiz gesteckt, der nicht sowieso bald sterben wird, sondern immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst dafür. Mit anderen Worten, man kann dort keine gesunden Alten einfach zum Sterben abgeben. Offenbar meinen das aber viele Leute, denn ich höre immer wieder Aussagen wie: „Dem ging es ja gut, aber dann haben sie ihn zum Sterben weggegeben.“

So ein Unfug!

Sterben ist nicht einfach. Kaum einem ist es vergönnt, zu Hause in seinem Bett friedlich einschlafen zu dürfen. Die Realität sieht anders aus. 80% der Menschen sterben in Krankenhäusern, viele bis zur letzten Minute an Maschinen angeschlossen, um noch einen halben oder ganzen Tag mehr Leben zu erzwingen.
Dabei ist der Tod für sie unausweichlich und es wäre besser und schöner, könnten sie einfach in Ruhe sterben.

Und genau das leisten Hospize. Bei aller notwendiger Versorgung und Pflege wird auf unnötige lebenserhaltende Maßnahmen verzichtet und die Patienten werden in Ruhe und Frieden in ihrem Sterben begleitet.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Verstorbenen, die wir aus dem Hospiz abholen, einen ganz friedlichen Gesichtsausdruck haben. Außerdem geht die Fürsorge so weit, daß die Verstorbenen gewaschen und bereits in ihre letzte Kleidung oder ein Totenhemd eingekleidet sind. Die Hände sind gefaltet, der Mund verschlossen, die Haare gekämmt. Die Angehörigen haben die Möglichkeit, im Zimmer von ihrem Angehörigen Abschied zu nehmen oder den kleinen Aufbahrungsraum dafür zu nutzen.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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(©si)